Mit „Rauhfaseridyll“ veröffentlichen Karlsson heute ihr Debütalbum. Aufgenommen haben die Indiepunker aus Köln ihren Erstling in der Eifel, trotz dieser Locationwahl ist von idyllischer Landszenerie nicht viel zu hören. Im Gegenteil: Auf „Rauhfaseridyll“ wird es dreckig, rotzig und rau wie im Keller. Auf zwölf Songs geht es fast durchgängig nach vorne, neben den klassischen Instrumenten einer Punkrockformation, greifen Karlsson auch schonmal zur einen oder anderen elektronischen Spielerei.
Im Kern handelt es sich bei „Rauhfaseridyll“ um ein klassisches Punkrockalbum im Vollgas-Modus. Während Love A in ihren Produktionen immer mehr Druck und Geschwindigkeit rausnehmen und stärker mit ruhigeren Momenten arbeiten, drücken Karlsson das Pedal so richtig durch. Das macht den Sound insgesamt dreckiger und auch unfertiger. Wem Love A also inzwischen zu rund klingen, der wird hier problemlos zugreifen können. Auch im Songwriting ist eine deutliche Weiterentwicklung zur ersten EP „Autohauseröffnung“ zu spüren. Die EP enthielt zwar ebenfalls bereits den einen oder anderen stimmigen Track, auf „Rauhfaseridyll“ ist der Sound aber abwechslungsreicher geworden und man merkt, dass die Band mehr Zeit investiert hat, um die zwölf Songs zu produzieren. Gesungen wird nicht nur auf deutsch, sondern auch auf englisch. Die Texte werden aber vor allem durch mehr Tiefe aufgewertet, die Referenzen zu alltäglichen Ängsten, dem Griff zur Flasche und der Banalheit des Seins sind unterhaltsam und versorgen den Zuhörer mit dem richtigen Grad an Melancholie.
Neben den melancholischen Aussagen, die dem Hörer auf „Rauhfaseridyll“ immer wieder begegnen, ist es vor allem die Wut, die Karlsson antreibt. Engstirnigkeit und mangelnde Toleranz in der Gesellschaft, das ist das, was die Indiepunker aufregt und was sie in ihren Texten dem Hörer auch ungefiltert an den Kopf werfen. Schon in der ersten Singleauskopplung „Schwule Könige“ thematisiert die Band den Umgang mit Homosexuellen in traditionellen Kontexten. So begegnet man besonders auf Schützenfesten und auf Volksfesten Menschen, die Homosexualität nach wie vor für eine exotische Krankheit halten. Die Musiker kritisieren das deutlich und reihen sich damit in die Reihe zahlreicher Punkrockbands ein, die sich stark positionieren und damit ein deutliches Gegengewicht darstellen, gegen Gruppierungen, die der Meinung sind, dass man selbst in so fundamentalen Fragen, ernsthaft unpolitisch sein kann. „Das geht uns alle an!“ ist die klare Botschaft, die Karlsson senden und damit an ihre Zuhörer appellieren für mehr Toleranz einzutreten.
Fans von Love A, Pascow, Matula und Konsorten dürfen sich hier über eine weitere Band freuen, die sich in Punkrock-Gefilden wohlfühlt und uns sicherlich in den nächsten Jahren noch mit so mancher schwitziger Show im Club oder auf Festivals begeistern wird.
Das Album “Rauhfaseridyll” von KARLSSON kannst du hier kaufen!*
So hört sich das an:
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Tour 2019:
15.02.19 Köln, Sonic Ballroom
16.02.19 Frankfurt, Ponyhof
15.03.19 Bonn, BLA
16.03.19 Aachen, AZ
29.03.19 Kröv (Mosel), Staffelteter Hof
26.10.19 Aachen, AZ
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