Run River North – Creatures In Your Head

Run River North

Wenn alle Monster im Kopf so aussehen wie die auf dem Cover von Run River North, wäre die Welt ein ganzes Stück angenehmer. Auf dem zugehörigen Soundtrack „Creatures In Your Head“ ist der Griff in die Farbpalette musikalisch parallel zur Cartoon-Optik äußerst bunt. Dabei scheint sich diese Hingabe zu mythischen Kreaturen bei dem Trio als fester Teil der DNA etabliert zu haben. Ursprünglich hieß die Band gar Monsters Calling Home, nach der Umbenennung in Run River North behielten sie den ursprünglichen monströsen Namen aber für ihr eigenes Indie-Label bei. Mit den Zähne fletschenden, düsteren Kumpan*innen der Metal-Szene haben diese aber nichts gemein. Run River North tragen auch auf ihrem dritten Album eine überragend stabile Strumpfhose, die auch beim extremen Spagat zwischen 00er-Indie und modernem Sound nicht reißt.

Angenehm abgedreht

Wären sie nicht trotz Streams im Millionen-Bereich immer noch ein Geheimtipp, wären Run River North die Band, auf die sich ganz unterschiedliche Musikhörer*innen einigen können. Ja, den Hang zum leicht exzentrischen, Struktur sprengenden Stil kann man Songs wie „Funhouse“ anhören. Hier springen wahnwitzige Cowbell-Arpeggios vor schrammelnden Riffs, nachdem sich in „Hummingbird“ noch klatschende Beats mit verwaschenem Trap-Sound vermählt haben. Durch solch unterschiedliche Aggreggatszustände erklärt sich dann auch, wieso Run River North wie waschechte Allrounder*innen eingesetzt werden können. All jene, die ihren Indie auch mal vertrackter mögen, können sich über die immer wieder überraschenden Rhythmus- und Soundwechsel freuen. Für romantische Sonnenuntergänge auf Indie-Festivals ist zudem genau so gesorgt wie für die ersten Gänsehaut-Momente, wenn die Tanzflächen der Clubs endlich wieder eröffnet sind.

Fürs Herz

Run River North machen bei all der musikalischen Abwechslung vor allem deswegen so viel Freude, weil die emotionale Ebene von den drei Bandmitgliedern gleichwertig transportiert wird. Ist der Opener und Titeltrack von Frontmann und Gitarrist Alex Hwang in lässigem Indie mit hohen Uh-Uh-Chören angesiedelt, zu dem Gitarren genau so wie Hüften kreisen, geht es spätestens ab dem melancholischen „Spiders“ in Teamarbeit. Denn hier steuern dann auch Daniel Chae, der an Gitarre, Violine und Schlagzeug performt, und Sally Kang, die Tasten und Bass bedient, ihren Gesang bei. Und zwischen choralen Elementen und wechselnden Lead-Stimmen entwickelt sich ein vokaler Sog, von dem das sommerliche „Lonely Weather“ mit Pfeifen, Klaviereinsätzen und Spoken-Word-Einlagen genau so profitiert wie das Of Monsters and Men-mäßige „Cemetery“. Hinter diesem fokussierten Drive thronen romantische Liebesbekundigungen („One For Me“) und Beobachtungen des eigenen Seelenlebens („Hummingbird“), alles gespickt mit einer authentischen DIY-Ästhetik.

„Creatures in your Head“ wird so zum Versöhnungsangebot für die Indie-Bubble, bespielt verschiedenste Ebenen ganz ohne dabei einen einheitlichen Sound missen zu lassen. Das lieben die Fans so, dass sie das Album über Patreon-Spenden maßgeblich mitfinanzierten. Über solch ein Ergebnis würde man sich wohl bei allen Investments freuen. Tür auf für die Monster.

Das Album „Creatures In Your Head“ kannst du hier (digital) kaufen. *

Und so hört sich das an:

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Rechte am Albumcover liegen bei Monster Calling Home / Create Music Group.

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