„Growing up in England made you who you are“ berichtet Katie Melua in „Quiet Moves“, dem zweiten Titel ihres neunten Albums Love & Money. Beendet wird die neue Platte hingegen mit einem Gruß an die georgische Heimat, in die sie dem Albumtitel entsprechend Liebe und Geld sendet.
Die Entstehung von Love & Money fand unter nicht ganz gewöhnlichen Umständen statt. Genauso wie die Aufnahmen zu Katies 2020 erschienenen Vorgänger „Album No. 8“ auch schon. Allerdings tauscht sie Arbeiten im Lockdown gegen Arbeiten mit Nachwuchs im Bauch. Das äußerst stilvolle Cover zeigt sie hochschwanger, lächelnd, mitten im Wald. Mit 38 wurde sie vor wenigen Wochen das erste Mal Mutter.
Bekanntlich macht Katie Melua weder Metal noch Techno, sodass das Produzieren ihrer neuen Songs hörbar ihr, aber auch ihrem Baby gut getan haben wird. Auf Love & Money bleibt sich eine der erfolgreichsten Künstlerinnen Großbritanniens treu, wenn auch an einigen Stellen vielleicht zu sehr. Schon wie bei ihrem letzten Werk liegt der Fokus eindeutig auf eine introvertierte Haltung, eher schwebende Arrangements, die für so manche entspannende Stunde mit Sicherheit sehr stimmige Musikuntermalung bietet, aber dann doch eine Spur zu Nummer sicher fährt.
Stimmig funktionieren die neuen Ideen beispielsweise in „Reefs“, das zwar das Tempo kein My anzieht, dafür aber durch leichte E-Gitarren-Riffs und elfenartige Stimmdopplungen und Adlibs von Babyerfahrungen berichtet. Sowieso bleibt Melua lyrisch nah bei sich, was auch im Opening „Golden Record“ herauszuhören ist. Sie liefert nur an so mancher Ecke lieber mehr guttuendes Easy Listening, schön verpackte Monotonie, statt einzeln hervorstechender Hits, was zumindest dann in der Masse ein wenig enttäuscht.
Dabei sind kleine Momente immer durchaus hörenswert. Wenn zum Beispiel der Refrain von „Pick Me Up“ in ein jazziges Klaviersolo übergeht. Das sind diese typischen Katie–Melua-Film-Noir-Szenen, die man eben sucht, wenn man bewusst Musik der Künstlerin auswählt. Den Höhepunkt erreicht Love & Money überraschenderweise bei den zwei letzten Songs: „Those Sweet Days“ ist wohl das lauteste Stück, bei dem zum Ende ein Chor das Ganze wunderbar aufgehen lässt. Der bereits erwähnte Titeltrack ist sich auch um eine wirklich einschmeichelnde Melodielinie mit Fernweh-Feeling nicht zu schade.
Dem gegenüber steht aber auch fast eine Hand voll Nummern, die eben Coffee-House-Musik sind, aber auch zu keiner Sekunde auffallen („First Date“, „Darling Star“, „Lie in the Heat“). So liefert die Mama eines jungen Sohnes auf ihrer neunten LP wieder gut konsumierbare 36 Minuten, die sich als Begleitmusik perfekt dafür eignen, nicht zu viel Raum bei Treffen mit Freund*innen einzunehmen, um aber ganz bewusst im Gedächtnis zu bleiben, flutscht zumindest die Hälfte ein wenig zu glatt durch.
Und so hört sich das an:
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