Mantar – The Modern Art Of Setting Ablaze

Mantar - The Modern Art Of Setting Ablaze

Die nächste Genre-Überflieger-Platte stammt dann wohl von Mantar. „The Modern Art Of Setting Ablaze“ heißt das dritte Album der Bremer Band, die sich nicht so richtig einordnen lassen will. Der Gesang sagt „Black-Metal“, die Musik oft „Punk“ oder auch „Hardcore“ (auch wenn sie das nicht möchte), schielt manchmal jedoch sogar in den „Rock“ hinüber. Das Duo nennt das selber „Black Metal Doom Punk“. Sehr krachig ist die ganze Angelegenheit allemal. In zwölf Songs ziehen Mantar den Hörer mit einer gehörigen Portion Abneigung in einen bösartigen Strudel aus Gekreische und Lärm, öffnen sich jedoch zwischenzeitlich auch in gewissem Maß für mehr Melodie.

Bereits der ruhigere Opener der Platte deutet an, welche Richtung die nächsten 47 Minuten einschlagen. Eine repetitive, für die Band ungewöhnlich cleane Gitarrenmelodie sucht sich seinen Weg in die Gehörbahnen, hinter dieser baut sich eine düstere Wall-Of-Noise auf. Fast hat man das Gefühl das Duo sammle für das, was folgt, bereits alle seine Kräfte. Diese angestaute Energie wird im darauf folgenden „Age Of The Absurd“ schon gänzlich freigelassen. Hier zeigt die Band, wie wenig sie sich um Genrekonventionen schert. Mit Upbeat-Rock-Riff in der Bridge und – für derartigen Lärm – fast schon eingängigen Refrain treibt das Stück nach vorn. Auch Song drei „Seek + Forget“ zieht den Hörer relativ fix in einen düsteren, aber trotzdem fast schon neckisch tanzbaren Riff-Strudel. Auch „Dynasty Of Nails“ in der Mitte der Platte zeigt ein ordentliches Tempo auf, bietet später aber auch Platz für Riffs, Riffs, Riffs.

Was dem Mantar-Drittling jegliche Massentauglichkeit nimmt, ist der stets flüsternd, verstörende Gesang Hanno Klänhardts, der sich an den straighten Riffs der Gruppe entlanghangelt. Über die gesamte Dauer des Albums wirkt dieser vielleicht ein wenig zu eintönig. Auch die minimalistische Instrumentation aus Schlagzeug und Gitarre und die stets lärmenden Riffs, tragen dazu bei, dass „The Modern Art Of Setting Ablaze“ eine unangenehm anstrengende Platte ist. Das Cover ziert der „Lichtbringer“, der seit den 1930er den Eingang der Bremer Böttcherstraße schmückt. Mit diesem Bronzerelief versuchte der Künstler Bernhard Hoetger damals bei den Nationalsozialisten zu punkten. Noch heute hängt das Werk ohne Erklärung am Eingang einer der meistbesuchten Touristenattraktionen der Stadt, wird täglich vielfach fotografiert. Für die Band verkörpert das Relief der Vergangenheit die unbequemen Zeiten, in denen wir momentan leben – Zeiten, in denen Faschisten im Bundestag sitzen, in denen man sehr vorsichtig sein muss, wem man Glauben schenkt.

Nichtmal das Cover lässt also Raum für Ruhe. „The Modern Art Of Setting Ablaze“ ist in seiner Gänze beklemmend. Mantar sind keine politische Band. Ihre Texte mögen düster sein, direkt gesellschaftskritisch sind sie jedoch nicht. Trotzdem orientiert sich das dritte Album der Band erstaunlich nah am Zeitgeschehen – ohne dass man mit Parolen um sich wirft. Szenekonventionen? Darum kümmert sich das Duo nicht – das hört man! Dass die Band nun auch etwas mehr Melodie zulässt, tut dem lauten Mischmasch nur gut. Achja: Die Nazis erklärten Hoetgers Kunst 1936 für „entartet“. Später musste er in die Schweiz fliehen. Doof gelaufen.

Das Album “The Modern Art Of Setting Ablaze” kannst du dir hier kaufen.*

Und so hört sich das an:

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Mantar live 2018:

17.11. – Hamburg, Markthalle
19.11. – Hannover, Musikzentrum
20.11. – Nürnberg, Hirsch
21.11. – Essen, Turock
23.11. – Stuttgart, KJH Hallschlag
26.11. – München, Backstage
30.11. – Leipzig, UT Connewitz
01.12. – Berlin, SO36
08.12. – Wiesbaden, Schlachthof

Die Rechte für das Albumcover liegen bei Nuclear Blast.

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