Nach fast genau vier Jahren kehren Architects wieder in die Mitsubishi Electric Halle zurück. Natürlich hat das nur aus dem allseits bekannten Grund so lange gedauert. Die Metalcore-Formation aus England liebt es nämlich in Deutschland zu touren. Frontmann Sam Carter erzählte stolz, dass er Live Videos aus unserem Lande befreundeten Bands präsentiert. Der Sänger wundere sich, wieso es immer noch Bands gibt, die hier nicht touren.
Auch wenn sich der Abend ursprünglich um das 2021 erschiene „For Those That Wish To Exist“ (Review) drehen sollte, prägten einen großen Teil des Sets Titel des aktuellen Langspielers „the classic symptoms of a broken spirit“. Architects waren fleißig und haben in der Zeit der verschobenen Auftritte einfach noch ein Album veröffentlicht. Drummer Dean Searle bemerkte zu Anfang des Konzerts, dass die neue Richtung, die das Quintett hier einschlägt, auf viel Hass im Internet gestoßen sei. Die Songs sind nämlich deutlich „massentauglicher“ und erscheinen teilweise uninspiriert. Immerhin in der echten Welt, in ausverkauften Hallen, respektieren die wahren Fans Kreativität und Veränderung. Hierfür ist die Band sehr dankbar.
Gute Stimmung trotz nahezu statischer Performance?
Der Grund weshalb Searle so lange zu dem Publikum sprach ist, dass sich Carter anfangs den Fuß verletzt hatte (ausgerechnet bei der einen Show mit Schuhen ohne Absätze). Im weiteren Verlauf des Sets ließ sich der Sänger das allerdings nicht anmerken. Neben einer grandiosen Vocal-Performance bewegte er sich tüchtig über die Bühne. Die anderen Architects Musiker war eher zurückhalten, nahezu statisch. Das und der, die Halle in Zwei teilende, Wellenbrecher, ließen zu Anfang zweifeln, ob überhaupt richtig Bewegung in die Masse kommen würde. Bei der namenhaften Vorgruppe Northlane gab es nur vereinzelt bewegungsfreudige Grüppchen. Dabei muss man die Band aus Australien für ihren einwandfreien Auftritt wirklich loben.
Bei Architects herrschte allerdings ab „These Colours Don’t Run“, dem ältesten Song im Set, ein reges Treiben. Nachdem sich die Fans sortiert hatten, öffnete sich immer wieder ein ordentlicher Mosh Pit. Allerdings manchmal nicht zu den optimalsten Zeitpunkten. Für viele Fans war es nun mal vier Jahre her oder gar das erste Architects Konzert. Es trafen an dem Abend fast gleichermaßen neue und alte Fans aufeinander. Spätestens nach der von Carter angestoßenen Vorstellungsrunde sind jetzt alle Freunde. Alleine zu einer Architects Show anzureisen ist also gar kein Problem. Problematisch waren jedoch die auffallend vielen Männer, die nicht den Anstand besitzten wenigstens zum Crowdsurfen die T-Shirts anzulassen.
Ein langes und abwechslungsreiches Set
Die Tourproduktion konnte zum Glück ein wenig davon ablenken. Diese war perfekt auf das Set abgestimmt. Legte man 2019 (Bericht) noch Wert auf Feuer, um die härteren Tracks zu untermalen, so kreieren aktuell ein quadratischer Scheinwerfer-Vorhang sowie liebevoll gestaltete Animationen die passende Atmosphäre. Architects gelingt es nach der Hälfte des Sets eine Acoustic-Session zu „A Wasted Hymn“ einzustreuen, ohne dass währenddessen die Stimmung kippt. Hierzu spielten die Jungs anschließend noch die erste Hälfte von „burn down my house“ acoustisch, wechselten für die zweite Hälfte dann zum originalen Sound und gingen dann zu „Hereafter“ über. Nach insgesamt 24 Liedern beendet die Band mit einem Gruppenfoto den Abend.
Die Zeiten der von Riffs und Breakdowns vorherrschenden Songs mit stechendem Geschrei sind endgültig vorbei. Architects schreiten mit „the classic symptoms of a broken spirit“ neue Wege ein. Wer von dem Album nicht viel hält, sollte der Band jedoch weiterhin eine Chance geben. Die zugehörige Live Performance kann nämlich durchaus die Sicht darauf ändern.
So hört sich das an:
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Architects live 2023:
10.01. – Ludwigsburg, MHP Arena
12.01. – Leipzig, Haus Auensee
13.01. – Berlin, Verti Music Hall
15.01. – `S-Hertogenbosch (NL), Brabanthallen
Beitragsbild von Lucie.
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