Stray From The Path, Carlswerk Victoria Köln, 08.11.2025

Stray From The Path, Köln

25 Jahre Stray From The Path – eine Ära geht zu Ende. Elf Alben, unzählige Touren rund um die Welt, und eine stetig wachsende „Stray-Army“, die der Band immer treu blieb. Für die New Yorker Hardcore-Band lohnte es sich immer wieder Übersee zu reisen. Die größte Headline-Show Europas spielte das Quartett in Köln, im Carlswerk Victoria, an einem Samstagabend. Die perfekte Voraussetzung für eine letzte Party.

Das Line-Up der Tour ist international. Den Abend eröffneten Calva Louise, eine Band, deren Zusammensetzung so spannend ist wie ihre Musik. Sängerin Jess Allanic stammt aus Venezuela, Schlagzeuger Ben Parker aus Neuseeland, Bassist Alizon Taho aus Frankreich – gegründet hat sich das Trio allerdings in London. Eine Kombination über drei Kontinente, die sich auch in ihrem Sound widerspiegelt: abwechslungsreich, experimentierfreudig und fesselnd. Ein verzaubernder Mix aus harten Riffs, dramatischen Keyboard-Melodien, Sprachwechsel zwischen Englisch und Spanisch, mal klar, mal geschrien. Ein erfrischender und eindrucksvoller Auftakt.

Safe Space statt Macho-Pit

Als Nächstes betraten Graphic Nature und Alpha Wolf die Bühne – zwei Bands, bei denen man nach kurzem Reinhören mit machohaftem Hardcore gerechnet hätte. Im schlimmsten Fall sogar mit breiigen Sound. Doch die Skepsis verflog schnell. Der Sound war druckvoll und klar, die Atmosphäre auf der Bühne zwar energiegeladen, aber auch sensibel. Statt toxischer Männlichkeit gab’s Empathie und Miteinander:„This is a safe space – use it, let it out. Men are allowed to cry. Be goofy, don’t be embarassed. Help each other,“ hieß es von der Bühne. Genau dieses Gemeinschaftsgefühl macht eben die „Stray-Army“ aus. Graphic Nature weckten die Menge also erfolgreich auf. Alpha Wolf brachten das Carlswerk anschließend auf Betriebstemperatur. Kein Wunder – viele im Publikum waren offensichtlich Fans der Australier und nutzten die Gelegenheit zum Moshen, Mitschreien und Crowdsurfen

Final Victory Lap

Als schließlich Stray From The Path die Bühne betraten, war klar: Das wird keine nostalgische Rückschau, sondern ein energiegeladener Abschied. „Don’t be sad,“ sagte Frontmann Drew Dijorio. Aufmunternd grinste er: „It’s punk to bring out one final album and then ‚peace out‘. So let’s party!“. Und gefeiert wurde es! Die Setlist konzentrierte sich daher vor allem auf das aktuelle Werk „Clockworked“. Eine kleine Enttäuschung für Fans, die auf eine letzte Zeitreise durch die Diskografie gehofft hatten, doch verübeln konnte man es der Band nicht. Vom ersten Song an kochte die Stimmung. Mit jedem Track wuchs die Stray-Army im Pit bis sich selbst der sonst eher schüchterne Randbereich bei „Fortune Teller“ mitreißen ließ.

Ganz Stray – spontan & nahbar

Es passierte sogar zu Ende der Bandgeschichte „was zum ersten Mal“ und zeigte perfekt, wofür Stray From The Path stehen: Bei „Shot Caller“ überließen sie einem Fan einfach die Gitarre. Normalerweise schnappt sich bei Hardcore-Shows vielleicht mal jemand das Mikro, aber die Gitarre? Eher selten. Genau das machte diesen Moment so besonders – spontan, nahbar und ganz Stray. Auf Drews Frage, ob das Publikum einverstanden sei, folgte selbstverständlich tosender Jubel. Der Fan lieferte souverän ab, bis es Gitarrist Thomas Williams zu sehr in den Fingern kribbelte und er lachend wieder übernahm.

Auch wenn keine alten Songs auf der Setlist standen, durften Klassiker wie „First World Problem Child“ und „Goodnight Alt-Right“ natürlich nicht fehlen – Hymnen, die das Publikum noch einmal in Bewegung und Emotion vereinten. Ein würdiger Abschied einer Band, die Hardcore nicht nur gespielt, sondern gelebt hat. Keine Wehmut – sondern pure Energie, Gemeinschaft und ein lautes „Peace Out“. Stray From The Path verabschiedeten sich so, wie sie es verdient haben: laut, ehrlich und mit einem dankbaren Grinsen im Gesicht.

Mehr zu Stray From The Path findest Du hier.

Und so hört sich das an:

Website / Facebook / XInstagram / Tiktok

Stray From The Path Live 2025:
11.11. – Kavka Zappa, Antwerpen (BE)
19.11. – PTR L’Usine, Genf (CH)
20.11. – Substage, Karlsruhe

Beitragsbild von Lucie.

* Affiliate-Link: Du unterstützt minutenmusik über deinen Einkauf. Der Artikel wird für dich dadurch nicht teurer.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert