“Für wen steht ihr denn an?” wurden wir von einigen Passanten gefragt, als wir am 30.01.2024 am Club Volta in Köln auf Einlass warteten. “Für Rolling Quartz, eine südkoreanische Rockband.”, gaben wir als Antwort zurück, doch den Passanten sagte die Band nichts. Wieso wir nach ihrem Konzert in Köln allerdings der Meinung sind, dass viel mehr Menschen über Rolling Quartz (kor: 롤링쿼츠) Bescheid wissen sollten, erklären wir im folgenden Beitrag ausführlich:
Die Band besteht aus insgesamt fünf Mitgliedern: Arem (Bass), Iree (Gitarre), Yeongeun (Schlagzeug), Jayoung (Gesang) und Hyunjung (Gitarre) – allesamt ca. 1995/1996 geboren. 2019 hatten sich die fünf Koreanerinnen als Band zusammengefunden und vor allem mit Auftritten in der Clubszene Seoul für erstes Aufsehen gesorgt. Als 2020 dann die Corona Pandemie startete, konzentrierten sich Rolling Quartz darauf, ihre Präsenz in den sozialen Medien weiter auszubauen. Ihr offizielles Debüt als K-Rock Band machten sie schließlich Ende 2020 mit der Single “BLAZE”, zu der auch ihr erstes Musikvideo erschien. Laut Wikipedia schaffte es außerdem ihre erste EP “Fighting!” in die Top5 der US Rock Album Charts auf iTunes, was vor ihnen keiner anderen koreanischen Indie-Band gelungen war und zweieinhalb Jahre nach ihrer offiziellen Gründung haben Rolling Quartz es nun zu ihrer ersten Europa Tournee gebracht.
In Köln kam die fünfköpfige K-Rock Band bereits um 19:30 Uhr und ohne Support Act oder große Effekte auf die Bühne. Zugegeben: nicht gerade der fulminante Start, den wir an diesem Abend erwartet hatten. Doch nachdem jedes Mitglied erfolgreich zu ihrem Instrument gegriffen hatte, überraschten Rolling Quartz uns dann doch – mit einem unerwarteten und unterhaltsamen Rock-Cover des Kölner Karnevalshits “Viva Colonia”. Und ab Sekunde Eins war klar, dass hier wirkliche Rockstars auf der Bühne standen. Allen voran Sängerin Jayoung, deren kraftvolle und energiegeladene Stimmgewalt durch den Abend trug. Hier saß jeder einzelne Ton! Doch auch die anderen Mitglieder stachen nicht nur mit ihren bunten Haarfarben heraus, sondern brillierten durchweg als großartige Musikerinnen mit Starappeal, die nicht eine einzige Sekunde hinter ihren Instrumenten verschwanden, wie es bei anderen Bands oft der Fall ist. (Oder erinnert ihr euch noch an jeden Drummer oder Drummerin, die ihr live erlebt hat? Traurig aber wahr.) Mit Soloeinlagen, witzigen Ansagen, bruchstückhaften Deutschkenntnissen und ein wenig Fanservice-Interaktionen brachte jedes Mitglied auf ihre eigene Art und Weise Power in die Band und den gemeinsamen Auftritt.
Das Kölner Publikum zeigte sich dennoch recht verhalten. Es waren kaum Handys in der Luft zu sehen, was für Konzerte koreanischer Bands tatsächlich eher eine Seltenheit ist. Doch obwohl die Musik von Rolling Quartz eigentlich die perfekte Basis für einen Moshpit gewesen wäre, beließ das Kölner Publikum es bei einem eher bescheidenen Kopfnicken. Nur wenige der gleichermaßen weiblichen wie männlichen Fans schienen mit der Musik vertraut zu sein. Um dennoch ein wenig Bewegung in das Ganze zu bringen, forderten Rolling Quartz das Publikum immer mal wieder dazu auf, die Arme zu schwenken, bestimmte Parts mitzusingen oder ihre Fäuste mit lautstarken Hey!-Rufen in die Luft zu strecken. Das Konzept ging auf.
In weiser Vorausschau – oder weil sie einfach noch nicht genügend eigene Songs hatten – spielten Rolling Quartz gerade einmal acht eigene Songs und füllten die Setlist stattdessen mit zwölf (!) größtenteils englischsprachigen Covertracks auf. Hierbei zeigten sie eine unglaublich breitgefächerte Diversität und präsentierten von Lady Gaga, Nirvana und Metallica, bis hin zu Paramore, Måneskin und Nickelback sämtliche Tophits der vergangenen Musikjahrzehnte. Mit koreanischen Acts wie DREAMCATCHER und einem spannenden BTS x BLACKPINK Rock-Crossover der Tracks Mic Drop und Pink Venom ließen Rolling Quartz auch noch ein wenig koreanische Kultur mit einfließen. Im Nachgang auch spannend zu sehen, dass viele dieser Versionen tatsächlich ihre eigenen offiziellen Videos auf YouTube haben.
Doch zwischen all den Coversongs waren es dennoch ihre eigenen Tracks, die bei uns und dem Publikum für die meiste Begeisterung sorgte. Allen voran die aktuelle Single “Fearless”, die wohl den Höhepunkt des Abends bildete. Rockige Klänge waren hier gepaart mit einem starken Text, den die Fans sogar mitsingen konnten, während die Band auf der Bühne alles gab. Im Anschluss wurde es etwas ruhiger, als Rolling Quartz ihren Track “Azalea” anstimmten. Als melodramatische Ballade beginnend, artete der Song wenig später in einem lauten Banger aus, der vom Kölner Publikum den wohl lautesten Applaus des Abends erhielt. Den krönenden Abschluss des Abends bildete schließlich noch eine Coverversion des My Chemical Romance Hits “Helena” mit dem Rolling Quartz mich auf direktem Wege in meine Teeniezeit zurückversetzten und damit endgültig mein Herz gewannen.
Zum Abschied machte die Band noch einige Abschiedsfotos mit dem Publikum und den jeweiligen Flaggen beider Länder. Sichtlich gerührt verließen sie unter lauten Fanchören die Bühne, bevor wenig später eine Moderatorin das Wort ergriff. Alle Besucher*innen seien dazu eingeladen, noch am anschließenden Hi Touch Event teilzunehmen. Dieses war Teil der VIP Pakete, die man im Vorfeld käuflich erwerben konnte, doch auch ohne Aufpreis durften nun alle Fans in den Genuss kommen, der Band zum Abschied ein High Five zu geben. Die restlichen VIP Upgrades wie ein gemeinsames Foto mit der Band, sollten im Anschluss an das Hi Touch Event stattfinden, sodass uns das frühe Konzertende um 21 Uhr nur wenig überraschte.
Nach unserem High Five und Abschied von der Band machten wir uns grinsend auf dem Weg zurück zum Parkhaus. Was Rolling Quartz uns an diesem Abend geboten hatten, war nicht nur eine grandiose Liveshow, sondern auch jede Menge Spaß und unglaubliche Girl Power. Wir würden uns wünschen, dass mehr Musikfans auf die südkoreanische Girlband aufmerksam werden. Mit der richtigen Fanbase – zum Beispiel Hörer*innen ähnlicher Bands wie Halestorm, Within Temptation oder Delain – haben Rolling Quartz nämlich in jedem Fall das Potential, die Herzen und Bühnen der Welt im Sturm zu erobern.
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