Fast ein bisschen Normalität. Erst im Mai dieses Jahres veröffentlichte Wincent Weiss sein drittes Studioalbum „Vielleicht Irgendwann“ und überzeugt vor allem durch seine Wortgewandtheit, Emotionalität und Harmonie. Live-Auftritte hingegen waren im vergangenen Jahr aufgrund der Pandemie schwierig. Umso schöner, dass Wincent Weiss samt Band in diesem Sommer doch eine kleine Tour spielen konnten. So auch beim Zeltfestival Ruhr, welches am vergangenen Freitag mit einem Strandkorb Open-Air in Bochum-Witten gestartet ist. Alles etwas anders, dafür aber mit einem Auftakt, der schöner nicht hätte sein können.
Dass Corona-Konforme Konzerte nicht das Gleiche, wie echte Konzerte sind, wo man dicht an dicht beieinandersteht, wo die Interpretinnen oder Interpreten ins Publikum rennen können und wo man den Künstlerinnen und Künstlern mal so richtig nah kommen kann, sollte klar sein. Und doch hat gerade das Strandkorb-Konzept in Witten für eine Atmosphäre gesorgt, die in den vergangenen Monaten kaum vorhanden war. Die Strandkörbe eine schöne Idee mit heimischem Charakter. Die Bühne hoch genug, damit alle was sehen können. Der Sound top und auch die Einfälle hinsichtlich Getränken und Co ziemlich gut ausgeklügelt.
Wincent Weiss war an diesem Abend wieder gewohnt sympathisch, am Boden geblieben und charmant. Man merkte dem Sänger und seiner Band den Spaß und die Dankbarkeit, endlich wieder live spielen zu können, von der ersten Minute an. Gerade diese Begeisterung übertrug sich auch auf das Publikum und schaffte, trotz Distanz, ein schönes Miteinander. Nicht von ungefähr kamen daher auch die Lockerheit und der heimische Charakter, den die Musiker auf die Bühne zauberten. Die Energie und die Dynamik, die jedes einzelne Bandmitglied mitbrachte, war einfach schön anzusehen.
Gesangstechnisch präsentierte sich Wincent Weiss sehr facettenreich. Er kombinierte Songs aus dem neuen Album “Vielleicht Irgendwann” mit Songs aus den Vorgänger-Alben “Irgendwas gegen die Stille” und “Irgendwie anders”. Dabei schaffte er es einen guten Mix zwischen heiteren, fröhlichen Liedern und ernsteren, ruhigeren Balladen unterzubringen. Stimmlich brillierte er dabei immer wieder aufs Neue und sorgte bei Songs wie „Zeichen“ für einen Gänsehautmoment nach dem anderen.
Sehr bewundernswert war dabei vor allem die Performance des Songs „Winter“, in dem er seine Depressionen thematisiert. Eine sehr starke Botschaft, die live noch einmal viel emotionaler und aussagekräftiger daherkam. Nicht zu verachten war dabei auch die Tatsache, dass er sich noch einmal zusätzlich dafür einsetze, dass psychische Krankheiten nichts Schlimmes sind. Und, dass der Gang zum Therapeuten oder zur Therapeutin ebenfalls etwas völlig Normales ist.
Erstmalig durfte man auch Lieder, wie „Die Guten Zeiten“ live hören, welches Wincent Weiss auf seinem neuen Album im Duett mit Johannes Oerding singt. Auch „Wo die Liebe hinfällt“ oder „Wer wenn nicht wir“ gehörten dazu. Etwas Schade war, dass nicht allzu viele Songs vom neuen Album ihren Platz auf die Setlist gefunden haben. Neben Klassikern wie „Frische Luft“, „Kaum Erwarten“, „Musik Sein“ oder „Auf halbem Weg“ rundete „Feuerwerk“ diese schlussendlich ab. Nicht zu vergessen ein kleines Medley, das bei einem Wincent Weiss Konzert kaum noch wegzudenken ist. Dabei coverte er die Refrains von Apache, Sarah Connor, Johannes Oerding und Co und sorgte einmal mehr für Stimmung.
Ein Stück Normalität ist immer schön und gerade deswegen hat das Wincent Weiss Konzert unheimlich viel Spaß gemacht. Wenn er und seine Band auf die Bühne treten, weiß man eigentlich schon im Vorhinein, dass eine gute Show vorprogrammiert ist. Alle Bandmitglieder stehen mit viel Liebe zur Musik, großem Spaß und viel Leidenschaft auf der Bühne. Die Nähe zu den Fans wird durchgehend gesucht, Wincent Weiss ist unheimlich nahbar und die Musik immerklasse Das Strandkorbkonzert in Witten hat dies noch einmal bewiesen.
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