Celeste – Not Your Muse

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Zwar wurde Musen lange Zeit eine recht positive Konnotation zugeschrieben, doch bei einer genaueren Betrachtung hat das Konzept doch einige Problemchen. So werden Frauen – mal wieder – als pure Objekte der Begierde wahrgenommen, die einzig den Zweck erfüllen, den männlichen Genies Inspiration für ihre beeindruckenden Taten zu liefern. Darauf hat Celeste keine Lust und ist eben „Not Your Muse“. Ein Titel, der vor Empowerment zu glühen scheint und zu diesem imposanten Debüt passt wie die Faust aufs Macker-Auge. Schon im Januar erschien die Platte und bildet mit den Alben von Girl in Red und Arlo Parks ein wahnwitzig talentiertes Dreiergespann aus Pop-Debüts des Jahres. Zum Vinyl-Release werfen wir einen Blick auf das erste Album der BRIT Award-Preisträgerin und BBC-Sound-Of-Gewinnerin und lassen der Faszination Celeste den Raum, den sie verdient.

Empowerment mit Eleganz

Moment, diese Platte ist erst am 29. Januar erschienen? Und die Stimme hinter diesem Sound ist erst 27?! Kaum vorstellbar, denn was Celeste Epiphany Waite hier produziert hat, klingt, als wäre es schon immer da gewesen. Diese raue und gleichzeitig wohlig warme Stimmfarbe, diese lässigen Jazz-Bläser, diese imposanten Arrangements. Ab Sekunde 1 umkreisen die Hörer*innen deswegen die Vibes, die zuletzt bei Amy Winehouse diese Dringlichkeit versprüht haben. Von einer Altersweisheit getragen stellt sich Celeste gegen sexistische Rollenbilder („Ideal Woman“) und gegen die Objektifizierung („Not Your Muse“). Aber vor allem steht diese Musik FÜR etwas. Für die Zuwendung zum nächsten, für die Liebe zu anderen und sich selbst und für den friedlichen Umgang, wie schon das große „A Little Love“ unterstreicht. Ein wohltuendes Konstrukt in dieser gereizten Zeit.

Die Musik zum Gefühl

„Not Your Muse“ ist ein großes Album. Eins, für das man kaum die richtigen Worte finden kann. Wenn die Bläser-Fronten von „Tell Me Something“ mit ganzen Jazz-Ensembles zusammenstoßen, wächst die Gänsehaut zu einem dicken Fell heran, aber auch der große Albumhit „Stop this Flame“ mit seinen springenden Piano-Akkorden weiß zu überzeugen. Hier erinnert der Sound noch an die großartige Rox, bei den lässigen Bläsern von „Love is Back“ scheint jedoch Paloma Faith Patin gewesen zu sein. Ob nun in schwelgerischen Weiten („A Kiss“) oder den schnelleren Stücke („Tonight Tonight“) – „Not Your Muse“ hat allein deswegen Evergreen-Potential, weil es dem inneren Schwarz-Weiß-Film genügend Material für ganz unterschiedliche Szenerien liefert. Langweilig wird es hier definitiv nicht und wer sich im tiefsinnigen Neo-Soul fallen lässt, wünscht sich nur eins: Dass diese Künstlerin gekommen ist, um zu bleiben.

Das Album „Not Your Muse“ kannst du hier (digital) oder hier (Vinyl) kaufen. *

Und so hört sich das an:

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Rechte am Albumcover liegen bei Universal.

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