Eut – Party Time

Eut - Party Time

Ein Albumcover mit Statement-Charakter trifft auf einen Titel, der sich ja schon fast lächerlich offensichtlich gegen den aktuellen Zeitgeist stellt. Eut scheint es auf ihrem zweiten Album nun wirklich nicht an Selbstbewusstsein zu mangeln. Aber dafür gäbe es offensichtlich auch gar keinen Anlass. Denn wären Viren kleine Partytiere, läge es in der Macht von „Party Time“, die ganze Welt in zehn Songs von Corona freizutanzen. Aber da die kleinen Viecher ja leider kleine Spielverderber sind, können sich wenigstens die menschlichen Wirte an diesem funkelnden Tanzflächen-Garant erfreuen und schonmal ordentlich Platz in den Lieblingsplaylists freischaufeln. Vorsicht, heiß und unwiderstehlich!

Die Sache mit dem Erwachsenwerden

Nicht ohne Grund ist die Adoleszenz die mit Abstand am meist besungene Lebensphase der Popkultur, passieren doch nur im Baby-Alter ähnlich viele Umbrüche gleichzeitig. All diese bekommen auf dem zweiten Album der Niederländer*innen eine Bühne, die aber auf sentimentale Seelenschau mit Akustik-Gitarre verzichtet und lieber leicht angeschwipst durch die Hintertür der WG-Partys hereinschlittert. Emotionen schildern kann man eben auch im vermeintlich eskapistischsten Sound. Behalten wir also mal im Hinterkopf, dass Sängerin Megan de Klerk nicht nur belanglose Nichtigkeiten von sich gibt, während wir die 10,5 Songs entlang grooven.

Endlich wieder unbeschwert

Dabei ist das ehrlich gesagt auch ein wenig egal. Denn „Party Time“ ist hier so Programm, da ist wenigstens ein Mal nach all diesen Monaten nicht Zeit für Trübsal blasen. Mit anpackendem Four-to-the-Floor-Rhythmus löst „Had Too Much“ die Nostalgie an die Überstimulation bei großen Partys aus und genau aus diesem Gefühl heraus wird dann konsequent der Fußboden der Wohnung entstaub-tanzt. Ob Drummer Jim Geurt seinem Schlagzeug dafür sommerliche Rhythmen entlocken muss wie in „Stuck“, drängende Synthies im Mix nach vorne preschen oder lupenreiner Indierock in „It’s Love (But It’s Not Mine)“ durch die Anlage dröhnt – die Strategie geht auf. „Party Time“ macht einfach eine Menge – wie hieß das nochmal… – Spaß! Daran sind auch die Saitenflüster*innen Tessa Raadman, Emil de Bennie und David
Hoogerheide nicht unschuldig, wie sie ihre Riffs mal wie im Opener „What Gives You The Kicks“ dezent einsetzen oder mit reduziertem Basslauf in „Cool“ im zurückgelehnten Crescendo-Modus Spannung aufbauen. Doch gerade Frontfrau Megan de Klerk weckt mit ihrer zwischen latenter Langeweile („Stuck“), lässigem Slack („Bubble Baby“) und zielstrebiger Lautstärke („Party Time“) schwankendem Gestus die Lust am Tanzen.

Dieses Selbstbewusstsein dürfen sich die Niederländer*innen dann gerne für die Zeit nach Corona beibehalten, die Clubs warten sehnsüchtig auf genau diese Platte.

Das Album „Party Time“ kannst du hier (Vinyl) oder hier (digital) kaufen. *

Und so hört sich das an:

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Rechte am Albumcover liegen bei Euphorie Records.

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