Alter Bridge – Pawns & Kings

Konsequenz können die ja. Alter Bridge halten – egal, was kommt – ihren Zyklus ein. Alle drei Jahre gibt es ein neues Album. Und das seit Beginn an. Fünf der nun sieben LPs erschienen sogar im Oktober. Ist also ein bisschen wie Weihnachten. Da weiß man auch, wann es Geschenke gibt. Leute, markiert euch schon mal den Oktober 2025. Doch bis dahin soll Pawns & Kings laufen, bis die Ohren bluten. Die Chancen dafür stehen auch gar nicht so schlecht.

Auch einem Myles Kennedy sowie einem Mark Tremonti tat der Lockdown nicht nur schlecht. Die zwei Arbeitstiere ballern ansonsten an jeder Ecke – durch diverse Lockdowns fiel aber immerhin das Touren weg. Das macht zwar mit Sicherheit von allen Aufgaben am meisten Spaß, kostet aber auch Energie. Die dort investierte fiel bei den letzten Outputs gehörig der Qualität ins Gewicht. Doch sieh einer an: Sagt eine höhere Macht, dass man sich besser nicht mit vielen Leuten in einem Raum begibt, sondern ganz allein zu Hause verweilen soll, hat man auf einmal wieder genug Zeit, um sich über Produktion und Komposition mehr Gedanken zu machen.

Nachdem Kennedy sich also solo im Country ausgetobt hat („The Ides Of March“, 2021), die neue Runde mit Slash & The Conspirators auch besser klang als die davor („4„, 2022) und parallel sich Tremonti an Sinatra versuchte („Tremonti Sings Sinatra“, 2022), kann sich nun voll und ganz wieder auf das gemeinsame Bandprojekt konzentriert werden. Und das klappt besonders im Vergleich zum doch echt durchwachsenen „Walk The Sky“ (2019) wieder wesentlich besser. Zwar immer noch nicht ganz auf der Höhe von Genre-Meilensteinen („Blackbird“, 2007 & „Fortress“, 2013), fährt man aber mit hoher PS-Zahl auf der richtigen Spur.

Natürlich klingt Alter Bridge in der siebten Auflage nicht plötzlich wie Justin Bieber – abstruse Versuche, sich neu zu erfinden, bleiben also außen vor. Man bleibt im Kern gleich, was dazu führt, dass die Erwartungen an eine neue LP steigen, hat man doch schon so viele gute Songs hören dürfen, gleichzeitig sucht man aber auch immer ein wenig Experimentierfreude. Die Waage zeigt zwar eine etwas stärkere Verteilung auf der „Sicher ist sicher“-Seite, aber die „Wir wollen uns selbst nicht langweilen“-Schale hält ordentlich dagegen, sodass man weiterschwingt.

Das perfekte Beispiel für eine perfekte Alter Bridge-Komposition ist der sensationelle Titelsong, der als Rauswurf herhält. „Pawns & Kings“ ist echt eine absolute Welle an starken Momenten, schafft die anscheinend niemals schlechter werdenden Gesangsskills von Myles Kennedy mit einem fast schon ohrwurmartigen Refrain zu verbinden und erschlägt einen trotzdem mit den gewohnten Riffs, die sich final nicht zwischen Prog-Rock, Metal, Alternative und Hard Rock entscheiden wollen.

Bei „Stay“ wird es dieses Mal ungewohnt poppig, zumindest in den Melodiebögen. Das kennt man ansonsten mehr von der Zusammenarbeit mit Slash, steht aber auch dem Quartett ganz schön gut. Weitere absolute Größe beweist die fast achteinhalb Minuten lange epochale Erzählung „Fable of the Silent Son“, die mit ihren zigfachen Atmosphären- und Tempowechseln gehörig auffährt und unbedingt laut gehört werden muss. „Silver Tongue“ ist voll auf die Nuss, aber dennoch nie zu viel, da die sofort erkennbare Stimme einfach erdet.

Dazwischen gibt es kein wirkliches Füllmaterial, aber eben einige nicht ganz so starke Hooks oder nicht ganz so kreative Ergüsse auf den Saiten. Letztendlich steht und fällt man aber bei einem recht klaren Stil mit seiner Abwechslung oder seinen zumindest sehr starken, harmonischen Melodien. Das klappt nicht immer, aber auch nie so gar nicht. Alter Bridge-Fans sollten sich mit dem neusten Werk anfreunden können, alle anderen werden auch 2025 nicht wissen, was Sache ist. Auch ok.

Und so hört sich das an:

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Die Rechte fürs Cover liegen bei NAPALM RECORDS / UNIVERSAL MUSIC.

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