Der Dezember ist wohl der einzige Monat im Jahr, der eine komplett eigenständige Atmosphäre hat. Die meisten Menschen haben wegen der langen Dunkelheit depressive Verstimmungen, sind durch Erkältungen geplagt und fühlen sich durch sämtliche Verpflichtungen in der Vorweihnachtszeit gestresst. Umso schöner ist es, dass eigentlich ein Highlight dem nächsten folgt. Wir machen es uns mit bunten Lichtern wieder hell, stoßen mit Freunden bei einem Glühwein an, beschenken uns zum Feste und lassen es am Ende des Jahres knallen. Für genau diese gegenwärtigen Momente liefert Katie Melua auf Live in Concert den passenden Soundtrack.

Zehn Jahre hat es gedauert, bis von der Georgierin, die ebenso russische und britische Wurzeln in sich trägt, eine zweite Liveveröffentlichung in den Regalen steht. Das ist in der Tat recht ungewöhnlich, wurden seit „Live At The O2 Arena“ im Jahr 2009 immerhin vier Alben veröffentlicht. Zwar ließ der völlig überragende Erfolg nach den ersten beiden Longplayern „Call Off The Search“ und „Piece By Piece“ ein wenig nach – Top 10-Hits waren jedoch alle Platten weiterhin. Schaut man in die aktuellen Verkaufscharts wird deutlich: das kann auch Live in Concert schaffen.

Und zu Recht. Wer sich für die Anschaffung der limitierten 2 CD-Edition entscheidet, hält neben den beiden Tonträgern ein wirklich brillant gestaltetes Buch in den Händen, das auf stolzen 84 Seiten 50 stilvolle Fotos in hoher Qualität zeigt. Viele Bilder auf der Bühne während des Konzerts, einige bei den Proben oder aus dem Tourbus. Hier wurde sich wirklich viel Mühe gegeben, den passenden Ton zu treffen, was auch ganz vorzüglich funktioniert.

Die 21 Songs umfassen den kompletten Auftritt in der Central Westminster Hall in London, der am 8.12.18, also vor ziemlich genau einem Jahr, stattfand. 85 Minuten, die vor Ort beim Konzert und somit gleichfalls auf CD durch eine Pause in zwei Blöcke geteilt werden. Wir durften selbst einige Wochen vorher beim Wuppertal-Gig der gleichen Tour dabei sein und waren sehr begeistert (Lest HIER nochmal unseren Bericht).

Der Zauber, den wir in Wuppertal spüren durften, ist zwar nicht 100%, aber vielleicht zu 80% wieder da. Letztendlich gibt die Bildebene durch die wunderschöne Katie Melua, ihre Begleitband, ihren Chor und auch durch die comicartigen Einspieler auf Leinwand einen besonderen Reiz, der beim bloßen Zuhören wegfällt. Leider umfasst das Release keine DVD oder BluRay. Nichtsdestotrotz schafft auch allein die Musik, Atmosphäre in den Raum zu bringen und kommt im Dezember grade richtig.

Peu à peu steigert sich die Spannung. Zugegen fällt der Einstieg mit Katie solo an der Gitarre und auf Georgisch singend etwas gewöhnungsbedürftig aus. Doch spätestens bei Track 4, dem sehr beliebten „Nine Million Bicycles“, das mit Band funktioniert, sollte ein jeder sich abgeholt fühlen. Das gesamte Konzert bleibt ruhig, die kreierte Stimmung also durchgängig bestehen, was gut so ist.

Absolute Anspieltipps sind die perfekten Coverversionen von The Cures „Just Like Heaven“, Louis Armstrongs „What A Wonderful World“, Blacks „Wonderful Life“ und Stings bzw. Eva Cassidys „Fields of Gold“. Stimme und Arrangement harmonieren und ergeben eine heiße Honigmilch im Ohr. Der Gori Women’s Choir, der bei ungefähr der Hälfte der Stücke mitwirkt, macht sich nicht zum Beiwerk, sondern zum zweiten Star des Abends. Klingt wie eine Symbiose, die sich immer gesucht hat. Hier sollten dringend die Highlights „O Holy Night“ – passend zur Weihnachtszeit – oder „The Little Swallow“ im wundervoll abgemischten Ton angehört werden. Ganz besonders der Sound ist ausschlaggebend für die hohe Qualität. Das Klangerlebnis wirkt rein, authentisch und wenig künstlich. Kommt mit der passenden Anlage richtig gut zur Geltung.

Eigentlich ist somit die gesamte Veröffentlichung ein Highlight. „The Closeses Thing To Crazy“ ist auch nach dem 2000x Hören noch ein umwerfender Titel, „Piece By Piece“ weiterhin berührend. Die einen mögen Katie Melua als eintönig oder langweilig bezeichnen. Mag sein. Wer jedoch in der stressigen Zeit voller To Do-Listen sein Leben auf der Couch bei Kerzenschein unter einer Decke mit einem Rotwein in der Hand ein wenig entschleunigen möchte, wird das mit Live in Concert erreichen. Versprochen.

Und so hört sich das an:

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Die Rechte fürs Cover liegen bei BMG.

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