“Snacks”, so heißt die Debüt-EP des Berliner Duos Import Export. 2020 haben sich Josi Miller, die sonst eigentlich auflegt, und Stefan Heinrich, die eine Hälfte von KLAN, zusammengetan und ihre kleine Band gegründet. Seitdem kamen immer wieder Singles, nun endlich etwas Ganzes, Eigenständiges.
“Snacks”. 7 Songs, 20 Minuten. Kurz, schnell, leicht verdaulich. So schnell, wie es anfängt, ist es auch schon wieder vorbei. Auf “Run Run Run” werden wir vorsichtig von der Stimme Kadies reingezogen, in den Wirbelsturm, in diese kleine Sphäre, die auf dieser EP gebildet wird. Vor irgendetwas rennt sie weg, versucht sie zu überkommen, im Zuckerrausch, auf Schokoladen-Überdosis.
Es geht weiter mit einer Interlude, eine große Collage aus lauter Stimmschnipseln und einem Beat, der sich immer weiter aufbaut, beep beep beep, bis er sich im nächsten Track, „Not My Type“ wieder fallen lässt. Da wird‘s housig, bereit für den Club, der Beat dreht sich immer wieder um sich selbst, die Stimme um ihren Satz. „You are not my type“, aber irgendwie ist man doch „more than friends“. Auf jeden Fall ist nachts, im Club, auf der Party, keine Zeit für solche Überlegungen. Da lässt man sich einfach fallen, treiben, gedankenfrei.
Dieses Gefühl wird sehr präzise, alleine über die Beats und Melodien, durch diese EP getragen. Jeder Track verschwimmt in den anderen, lässt sich fallen und tragen, ganz natürlich, bildet einen melodisch roten Faden und erzählt irgendwie doch jedes Mal etwas anderes. Es geht um Club-Erfahrungen, um Langstreckensprints auf Energieüberschuss, um sich bei einer anderen Person fallen zu lassen und seinen Platz zu finden, im Closer singt Josi darüber, (unfreiwillig) in die Fußstapfen ihrer Eltern zu steigen – oder darin stecken zu bleiben. Das meiste wird nur angeschnitten, für Ausschweifungen bleibt keine Zeit, dann würde es zu schwer, zu lang, säße im Magen. Kein kurzer Snack mehr. Dafür sind es zu viele Themenkomplexe.
Das ist aber okay so, irgendwo macht ja auch genau das die EP aus. Tausend Schnipsel setzen sich auf ihr zusammen, mit Samples und Stimmen und Einflüssen aus allen Richtungen. Mal ist es housig, dann poppig, dann irgendwie sehr Lo-Fi. Es stellt alles unter Beweis, wofür Josi auch als DJ sehr bewundert wird, ihre Fähigkeit, Räume zu bilden, die verschiedensten Einflüsse zusammenfinden, sie ineinander zerfließen zu lassen und etwas eigenes daraus zu kreieren. Und dann ist es auch wieder etwas ganz anderes als ihre vorherige Arbeit, sie singt, mal alleine, mal mit Stefan Heinrich zusammen, der wohl alles am Ende zu einem Bild zusammenschraubt. Teamwork.
“Snacks” ist eine wunderbare Collage aus HipHop, House und Pop, DJ Skills und Engineering Fähigkeiten, großen und kleinen Gefühlen. Es ist nicht so richtig als Beattape zu bezeichnen, dafür wird wahrscheinlich zu viel gesungen. Und doch sind es immer nur kleine Häppchen, ein Teaser, leicht verdaulich. Ich bin gespannt auf mehr.
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Und so hört sich das an:
Die Rechte für das Cover liegen bei blue lions records.
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