Remember Sports – Like A Stone

Remember Sports Like A Stone

Endlich wieder frischer Indie-Punk. Wobei ganz so frisch ist die Band hinter „Like A Stone“ eigentlich gar nicht, denn sie hießen ursprünglich mal nur Sports! Als solche haben sie sich schon mit zwei schicken DIY-Platten in die Herzen des Indie-Feuilletons der Welt geschlichen, dann kam aber eine andere Band mit demselben Namen in die Quere. Seit dem 2018er Album „Slow Buzz“ dann eben Remember Sports, ganz schön passend für eine Zeit, in der man sich vermutlich ohnehin eher ans Sport Machen erinnert als es noch aktiv auszufüllen. So sehr dieser Name aber einen doppelten Boden suggeriert, so direkt zieht das Quartett aus Philadelphia auf diesem Langspieler das Tischtuch unterm Geschirr hervor. Tada – wackelt bedrohlich, aber steht!

Sind das Selbstzweifel oder ist das schon toxisch?

Ein wenig Sorgen macht man sich schon um das lyrische Ich des Albums, das von Sängerin Carmen Perry mit voller Leidenschaft synchronisiert wird. Mit einem thematischen Schwerpunkt rund um mentale Gesundheit inklusive Depressionen und Essstörung könnte „Like  A Stone“ durchaus eine Triggerwarnung vertragen. So ganz hätte man so schwere Kost den Amerikaner*innen gar nicht zugetraut, wenn man sich einfach nur in den wirbelnden Arrangements verliert. Das klingt mehr nach Pup als nach Emo und gerade deswegen ist dieses trojanische Pferd auch so effektiv. Man mag mitkreischen „I wanna be the girl that talks makes you fall down to your knees / Push me around and make me sorry for everything I’ve done“ („Pinky Ring“), weil man dieses Gefühl der Verzweiflung eben kennt. Nicht nur textlich, sondern auch im Songwriting versteckt sich aber genug Reibung für eine ganze Käserei.

Ein Stein vom Herzen

Katharsis ist etwas, was sich viele Musiker*innen von ihrer Kunst erhoffen und im besten Fall hat dieser Effekt auch eine Auswirkung auf die Hörer*innen. Damit diese Verzahnung aus einer starken Sehnsucht oder auch einer starken Abhängigkeit nach dem Gegenüber ( zählt mal nach, wie oft der Satz „I need you“ fällt!) und des Wegstoßens derselben Person besonders ans Herz geht, fliegen Riffs und Drums einem um die Ohren. So erinnern die schnellen Tom-Toms und versetzten Riffs von „Easy“ an die Lieblinge von Martha, bei dem dissonanten Genöhle vom Perioden-Song „Eggs“ scheinen die Pillow Queens hindurch und der monotone Spannungsaufbau von „Clock“ hat gewisse Wolf Alice-Züge.

Zur USP von Remember Sports wird auf diesem dritten Label-Album aber das blinde Vertrauen ineinander. Ursprünglich sind die Rollen zwar klar besetzt: Catherine Dwayer zupft den Bass, Jack Washburn und Carmen Perry übernehmen die Gitarre und Connor Perry trommelt schön drauf los. Für diese Platte lösen sie die strengen Hierarchien jedoch auf, tauschen ihre Instrumente öfter als die Socken – und das hört man. Geradlinig ist die Platte selten, immer verstecken sich kleine Extra-Schleifen im Sound, die geschult am Weirdo-Art-Punk von Jeff Rosenstock scheinen. Als kreischende Kirsche auf dem Sahnehäubchen ist Perrys Gesangsgestus einer, von dem man sich noch stundenlang besingen lassen möchte. Kurzum: Endlich wieder guter Indie-Punk!

Das Album „Like A Stone“ kannst du hier (Vinyl) kaufen. *

Und so hört sich das an:

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Rechte am Albumcover liegen bei BIg Scary Monsters.

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