Eine ausverkaufte Kantine in Köln und massenhaft kreischende Teenager – was sich im ersten Moment nach einem Boybandkonzert anhört, überrascht uns am 15.11.2019 mit einer ungewöhnlichen Zeitreise in die 80er Jahre. Der Grund für die lange Schlange am Einlass und die ohrenbetäubenden Schreie ist die Indie-Rock Band Wallows, die Dank ihres Sängers und Gitarristen Dylan Minnette einen kleinen Starbonus vorweisen kann – den 22-jährigen Frontmann kennt man nämlich auch als Schauspieler, unter anderem aus den Serien “Tote Mädchen lügen nicht“, “Prison Break” und “Lost“.
Dass die aus Kalifornien stammende Band aber auch musikalisch einiges auf dem Kasten hat, stellten wir bereits bei der Rezension ihres Debütalbums “Nothing Happens” fest, das mit einer Vielzahl von angenehmen Indie-Melodien trumpfen konnte. In Köln hingegen erwartet uns zunächst erstmal lautes Gekreische. Das überwiegend weibliche Publikum fällt durch hippe Retro-Kleidung im Stil der 80er Jahre auf. Analogkameras kommen zum Einsatz und wären da nicht die vielen Smartphones in der Luft, könnte man meinen, man sei eventuell einige Jahre zurückgereist und bei den Beatles statt bei den Wallows gelandet.
Zum ABBA Klassiker “Dancing Queen” treten Dylan Minnette und seine Sandkastenfreunde Braeden Lemasters (ebenfalls Gesang und Gitarre), Cole Preston (Schlagzeug), sowie Bassist Blake Morell und Danny Ferenbach (Keyboard) auf die Bühne. Die anfängliche Skepsis dem laut kreischenden Publikum gegenüber verfliegt direkt beim ersten Song – während “I’m Full” gerät der gesamte Raum in Bewegung, egal ob mit erhobenem Smartphone oder ohne. Glückliche Teenager springen mit erhobenen Armen zur Musik, singen ihren Freunden die Lyrics entgegen und zeigen sich sichtlich erfreut über den ersten Besuch der kalifornischen Band in Köln.
Musikalisch liefern Wallows die wichtigsten Stücke ihrer Debütplatte “Nothing Happens” ab, darunter die Single “Scrawny“, die nicht nur mit ihrem Sound, sondern auch den Lyrics ordentliche Retrovibes einer unbeschwerten Jugend hervorruft (“I can’t regret the things I don’t try“). Auch einige Songs ihrer 2018 veröffentlichten EP “Spring” sind im Set mit dabei und für den Song “Let The Sun In” packt Keyboarder Danny dann noch seine Trompete aus (ja, eine echte Trompete… sexual pun not intented).
Während im Publikum getanzt und wild geknutscht wird, lässt es sich Dylan Minnette nicht nehmen, seine Rolle als gefeierter Frontmann auszuleben und den Fans in der ersten Reihen eine unterhaltsame Show zu bieten. Doch auch Sänger Braeden Lemasters genießt die Aufmerksamkeit der weiblichen Fans und bedankt sich mit einem frechen Lächeln für die Rosen, die auf die Bühne geschmissen werden.
Obwohl sich die Songs der Indie-Rock-Band allesamt recht ähnlich anhören, kommt den ganzen Abend über keine Langeweile auf. Die Singleauskopplungen “Are You Bored Yet?” und “Treacherous Doctor” entpuppen sich als deutliche Highlights des Abends. Wallows schaffen es, das Publikum mit ihren Gitarrenklängen und einer sympathischen Ausstrahlung knapp 75 Minuten in ihren Bann zu ziehen und auf eine Zeitreise in die 80er Jahre zu entführen. Die Songs trumpfen mit einer ähnlichen Nostalgie wie ein “Stranger Things” Soundtrack und schaffen Freude, die das Publikum mit einer ausgelassenen Stimmung in eine Zeit zurückversetzt, als “Dancing Queen” noch eher das Motto war als “Selfie Queen”
So hört sich das an:
Website / Facebook / Instagram / Twitter
Die Bildrechte liegen bei Yvonne/minutenmusik.
* Affiliate-Link: Du unterstützt minutenmusik über deinen Einkauf. Der Artikel wird für dich dadurch nicht teurer.