Mattiel – Georgia Gothic

Mattiel Georgia Gothic

Ziemlich plakativ schmeißen sich Mattiel Brown und Jonah Swilley für das Cover ihres dritten Albums „Georgia Gothic“ in Teufelskostüme. Ähnlich eindringlich wie die rote Signalfarbe dieser Outfits führt auch die zugehörige Musik durch eine recht düstere Welt, auf die man dennoch gerne einen Blick werfen möchte. Man spürt: Hier lief alles etwas anders als zuvor.

Licht im Dunkeln

Auf den bisherigen Platten arbeiteten die Sängerin Brown und ihr Produzent Swilley stets räumlich unabhängig voneinander. Für „Georgia Gothic“ setzten sich die beiden nun – konträr zu den ganzen Lockdown-Platten – erstmals im gesamten Songwriting-Prozess zusammen an die Songs. Eine bedeutsame Wandlung, die auch gleich eine Erklärung für die hingebungsvolle Umarmung von Form und Inhalt liefert. Selten klang ein Mattiel-Release zuvor so fließend, komprimiert und nahezu gewaltig. Ihren gekonnten Wandel zwischen den Genres führen die beiden trotz dieses stimmigen Konzepts jedoch fort: Auf der einen Seite steht lässiger Rock, auf der anderen steht zarter Indie und im nächsten Moment karren sie zackige Bläser auf die Bühne. Insgesamt ist „Georgia Gothic“ dabei jedoch von einer Hingebung zu den Moll-Tönen geprägt, nur selten wird eine Versöhnung mit der Zuversicht gezeigt. Trotzdem verspricht die Platte einen Trost.

Mosaik des Abgrunds

„Georgia Gothic“ fasziniert nämlich genau so sehr wie die bisherigen Veröffentlichungen des Duos mit einer atemberaubenden Vielseitigkeit. Der Opener „Jeff Goldblum“ ist dabei noch ein unaufgeregter Indierock-Song, erst im melancholischen „On The Run“ kommt jedoch die kräftige Stimmfarbe von Brown wirklich zur Geltung. Im Zentrum der Platte wird dann direkt das ganze Arsenal aufgefahren: Triumphale Bläser in „Lighthouse“, Slacker-Sprechgesang im „Satis Factory“-Reminder „Wheels Fall Off“ und sehnsüchtige Jazz-Vibes in „Subterranean Shut-In Blues“. Stets im vollmundigen Kummer gebadet umgarnt die Platte so Song für Song den inneren Weltschmerz, nur um im großartigen Closer „How It Ends“ einen unglaublich lässigen Abgang zu machen. Hier hält das lyrische Ich die Tore zur Hölle für die Nachwelt offen, stolziert selbst mit einer selbstbewussten Attitüde straight hinein. Mit solch einer Platte im Nacken kann man sich so viel Nonchalance auch mal gönnen.

Das Album „Georgia Gothic“ kannst du hier (Vinyl) oder hier (digital) kaufen. *

Und so hört sich das an:

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Mattiel live 2022:

  • 21.05. Lido, Berlin
  • 23.05. Nochtspeicher, Hamburg

Rechte am Albumcover liegen bei PIAS.

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