Es ist 19 Uhr, die Leute tummeln sich im Eingangsbereich der Essigfabrik und genießen die frühsommerliche Abendluft. Man spürt, dass die Festivalsaison vor der Tür steht. LANDMVRKS laden gleich an zwei Abenden ein, um sich für die kommenden Open Airs warm zu tanzen. Jetzt nochmal in kleinem Rahmen, sogar ohne Wellenbrecher. Vor der Bühne öffnen die Fans bereits beim Opener Guilt Trip den Pit, der mit den Auftritten der nächsten drei Bands stetig wachsen würde.
Der Headliner des Abends eröffnete hier selbst bereits vor fünf Jahren und machte sich als Vorband von While She Sleeps einen Namen in der Szene. Denn LANDMVRKS haben dieses besondere Etwas, diesen crispen Sound mit enorm abwechslungsreichen Vocals. Das bleibt einfach hängen, das reißt mit und macht Bock auf mehr. Kein Wunder, dass die Franzosen die Essigfabrik an zwei Abenden füllen, mit fast 100% wechselnder Crowd. Also gut 1500 Fans. Beeindruckend ist das auch, weil es ‚nur‘ die Tour zur aktuellen Single „Creature“ ist, nachdem die Gruppe mit dem Album „Lost in The Waves“ bereits ausgiebig unterwegs war.
Zusatzshow oder Wettbewerb?
Bei zwei Shows in derselben Halle gibt es die Bands, die die Crowd des zweiten Abends anstacheln, besser als die des ersten Abends zu sein. Oder Bands, die das Konzert als gesonderten Tourstop sehen. Die zweite Vorband Like Moths to Flames zählt zur ersten Kategorie. Immer wieder erklärte Frontmann Chris Roetter, wie es gestern war und was es zu übertreffen gäbe. Die Menge gab alles sprang, rannte im Kreis, schickte crowdsufer in Richtung Bühne und kam ordentlich ins Schwitzen. Allerdings fühlte das leider erzwungen an. Vermutlich wär die Stimmung ohne Wettrennen mit dem vorherigen Konzert genauso gut gewesen. Metalcore-Shows in Köln gehen bekanntermaßen immer ab. LANDMVRKS hingegen zogen ihr Set ohne Vergleiche zum Vorabend oder Wettbewerbe durch. Interessehalber fragte Sänger Florent Salfati, wer am Abend zu vor schon da war und bedankte sich bei den ca. 20 Handhebenden für den Support. Dann gaben Band sowie Publikum einfach weiter ihr Bestes.
Szenen-Urgestein The Devil Wears Prada machten zwar auf den vorherigen Abend aufmerksam, legten den Fokus aber ebenfalls auf das Hier und Jetzt. Hauptsache es herrschte Chaos in der Box. So bezeichnete Sänger & Gitarrist Jeremy Depoyster nämlich die Essigfabrik: „this is just a box, no balcony, no vip, just you on the floor“. Die Band schaffte es, selbst mit dem 15 (!) Jahre alten „Danger: Wildman“ Chaos in der Box zu kreieren. Wie LANDMVRKS jetzt frischen Wind in die Szene bringen, waren TDWP in ihren Anfängen ebenso Vorreiter im „outside the box denken“. Und auch heute schlagen die Jungs immer wieder spannende Wege ein. Übrigens kommen TDWP Anfang nächsten Jahres auf eigene Headliner-Tour.
Mehr als nur Screamy-Screamy
Doch zurück zum Hauptact dieses Abends. Das Quintett spielte vor den dämonischen Augen des „Creature“-Backdrop, was leider hinter den Scheinwerfern etwas unter ging. Etwas über eine Stunde präsentierte die Gruppe Songs der gesamten Diskographie. Ein LANDMVRKS Konzert ist allerdings keines Wegs einfach nur eine Screamy-Screamy-Show mit Breakdowns und Moshpits. Viel mehr schaukelten die Musiker ihre Fans wie eine Welle durch den Abend. Neben fast übermenschlichen High- und Low-Screams sowie Gänsehaut-Gesang, sorgen Akkustik Einlage sowie Drum’n’Beat, Sprechgesang und Gangshouts für mehr Tiefgang an dem Abend. Wir freuen uns auf den nächsten Auftritt und sind gespannt, ob LANDMVRKS das Publikum bei Rock am Ring überzeugen. Dort kommt das „Creature“ auch sicher besser zur Geltung.
Und so hört sich das an:
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Beitragsbild von Lucie.
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