Der vertonte Albtraum – Get Well Soon, das Solo-Projekt um den Mannheimer Multiinstrumentalist Konstantin Gropper, setzt genau an dieser Idee an. So beginnt Gropper Songs über seine Albträume zu schreiben und konzipiert gleich sein ganzes fünftes Album um seine Ängste und die Rolle, die Angst im 21. Jahrhundert im generellen spielt. Daraus entsteht ein fast einstündiges Epos – Beklemmende Musik in beklemmenden Zeiten.
Gleich drei der zwölf neuen Stücke auf „The Horror“, dem bereits fünften Get Well Soon Album, basieren auf Träumen, die Gropper, soweit er sich erinnern kann, wiedergibt. Neben der Musik, die noch orchestraler als schon auf dem sich um die Liebe drehenden Vorgängerwerk daherkommt, steht eine bedrückende Kurzfilmserie, in der man verschiedenste Angstdimensionen an die Oberfläche bringt und den Zuschauer durch eine verstörend bedrückende Geschichte leitet. Dieses Filmgefühl wird auch von der oft sehr streicher- und bläserdominierten Musik getragen, die immer mit viel Bombast und Theatralik arrangiert wird. Diese wunderschönen Melodien können gerne mal über den ansonsten so düsteren Charakter der Texte hinwegtäuschen. Über der Musik schwebt die ebenfalls zu großen Gesten ansetzende Stimme Groppers, der mal ins Falsett übergeht, den größten Teil aber bei seiner Bruststimme verweilt.
So eingängig, wie die Stücke auf „Love“, ist keiner der neuen Get Well Soon Tracks. Das würde aber auch nicht mit dem Albumkonzept harmonieren. So schunkelt und tänzelt man sich 52 Minuten durch das Album und ist am Ende erstaunt, wie homogen, aber doch vielseitig das Songmaterial letzten Endes ist. Ob tanzbarere Stücke, wie „Martyrs“ und „(How To Stay) Middle Class“, oder Balladen, wie „Nightmare No. 3 (Strangled)“, die durch die Musik und Groppers angenehme Stimme transportierte Stimmung ist stets ruhig und gelassen. So ist „The Horror“ in der Gesamtbetrachtung ein konzeptionell durchaus interessant angelegtes Werk mit sehr cineastischer musikalischer Unterlegung und aktuellen Bezügen. Noch schöner wäre es jedoch, wenn Get Well Soon weiter die Liebe besingen könnten und sich gar nicht erst einem solch unangenehmen Thema widmen müssten.
Das Album “The Horror” kannst du hier kaufen.*
Und so hört sich das an / sieht das aus:
Get Well Soon live 2018:
10.08. – Hamburg – Elbphilharmonie
01.10. – Berlin, Volksbühne (ausverkauft!)
02.10. – Berlin, Volksbühne (Zusatztermin)
08.10. – München – Kammerspiele
12.10. – Leipzig – Westhafen
17.10. – Köln – Philharmonie
28.10. – Stuttgart – T1 Theaterhaus
Die Rechte an dem Cover liegen bei Caroline.
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