Kennt ihr noch Black Lives Matter? Was sich auf medialer Ebene wie eine von vielen kurzlebigen Empörungswellen mit halbherzigen Mitleidsposts gezeigt hat, bedeutet für unzählige BIPoC auf der ganzen Welt einen Kampf, dem sie sich jeden Tag stellen müssen. Mit jedem Schritt gegen die scheinbar unbezwingbare Wand des institutionellen Rassismus, von dem auch jene profitieren, die sich eigentlich als antirassistisch bezeichnen wollen. Was dieses Jahr auch alles passiert sein mag, ob nun der Mord an George Floyd, die unzähligen Ausschreitungen gegen friedliche Demonstrant*innen oder hierzulande das Attentat von Hanau – es zeigt dennoch nur eine Spitze des Eisbergs der furchtbaren Diskriminierung unserer Gesellschaft. Wo auch viele vermeintlich linke Bands ihre großen Klappen schnell wieder zwecks Selbst-Promo aufmachten, bilden die Deutschen Laichen eine angenehme Ausnahme. Ganz DIY bringt das queer-feministische Kollektiv eine EP auf den Markt, deren komplette Einnamen an migrantische Selbstorganisation geleitet werden. Mit der unverkennbaren AZ-Mentalität und gellenden Ansagen machen die Deutschen Laichen nun den Rassismus zu Hackfleisch.
Privilegien aus dem Weg knüppeln
Ganz nach dem Motto “Deutschland, Arschloch, Fick dich” fackeln die Deutschen Laichen im Opener “Deutschland ein Alptraum” die schwarz rot goldenen Fahnen aller Rückspiegel ab, während sich musikalisch eine kantige, aber durchaus hymnische Absage an Nationalstolz erhebt. Kern des Stampfers ist klar: So lange nicht alle gleichermaßen willkommen sind, gibt es keinen Grund zur Abflachung der #BLM-Bewegung. Dem Debüt folgend befindet sich auch auf der EP ein englischer Song unter dem Titel “Resilience”, in dem vor allem Asches Stimme verstärkt an die wunderbaren Pagan gemahnt. Insbesondere der König der Priviligierten, der weiße alte Mann, bekommt in diesem Song sein Fett weg. Zu guter letzt geht es dann mit schick versetzten Beats, die Neuzugang Lila am Schlagzeug trommelt, gegen die eigene Punk-Community: “Die Szene hat nicht reagiert” zetert Asche immer wieder, vollkommen frustriert von der Untätigkeit aus den eigenen Reihen. Musikalisch könnte ich an dieser Stelle also unzählige Lobhymnen singen, aber den Deutschen Laichen kommt es sicherlich entgegen, wenn wir stattdessen vor allem auf den weiterhin dringlichen Zusammenhalt mit BIPoC verweisen, den man hier in Form der Soli-EP beweisen kann. Denn Black Lives Matter ist noch lange nicht am Ende. Müde werden gilt jetzt nicht.
Bandcamp / Facebook / instagram
Rechte am Albumcover liegen bei Deutsche Laichen.
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