LGoony – Go Green EP

Review: Annelena Baerbock feiert LGoonys neue EP? Der inhaltlich Ausrichtung von "Go Green" wegen ist das gar nicht so unwahrscheinlich.

Es ist ein später Tag im September 2021. Die Partei Die Grünen gewinnt die Bundestagswahl. Auf der feierlichen Zeremonie läuft der Song „Go Green“ von LGoony. Annalena Baerbock, die neue Bundeskanzlerin, hebt eine Faust in die Luft, der Zeigefinger ist ausgestreckt, sie schwingt den Arm im Takt. Ihr anderer liegt um Robert Habecks Schulter. Er singt beschwingt mit: „Swagger fresh so wie Mint und mein Shirt ist so Green, yeah, yeah.“ Es ist die Hymne des Abends.

Natürlich ist es unwahrscheinlich, dass die Grünen gerade einen Song von LGoony als Siegeshymne instrumentalisieren. Und natürlich ist auch das Szenario, in denen die Partei als stärkste Kraft aus der Wahl hervorgeht laut neuesten Umfrageergebnissen nicht realistisch. Und trotzdem: „Go Green“, die neue EP des Kölner Rappers, greift einen Zeitgeist auf, von dem zuletzt gerade die Partei um Baerbock und Habeck profitierte. Conscious-Rap mit Umweltfokus und Lockerheit ist das.

Da geht es um E-Autos, den Swag des Nahverkehrs, um die Schlüsselperson Greta Thunberg. Es geht um die Sonne als Energiequelle, um Seetage mit vielen Freunden und es geht darum Christian Lindner zu dissen. Und selbstverständlich geht es immer auch unterschwellig darum wie wohlhabend und schimmernd-schön die Kunstfigur LGoony ist – ein altbekanntes Narrativ. Aber dennoch: Die sommerlich-klare Brise, die neuerdings durch den Sound des Rappers weht, tut den zuletzt ein wenig repetitiv gewordenen Erzählungen gut.

Nur einmal kurz fällt der Kölner Rapper aus diesen Natur- und Umwelt-Motiviken heraus: „Engel & Teufel“, einer der bislang inhaltlich stärksten Songs des Musikers, umschreibt das Leben zwischen gefühlsmäßigen Extremen und gibt damit unüblich nahbar Einblicke in die Anstrengungen, die mit dem so harten Empfinden von Höhen und Tiefen einhergehen. Auch das ist neu.

Musikalisch findet all das auf up-beatigen Sommer-Instrumentals statt. Mal entspannter und samt Gitarrensolo wie in „Inferno“. Mal dancy wie im Titelstück. Mal so richtig auf Turnup getrimmt wie in „Greta Thunberg“. Luftig und locker klingen die fünf Songs allesamt.

Doch zurück zum Eingangsszenario. LGoony möchte mit der Veröffentlichung der EP auch trotz der namentlichen Parallelen vermutlich keine Wahlwerbung für die Grünen machen. Immerhin sind die Umweltziele von Parteien links der Grünen um ein vielfaches ambitionierter. „Go Green“ ist dennoch in seiner Ausrichtung und Message ein – wenn auch locker ausformuliertes – politisches Statement für mehr Awareness. Sei das Awareness für Umweltthemen oder eben für Mental Health-Problematiken. Und das kann man abfeiern.

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