ClickClickDecker – Am Arsch der kleinen Aufmerksamkeiten

Clickclickdecker Am Arsch der kleinen Aufmersamkeiten

Es ist diese Musik für goldene Herbsttage wie den heutigen. Schon vor einigen Wochen kam “Mandelika”, der Opener des Albums raus, dessen Intro klingt als würde gerade eine ganze Kolonne an Festwagen mit Fanfaren in dein Wohnzimmer fahren. Wochenlang habe ich jetzt “Ich weiß einen Scheiß über dich, es interessiert mich einfach nicht” vor mich hingesummt und mich auf das Gesamtwerk gefreut. Das letzte Album von ClickClickDecker aka Kevin Hamann und Oliver Stangl sowie mittlerweile fest auch Sebastian Cleemann ist nun mittlerweile 4 Jahre alt und als die erste Single von “Am Arsch der kleinen Aufmerksamkeiten” veröffentlicht wurde, habe ich gemerkt, was ich vermisst habe: Diese Anreihung von Sätzen, die im ersten Moment keinen Zusammenhang haben, aber alle intelligent klingen. Eigentlich verstehe ich in keinem Song, worum es geht, aber ich fühle jedes Wort.

Nach Mandelika geht es mit “läuft es eher daneben” stark und flott (mir fällt beim besten Willen kein anderes Wort ein) weiter, dann das ein bisschen ruhigere Bielefeld, das sich ums Kinderkriegen drehen könnte, “gleichzeitig Schlucken und Atmen” deutet darauf hin, unfassbare Sätze wie “Betonier’ diese Umarmung, damit ich sie nicht mehr durchbrechen kann” oder “Wenn ich dir ein Rätsel bin, wirst du in mir nach Lösungen graben” und unfassbare Gänsehaut beim Ende von “Stoßlüften” und “festschwimmen”. Einer meiner Favoriten auf dem Album ist “Schreckmensch”, der sich – so erklärt es der Pressetext – mit den depressiven Momenten Kevin Hamanns während der Arbeit am Album beschäftigt und der so erschreckend ehrlich daher kommt, dass ich beim ersten Mal hören Tränen in den Augen hatte.

“zwei Klettergerüst” und “Liebchen” sind mit “Mandelika” meine musikalischen Favoriten. Das zweite bringt bei jedem Mal hören (und es waren mittlerweile schon viele Male) Euphorie beim mehrstimmigen Refrain mit sich und zwei Songs später schließt das Album mit “fast nie eigentlich immer”, wo Hamann singt: “Hab dem Verfall das ‘Du’ angeboten, jedes Jahr ein bisschen krummer.” Krumme Sätze, unklare Zusammenhänge, das, was ihn ausmacht. Poesie in 13 Akten.

Alles in allem hört sich das Album eben wie ClickClickDecker an, der harmonische und wärmende Sound bleibt unverwechselbar und man hätte so gern mehr Zeit für Spaziergänge an der Elbe mit Kevin, Oliver und Sebastian auf den Ohren, mehr Zeit um mehr zu verstehen. Für mich persönlich ist Hamburg nicht zu trennen von dieser Musik, vielleicht liegt es auch daran, dass Kevin einem hier ständig über den Weg läuft, immer mit einer Gitarre in der Hand und einem Lächeln auf den Lippen. Ich könnte dazu die Geschichte erzählen, weswegen ich eine Narbe an meinem rechten Knie habe und was diese mit Kevin Hamann zu tun hat, aber die spare ich mir noch auf.

So hört sich das an:

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