Dass deutsche Musiker und Musikerinnen nicht immer über einen Kamm zu scheren sind, hat vor allem das Format „Sing meinen Song“ in den vergangenen Wochen noch einmal verdeutlicht. Egal ob Rap, Pop, Rock oder Country – im Grunde vereint alle Künstler und Künstlerinnen vor allem eines: die Liebe zur Musik, Talent und Kreativität. Und dennoch gibt es vielerlei Vorurteile. Vor allem im Bereich des Deutschpop. Mitten in diesem Geschehen dabei ist auch Lea, die 2017 mit ihren Songs „Wohin willst du?“ und „Leiser“ den großen Durchbruch feiern konnte. Bereits mit ihrem 2018 erschienen Album „Zwischen meinen Zeilen“ bewies die Sängerin, dass Deutschpop oftmals grundlos belächelt wird. Mit „Treppenhaus“ veröffentlich die Sängerin nun ihr drittes Studioalbum.
Wenn man LEA zuhört, fällt direkt ihre besondere Stimme auf. Teilweise so zart und zerbrechlich wie die eines Engels und dann wieder erfrischend und harmonisch. Man glaubt LEA was sie singt und das nicht grundlos. Sie verpackt sehr realitätsnahe Botschaften in ihre Songs, schreibt sehr persönliche Texte, ist nahbar und ehrlich. Fast so wie die Freundin von nebenan, mit der man sich austauscht. Mit viel Herzblut teilt sie ihre eigenen Erfahrungen und Gedanken. Textlich zeigt sie viel Feingefühl und schafft es, die Dinge auf den Punkt zu bringen. So schafft sie es beispielsweise mit „Kaputt“ einen Song zu kreieren, der wahnsinnig gut getextet und gleichzeitig realitätsnah ist. Man fühlt mit ihr mit, kann sich in ihre Gedanken hineinversetzen und glaubt ihr, was sie da singt.
Mit dem gleichnamigen Song zum Album „Treppenhaus“ beweist LEA zudem abermals ihr Geschick für catchy Songs. Ihre Stimme kommt bei einer Mischung aus sanften Klängen zu Beginn des Songs und schnelleren Tönen im Refrain besonders gut zur Geltung. Wie auch schon bei Liedern wie „Leiser“ oder „Immer wenn wir uns sehen“ gelingen ihr damit radiotaugliche Songs, die zu echten Ohrwürmern katapultieren. Den Stil vom Vorgänger-Album „Zwischen meinen Zeilen“ setzt LEA damit nahtlos fort. Auch der Track „110“ lässt sich in eben diese Kategorie einstufen. Bei diesem liegt die Besonderheit vor allem in der Version mit Capital Bra, die sich für LEA charttechnisch definitiv ausgezahlt hat. Gerade die Kombination ihrer sanften Töne und den deutlich härteren Tönen Capital Bras bringt eine gute Symbiose. Auf das Album geschafft hat es letztlich aber die Solo-Version von LEA, die zumindest textlich deutlich mehr überzeugt.
Bei all dem Positiven gibt es allerdings auch einige Kleinigkeiten, die auf „Treppenhaus“ nicht gänzlich gelungen sind. Mit ihrem zweiten Album „Zwischen meinen Zeilen“ hat LEA einen großartigen Langspieler veröffentlicht, an den „Treppenhaus“ nicht herankommt. Zum einen liegt das an LEAs Stil. Dieser passt zwar, wie bereits erwähnt, unheimlich gut zu ihr, wird aber irgendwann auch eintönig. Auf dem Album befinden sich einige Songs wie „Sylt 98“, „Deine Nummer“ oder „Ende der Welt“, die einfach nur so vor sich hinplätschern. Ihnen fehlt das Hitpotenzial, das gewisse Etwas. Im Gegensatz zu anderen Songs wirken sie belanglos und ja, leider zum Teil auch langweilig. Die Texte wirken mehr zusammengewürfelt als ausgeklügelt und zeigen nicht LEAs gesamtes Talent auf. Hinzu kommt, dass LEA thematisch abermals wieder alles rund um das Thema Liebe und Liebeskummer abdeckt. Dies ist bis zu einem gewissen Punkt zwar unglaublich authentisch, irgendwann aber auch nur noch das Gleiche.
Insgesamt ist „Treppenhaus“ aber ein erfrischendes und zugleich authentisches Album, auf dem LEA abermals ihre Singer-Songwriter-Qualitäten unter Beweis stellt. Sie hat ihren eigenen Stil, der super zu ihrer Stimme passt und tolle Songs erschaffen lässt. LEA ist wie das Mädchen von nebenan, nahbar, feinfühlig und unglaublich tiefgründig. Dies hat sie in den vergangenen Wochen auch immer wieder bei Sing meinen Song unter Beweis gestellt. Ihre Musik ist sehr realitätsnah und berührend – zumindest für die, die sich drauf einlassen.
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