Flyte – This Is Really Going To Hurt You

Flyte

Trübsal blasen mit Ansage! Immerhin vertuschen Flyte nicht groß, dass ihr zweites Album „This Is Really Going To Hurt You“ wahrlich kein Zuckerschlecken ist. Zumindest emotional stehen die Koordinaten gen Herzschmerz, übernimmt doch Frontmann Will Taylor die Rolle als Reiseführer. Und der hat es sich zur Aufgabe gemacht, seine eigene Trennung fein säuberlich zu dokumentieren. Schon der Opener „Easy Tiger“ fällt mit der Tür ins Zimmer, wenn Taylor kurz und schmerzlos konstatiert: „This is only to get worse.“ Richtige Stimmungskiller, die Briten. Aber ganz so tief bleiben die Köpfe nicht auf ganzer Albumlänge hängen – zum Glück!

Vom Fallen und Stehen

„This Is Really Going To Hurt You“ ist ein beinahe schon gruselig klassisches Indie-Album. Auf eine faszinierende Art und Weise versprühen die zehn Stücke eine Altersweisheit, die man gefühlt schon 1000 mal gehört hat (siehe „Miss America“!). Aber auch ohne den großen Innovationsdrang ist das keinesfalls ein schlechtes Werk, denn die Zeichen stehen vor allem auf Atmosphäre. Und für die taugen die leicht bekümmerten Untertöne der weitflächigen Indie-Gitarren allemal. Wenn sich dann wie in „I’ve Got A Girl“ noch ein beherztes Klavier einmischt, hat das großes Potential für die Küchen der Studi-WGs der Welt, die sich Jahre nach Mumford & Sons‘ großem Erfolg gegründet haben. Aber erst mit den angenehm schmierigen Streichern von „Everyone’s A Winner“ und „Love Is An Accident“ zeigt das Trio, von welcher Größenordnung wir hier überhaupt sprechen.

Weder doppelter Boden noch Dach

Die größten Lyriker sind Flyte aber eher nicht. Mit einer gehörigen Prise Selbstmitleid à la „Everyone’s a winner except for me“ machen sie dem Klassiker „Trauriger weißer Mann mit Gitarre“ schon alle Ehre. Doch die geschickt eingesetzten Gesangsharmonien zwischen Will Taylor, Jon Supran und Nick Hill wie in der großen Arcade Fire-Verbeugung „Under the Skin“ lockern das Gesamtkonzept angenehm fluffig auf.  Auch die nostalgischen Sounds sorgen dafür, dass ein kleiner Funken Erhabenheit über der Platte schwebt. Besonders deutlich wird das in den fetten Jazz-Bläsern von „There’s A Woman“, die im Dunst der Beach Boys einen überraschenden Stilbruch herbeiführen. Und wenn im Closer dann „You’ll never get to heaven in the state you’re in“ gesungen wird, erfreut sich noch jeder begossene Pudel über den gespannten Bogen. Für die sentimentalen Stunden braucht man manchmal einfach genau so eine Platte.

Das Album „This Is Really Going To Hurt You“ kannst du hier (Vinyl) oder hier (digital) kaufen. *

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Rechte am Albumcover liegen bei Island/Universal.

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