Auf dem Weg zu Sam Fender freue ich mich auf das Konzert, bin aber auch ein bisschen skeptisch, was mich erwarten wird. Aber wer ist Sam Fender überhaupt? Der Singer/Songwriter stammt aus North Shields einer kleinen Stadt im Nordosten Englands, große Aufmerksamkeit erhielt er für seinen Song “Play God”, der im Videospiel FIFA 2019 prominent platziert ist. 22 Jahre jung ist der Musiker und ebenso jung und hip ist auch das Publikum, welches an diesem Abend den Weg ins Artheater Köln auf sich genommen hat. Doch nicht nur die Jugendlichen FIFA-Fans sind an diesem Abend zum Konzert gekommen, auch ältere Zuschauer wollen sich die Show von Sam Fender anschauen. Ich frage mich kurz, ob vielen von Ihnen bewusst ist, dass Sam Fender eines der vielversprechendsten Nachwuchstalente der alternativen Musikszene ist? Das Artheater ist jedenfalls ausverkauft an diesem Abend und ich bin sehr gespannt, ob der junge Brite das abliefern kann, was seine kurz zuvor veröffentlichte EP “Dead Boys” verspricht.
Zunächst überrascht mich jedoch die Vorband, die Sam Fender mit im Gepäck hat. Apre sind vier Jungs aus London, die das Publikum ab der ersten Sekunde mit einer unfassbaren Energie mitreißen. Sie sind ein eingespieltes Team, trotz jungen Alters haben sie ihren gemeinsamen Flow längst gefunden. Das überträgt sich natürlich auf das Publikum, dass genau wie ich begeistert ist. Die Band erklärt, dass sie zu ersten Mal in Deutschland unterwegs sind und man merkt, dass auch ihre Begeisterung für diese Tour, das Konzert und die Menschen vor der Bühne aufrichtig ist. Eigentlich hat sich der Abend schon für diese Neuentdeckung gelohnt.
Als Sam Fender schließlich die Bühne betritt, wachsen meine Zweifel, dass dies ein gutes Konzert wird. Fenders reine Optik – ziemlich hip, mit weißem oversized Pullover – wirkt auf mich im ersten Moment etwas abschreckend, auch die ersten Momente auf der Bühne kommen irgendwie etwas arrogant oder überheblich daher. Zum Glück verfliegt dieses Gefühl jedoch sofort, nachdem er sich gleich nach dem ersten Song ans Publikum wendet und seine charmante Art zum Vorschein kommt. Locker begrüßt er die Zuschauer und leitet von nun an sympathisch durch den Abend. Sam erzählt Anekdoten von der Tour, erklärt, warum er Köln mag – „You guys are fockin‘ lush, you’re focking ledgends“, sagt er nicht nur einmal mit seinem breiten nordenglischen Dialekt.
Ganz nebenbei erfahren wir so, dass die Tour durch Deutschland bisher ein wahres Abenteuer war. Nachdem mitten auf der Autobahn die Bremsen vom Tourbus ausfielen – wobei zum Glück niemand zu Schaden kam – brach sich der Gitarrist der Band dann doch das Bein. Das war der Grund, warum Konzerte abgesagt werden mussten. Der Gig in Köln, ist der erste mit neuem Mann, der aus der Heimat eingeflogen wurde und der in Rekordtempo ein sehr annehmbares Set gelernt hat. Hätte Sam Fender diese Story nicht erzählt, wäre es im Publikum kaum jemandem aufgefallen. Souverän spielen die Jungs ihr Programm. Sam Fender navigiert durch den Abend und überspielt ziemlich geschickt die Tatsache, dass die Band sich erst neu eingrooven muss. Am Ende wird die Show durch ein kurzes Akkustik-Set mit den Liedern abgerundet, die die neu besetzte Band in der Kürze der Zeit einfach noch nicht proben konnte. Die beiden letzten Songs, sind dann zwei neue Stücke, die vermutlich erst mit dem Debütalbum im nächsten Jahr veröffentlicht werden. Ob der Song „Saturday“, den Sam Fender eigentlich gar nicht selber spielen, sondern viel lieber verkaufen wollte, am Ende eine gute Wahl für den Abschluss der Show ist, bleibt dahin gestellt. Doch nach zwei Zugaben, kann ich auch über den etwas aus der Reihe tanzenden Popsong hinwegsehen und bin sichtlich überzeugt. Was wir hier heute im Artheater gesehen haben, ist auf jeden Fall der Anfang einer soliden Karriere. Sam Fender wird im nächsten Jahr definitiv im Nachmittagsprogramm einiger Festivals zu finden sein, da bin ich mir sicher. Zumindest könnte er seine charmante Art dort einem breiteren Publikum präsentieren, als in einem kleinen Club. Der Sound gehört auf große Open Air Bühne. Zu heißen Sommertagen und kaltem Bier – ich denke darauf werden wir uns im nächsten Jahr genauso freuen können, wie auf das Debütalbum, dieses vielversprechenden britischen Künstlers.
So hört sich das an:
https://www.youtube.com/watch?v=-ZTQkVNmUsc
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