„OHMS“, das vierte Studioalbum seit dem tragischen Unfall von Ex-Bassist Chi Cheng, zeigt die Deftones ungeahnt brutal und düster. Nachdem das Quintett seinen Sound für die vergangenen Alben stückweise öffnete und neben Trip-Hop auch immer mehr Post-Rock zuließ, liegt der Fokus nun für eine Dreiviertelstunde wieder allein auf Groove und Soundbild.
Die spitzen Synthesizer und sphärischen Gitarren am Start von Opener und Single „Genesis“ bleiben deshalb bis auf wenige Ausnahmen die einzigen Erholungsoasen auf Deftones Album #9. Dieser Idylle schließen sich pünktlich nach 60 Sekunden bassige Riffs an, die den nicht selten schmerzenden, dafür stets intensiven Trip in die Unterwelten menschlicher Emotionen in Gang setzen. Einzig „Pompeji“ bietet nach der Hälfte der Strecke einen niedlichen Ruheplatz inmitten der Dunkelheit. Das lässt mehr Raum für breit gesetzte Atmosphäre und erlaubt sich gar einen anderthalbminütigen Instrumental-Ausklang. Gerade das vorangestellte „The Spell of Mathematics“ bereitet den Weg hin zu diesem Ort der Einkehr, indem es verschmitzt doomiges mit vertracktem Riffing und Ausbrüche mit einfühlsamen Schnips-Momenten abwechselt.
Die Reisenden umgeben ansonsten groovende Stakkato-Passagen („Error“, „Urantia“, „Radiant City“), einlullende Klimax-Momente („Ceremony“) und flirrende Gitarren („This Link Is Dead“). Dass „OHMS“ als derart einnehmend empfunden wird, liegt zuweilen auch an Chino Morenos markant gequältem Gesang, der zwar ein wenig zu häufig mit unnötigen Stimmfiltern überlagert wird, dafür mehr ins Keifen übergeht als zuletzt. „OHMS“ erlangt als Erlebnisreise dadurch den Charakter eines Selbstfindungstrips, der als Katharsis die Schmerzen eines großen Verlustes hinweg spült. Die Texte tragen diesen Eindruck mit und beschreiben oft mit starken Metaphern komplexe Empfindungen.
Am Ende der rauschartigen Reise steht dann doch ein wenig Hoffnung. Der Titelsong „Ohms“ mutet als Schlusspunkt nur noch wenig Schwere an und bestreitet seinen Weg vielmehr mit euphorisch vertrackten Gitarren. Auch der Refrain trägt dieses Gefühl in sich und blickt hoffnungsschwanger in die Zukunft. Inmitten all der bedrückenden Energien scheint ein solcher Ausblick auch dringend nötig.
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Deftones live 2021:
11.-13.06. – Rock am Ring / Rock im Park
28.06. – Hamburg, Grosse Freiheit 36
29.06. – Berlin, Columbiahalle
Die Rechte für das Albumcover liegen bei Reprise Records.
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