Nach jahrelanger Ungewissheit, Bandpausen, und nur vereinzelten Gigs ist es endlich wieder soweit – The Gaslight Anthem haben ein neues Album veröffentlicht und sind wieder auf Tour! Letzten Freitag haben sie im Kölner Palladium Halt gemacht, wo sie vor knapp zwei Jahren schon mal eins von sehr wenigen, heiß begehrten Konzerten in Deutschland gespielt haben. Auch dieses Mal statten die vier Rock-Legenden aus New Jersey nur einer Handvoll Städte in Deutschland einen Besuch ab. Entsprechend begehrt und schnell ausverkauft waren auch die Tickets für die Show. Ihr neues Album „History Books“ erschien letzten Oktober nach neun Jahren Album-Pause. Wie viel neuen Stuff haben sie wohl im Gepäck, auf welche alte Songs dürfen wir uns freuen? Und kriege ich endlich meine Alltime-Favorite-Hymne „Handwritten“ live zu hören?
Bahn sei Dank beginnt der Abend für mich turbulent und eher hektisch. Als ich beim Palladium ankomme, ist es dort schon rappelvoll und Supportact Emily Wolfe hat den Abend bereits eingeläutet. Die Texanerin überzeugt sowohl mit ihren Vocals als auch an der Gitarre und kommt damit auch beim Publikum ziemlich gut an. Jetzt ärgere ich mich noch mehr über meine verspätete Ankunft. Von Emily Wolfe hätte ich gern mehr gesehen. Oder viel mehr gehört, mit Sehen ist von meinem Platz ganz hinten eh nicht viel.
Die Umbaupause nutze ich für einen Blick durch die Reihen. Das Publikum von The Gaslight Anthem ist ziemlich durchmischt. Ich sehe ältere und jüngere Leute, männlich und weiblich gelesene Personen … Und vor allem Merch. Sehr, sehr viel Merch. Gefühlt jede zweite Person trägt ein Shirt mit dem Logo der Band. Die The Gaslight Anthem Fans unterstützen ihre Idole wohl gern. Und wie ich im Verlauf des Abends noch merke, sind sie auch verdammt textsicher.
Dann geht es los: The Gaslight Anthem eröffnet den Abend mit „Positive Charge“, einem Song ihres neuen Albums. Einheizen müssten sie dem Publikum zwar eigentlich nicht mehr, schließlich hat es in der Halle gefühlt 50 Grad und 110 Prozent Luftfeuchtigkeit. Die vier geben aber trotzdem Vollgas, und den Fans scheinen die saunaähnlichen Bedingungen auch überhaupt nichts auszumachen. Sie jubeln, klatschen, tanzen und singen ohne Ende.
Was folgt, sind zwei Stunden einer wilden Mischung aus kompletter Eskalation bei Songs wie „The Patient Ferris Wheel“ und geradezu spirituell-meditativen Momenten während ruhigerer Songs wie „Mae“ oder „Blue Jeans & White Shirts“. Für letzteren bekommt die Band Unterstützung von Emily Wolfe und gemeinsam sorgen sie für einen von vielen Gänsehaut-Momenten dieses Abends. Vom neuen Album „History Books“ bekommen wir nur ein paar wenige Songs zu hören. Das machen die vielen starken, älteren Songs, die die vier zum Besten geben, aber allemal wett. So bewegen wir uns den ganzen Abend irgendwo zwischen Moshpit, Momenten zum Mitsingen und Träumen, und nostalgischer Ergriffenheit.
Fast 20 Jahre nach ihrer Gründung und trotz vielen Auf und Abs sind The Gaslight Anthem live immer noch sehr stark. Ich hätte mir nur stellenweise mehr Interaktion mit dem Publikum gewünscht. Die erste direkte Ansprache von Sänger Brian Fallon in Richtung Publikum hat so lange gedauert, dass ich mich langsam gefragt habe, ob die Band die grob 4000 Fans vor sich überhaupt registriert hat. Das ist aber eine persönliche Präferenz. Viele andere schätzen ja genau das. Die brauchen gar keine ausschweifenden Monologe auf der Bühne. Die wollen zwei Stunden großartige Live-Musik, zwei Stunden lang aus sich raus gehen, zwei Stunden lang alle möglichen Emotionen fühlen. Und das haben sie bei der Show von The Gaslight Anthem am 15. März 2024 im Palladium in Köln auf alle Fälle bekommen. Nur einen einzigen Wermutstropfen nehme ich an diesem Abend mit nachhause: „Handwritten“ haben sie nicht gespielt.
Mehr The Gaslight Anthem gibt es hier.
Und so hört sich das an:
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The Gaslight Anthem live 2024:
26.06.2024 Nürnberg – Löwensaal
30.06.2024 Saarbrücken – Garage
Die Rechte für das Beitragsbild liegen bei Gina Köhler.
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