James Blake – Assume Form

James Blake Assume Form

Eine Woche Vorankündigung genügt. Mehr braucht James Blake für sein viertes Album „Assume Form“ nicht. Fast drei Jahre nach „The Colour in Anything“ geht der 30-jährige Brite in die vierte Runde. Dazwischen war aber durchaus viel zu tun: Features mit Beyoncé, Frank Ocean, Jay-Z, Travis Scott und Stevie Wonder, Produktionen für Kendrick Lamar und noch weitere kleine Arbeiten. Wenn man das von sich zur Überbrückung zwischen den eigenen Longplayern behaupten darf, hat man’s wohl geschafft.

Und ja, die Wichtigkeit seines Debüts „James Blake“ aus 2011 ist wirklich nicht von der Hand zu weisen. Die komplett selbstproduzierte und -geschriebene Platte wurde von ihm größtenteils in seinem Wohnzimmer aufgenommen und hat ein wenig die Musikwelt verändert, ohne dass es jeder bemerkt hat. Der Grundstein für den darauf sehr erfolgreich werdenden Trap war gelegt. So richtig konnte sich niemand den sterilen, teils gruseligen, elektronischen und immer fesselnden Sounds entziehen – warum sollten sonst die größten Black Music-Künstler den schüchternen Londoner einladen? Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Der Klang war futuristisch, neu und keinesfalls mainstreamig. So blieb auch bis heute der große Chartserfolg für ihn aus. Die Alben gingen hierzulande maximal in die Top 20, Singlehits gibt’s keine. Da haben andere europäische Länder definitiv mehr Gefallen dran gefunden. Eine Sache kann jedoch selbst der größte Fan der ersten Stunde nicht abstreiten: wirklich kreativ ist Herr Blake nicht. Spätestens bei der letzten Platte war klar, dass eine Idee nicht für drei Alben reicht, sodass „The Colour in Anything“ nur noch eins war – ultra langweilig!

Mit „Assume Form“ geht’s also nach Zusammenarbeiten mit anderen Künstlern etwas zurück in die richtige Bahn. Als Dankeschön für gute fremdgeschriebene Musik sind gleich fünf Gäste als Pusher zu hören: Travis Scott, André 3000 von Outkast, Moses Sumney, Metro Boomin und die Spanierin Rosalía. Für die Produktion ist neben Blake himself größtenteils Dominic Maker zuständig. Tatsächlich tut die Frischzellenkur den 12 neuen Tracks gut. Etwas weg von depressiven Nebelschwaden, hin zu deepen Beats! Musikalisch wird gerne mal gen Hip-Hop geblickt, sodass grade die Stücke mit Unterstützung fremdartig wirken („Mile High“ feat. Metro Boomin & Travis Scott, „Tell Them“ feat. Metro Boomin & Moses Sumney), aber durchaus bocken. Das teils in Spanisch gesungene „Barefoot in the Park“ mit Rosalía lässt allein durch das Temperament der Sprache aufhorchen und präsentiert tolle Drum-Spielereien.

Aber so ganz neu, abgedreht und freaky ist es dann leider doch nicht. Gerade im Gesamten hebt sich „Assume Form“ nicht über das Mittelfeld hinaus, trotz einiger Überraschungen. Mit dem Titeltrack und „Into the Red“ geschehen Songs, die auch nach dreimal hören nur so an einem vorbeihuschen. Zwar schafft es das Album wieder insgesamt in sich stimmig zu klingen, jedoch stechen nur die wenigsten Liedchen hervor. Klare Highlights sind die direkt hintereinander auftretenden „Where’s The Catch“ mit André 3000, dank tollem Piano, verzerrten E-Gitarren und mitreißenden Raps und „I’ll Come Too“, bei denen Blake so zu hören ist, wie er sein kann, wenn er das verbindet, was ihn gut macht. Zum Finale „Lullaby for My Insomniac“ werden mehrstimmige Chöre aufgefahren, die zwar eine sehr schlaflose Atmosphäre kreieren, aber auch hart an der Nervenschraube drehen. Schade, dass wirklich berührende Balladen wie ein „A Case of You“ gänzlich fehlen.

Nach dem perfekten „James Blake“, dem ganz guten „Overgrown“ und einem quasi Totalausfall namens „The Colour in Anything“ gibt es nun also das Mittelfeld. Damit hat James Blake alle Möglichkeiten auf der Qualitätsskala abgedeckt. Natürlich ist das Alles nie schlecht, aber eben auch etwas ausgelutscht. Da geht noch einiges, wenn auch erst wahrscheinlich in drei Jahren.

Und so hört sich das an:

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