His Lordship – Bored Animal

Albumcover zu His Lordship - Bored Animal

Ein ziemlich gutes Jon Spencer Blues Explosion-Album. Nur nicht von der Jon Spencer Blues Explosion. So in etwa kann man „Bored Animal“ von His Lordship einsortieren, wenn es mal schnell gehen muss. Das Londoner Duo spielt „dreckigen“ Garage-Rock, nimmt Elemente aus Punk, Blues und Rockabilly dazu, jagt das Ganze durch den Verzerrer – und landet auf seinem neuen Album bei einem äußerst einnehmenden Ergebnis. Und bei aller Jon-Spencer-Referenz: Natürlich klingen His Lordship vor allem nach sich selbst – roh, druckvoll, ungeschliffen. Aber der Vergleich liegt klanglich wie energetisch einfach nahe – und das ist für beide Seiten keineswegs unangenehm. Weder für Jon Spencer noch für das Duo um James Walbourne und Kris Sonne.

Von Zurückhaltung fehlt von Beginn an jede Spur: Bereits der eröffnende Titeltrack macht klar, welche Wucht im Sound der Band steckt. Garagiger Rock’n’Roll ist es, der auf der einen Seite ziemlich straight wirkt, auf der anderen Seite aber auch eine ordentliche Portion Abwechslungsreichtum bietet. „Old Romantic“ etwa rattert im besten 50s-Rockabilly-Tempo durch den Song, während „Marc-André Léclerc“ deutlich punkiger daherkommt – verzerrt, druckvoll, mit einem fast manischen Unterton. Und wer denkt, es ginge nicht noch wilder, sollte sich „I Fly Planes Into Hurricanes“ anhören: gut zweieinhalb Minuten purer Kontrollverlust mit scheppernden Drums, kreischender Gitarre und einer Energie, die ungefähr so klingt, wie der Titel verspricht. Eine gut gewählte Auskopplung, die gar einen – wenn auch ziemlich schrägen – hymnischen Charakter einnimmt.

In der Gesamtschau kann man sagen: „Bored Animal“ klingt unpoliert, direkt und organisch. Ein Album aus einem Guss, mit Schweiß an den Wänden und Feedback in der Luft. Perfektion spielt hier keine Rolle – sie würde dem Album auch nicht gut tun. Umso zentraler ist die Energie, die aus jedem Song trieft. Wer clevere Zitate und makellose Arrangements sucht, ist hier falsch. Wer aber das sucht, was Rock’n’Roll im besten Fall sein kann – laut, dringlich, schmutzig und mit Seele –, liegt goldrichtig. Eindeutig: Diese Band weiß, was sie tut – auch wenn sie so tut, als sei das Gegenteil der Fall. Laut aufdrehen und ab dafür!

Und so hört sich das an:

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Die Rechte am Albumcover liegen bei Psychonaut Sounds.

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