Godspeed You! Black Emperor – G_d’s Pee At State’s End!

Review: Godspeed You! Black Emperor treiben mit "G_d's Pee At State's End!" ihr erhabenes Konzept immer weiter in Richtung Perfektion.

Vier Jahre ist es her, dass Godspeed You! Black Emperor mit „Luciferian Towers“ einen Instant-Klassiker des modernen Post-Rock kreiert haben. Geschrieben auf der Straße, als das Touren noch möglich war, eingespielt mit Masken, als Corona die Welt bereits in Atem hielt, erscheint „G_d’s Pee At State’s End!“ in einer Zeit, die eigentlich wie gemacht für verträumte Ausflüge in fremde Klangsphären scheint.  Dabei knüpft das Doppelalbum an das erhabene Konzept seines Vorgängers an und versteht es, dieses Konzept gekonnt weiter zu spinnen.

Was Deafheaven im extremen Metal gelingt und Pink Floyd vor 40 Jahren im psychedelischen Rock gelang, schaffen GY!BE im Post-Rock-Sektor unserer Zeit: Sie legen die Grenzen eines ach so offen wirkenden Genres frei, um diese behutsam aber entschlossen einzutreten. Um zu verstehen, wie das im Detail gelingt, benötigt es einer teilnehmenden Beobachtung.

Klänge die sprechen

Für „G-Dd’s Pee At State’s End!“ haben Godspeed You! Black Emperor ihre befremdlichen Einfälle in acht Songs gepresst, die sich auf eine knappe Stunde erstrecken. Dabei hat die Band anmutige Sphären erreicht, von denen sie bislang nur träumte. „A Military Alphabet (Five Eyes All Blind) (4521.0kHz 6730.0kHz 4109.09kHz)“, der Opener mit dem fast schon lächerlich langen Namen verdeutlicht, dass GY!BE ihre künstlerischen Visionen mit „G_d’s Pee At State’s End!“ auf absurd geniale Spitzen treiben möchten. Dabei nimmt die Gruppe aus Montreal keine Rücksicht darauf, womöglich missverstanden zu werden oder für Verwirrung zu sorgen.

Shoegaze, Prog Metal, 60-Vibes, Fusion, Seattle-Sound und Noise-Allüren machen unter dem Deckmantel Post-Rock gemeinsame Sache. Was nach Chaos in Reinform klingt, gibt nach genauerem Hinhören ein extrem stimmiges Klangbild ab. Verträumte Melodien und vertrackte Rhythmen bauen aufeinander auf und schaukeln sich gegenseitig hoch. Oben angekommen gipfeln die Songs in spielerischer Ekstase.

Loslassen statt Denken

„Job’s Lament“ beweist durch eingängige Melodien Ohrwurmcharakter. „Government Came‘ (9980.0kHz 3617.1kHz 4521.0 kHz)“ breitet ein weitläufiges Klangbett aus, in welches es sich empfiehlt unbeschwert reinfallen zu lassen. Mit „Our Side Has To Win (For D.H.)“ bringt die Gruppe das berührende Werk zu einem würdigen Abschluss.

Wo sich „Luciferian Towers“ Zeit nimmt, um seine musikalischen Ideen während einem Post-Rock-Spaziergang am Sonntagnachmittag detailliert zu diskutieren, rennt „G_d’s Pee At State’s End!“ im Fiberwahn über eine blühende Wiese. Beim Beobachten aus der Ferne wirkt das willkürlich und ungeordnet. Beim Mitrennen macht jedoch alles auf einmal Sinn. Diese Musik muss zuerst gefühlt werden, damit sie anschließend verstanden werden kann. Loslassen und Eintauchen, die dabei entstehenden Gefühle stiften den nötigen Sinn.

„G_d’s Pee At State’s End“ kannst du hier (Vinyl) kaufen.

Und so hört sich das an:

Die Rechte am Albumcover liegen bei Constellation/Cargo.

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