Die Band betritt die Bühne, die Menge tobt, hebt die Gläser: Kettcar stoßen auf die vergangenen zwei Jahre an. Das erste richtige Live-Album der Band setzt einen Schlussstrich hinter den erfolgreichsten Release-Zirkel der 18-jährigen Bandgeschichte und entlässt die Hamburger zunächst wieder in eine Pause. Vor der tourt man natürlich noch ein letztes Mal im kommenden Jahr durch Deutschland. Und das geht so…
Als „Sommer ’89 (Er schnitt Löcher in den Zaun)“ im warmen August 2017 erschien, füllten Kettcar das große unpolitische Loch des deutschsprachigen Pop-Zyklus, das sich in der letzten Dekade nach und nach aufgetan hatte. Die klare Haltung von „Ich vs. Wir“ und die nahezu cineastische Auseinandersetzung mit komplexen politischen Sachverhalten traf zielgenau den Zeitgeist: Für genau diesen Sound und diese Message gab es eine Zielgruppe. Kein Wunder also, dass die Band in den folgenden Monaten ihre bislang größten Konzerte spielen durfte, die dann auch noch nahezu ausnahmslos Ausverkauf vermeldeten. Diese gelungene Wiedergeburt feiert man nun mit seinem ersten richtigen Live-Album – „Fliegende Bauten“ durfte in Gänze ja eher weniger laut sein. Das hört auf den Titel „…Und Das Geht So“ – wie sollte es auch sonst sein – und folgt der simplen Formel, an der sich auch die Konzerte der Band orientieren: Was zählt, ist die Musik.
Die Band und deren Kunst stehen auf „…Und Das Geht So“ ganz klar im Vordergrund. Nur für wenige Passagen gibt Wiebusch den Gesangspart an die Menge weiter, die das neu entstandene Vakuum stets mit Freude füllt. Ansonsten lauscht der Zuhörer vorrangig der Band, die fantastisch klingt und jede ihrer Schaffensphasen abarbeitet. Die fetten Passagen – die Ausbrüche von „Money Left to Burn“, „Kein Außen mehr“ und „Landungsbrücken raus“ – knallen so wie es sich gehört. Und auch die ruhigen Momente wie „Balu“ oder das ruhige Outro von „Den Revolver entsichern“ können sich voll entfalten. Das liegt gerade auch an einem dreiköpfigen Bläser-Ensemble, das die Hamburger mit im Gepäck haben und den Kettcar-Sound passend zur Feierlichkeit im Bombast aufgehen lässt.
Punkten Kettcar bereits mit ihrem reinen Fokus auf das Wesentliche, so lassen auch die vielen kleinen Ansagen die Band in charismatischem Licht erscheinen. Die reichen von menschlichen Politik-Kampfansagen („Humanismus ist nicht verhandelbar“) über die etwas durch den Wind wirkenden Danksagungen Bustorffs hin zu Erzählungen von vergangenen Auseinandersetzungen mit Major-Label-Angestellten („Wir machen, was wir wollen!“). Das bodenständige Image Kettcars verfestigt sich dadurch nur weiter. Da darf man auch mal ausgiebig auf die eigene Hochphase anstoßen und den vergangenen Jahren mit einem toll klingenden Live-Album die Krone aufsetzen. Die Platte wird trotzdem wohl eher was für Fans der Band sein, die von den Studioalben des Quintettes nicht genug bekommen. Fans haben Kettcar aber momentan ja eh wie Sand am Meer.
Das Album “…Und Das Geht So” kannst du dir hier kaufen.*
Tickets für die kommende Tour gibt es hier.*
Und so hört sich das an:
Website / Facebook / Instagram / Twitter
Kettcar live 2020:
25.01. – Braunschweig, Staatstheater
26.01. – Düsseldorf, Stahlwerk
27.01. – Nürnberg, Z-Bau
28.01. – München, Muffathalle
29.01. – Mannheim, Capitol
30.01. – Dresden, Schlachthof
31.01. – Bremen, Pier 2
01.02. – Lübeck, MuK
Die Rechte für das Cover liegen bei Grand Hotel Van Cleef.
* Affiliate-Link: Du unterstützt minutenmusik über deinen Einkauf. Der Artikel wird für dich dadurch nicht teurer.