Messed Up – Everything You Believe In

Portugal, Schweden, England, Griechenland. Schon beim Klang der Landesnamen verfestigen sich bei vielen europäischen Staaten Bilder im Kopf, eine Komposition aus Stereotypen und eigenen (Urlaubs-)Erinnerungen. Aber was ist eigentlich mit den anderen Ländern? Weißrussland zum Beispiel, das als Teil der ehemaligen UDSSR wie viele andere osteuropäische Länder ein Schattendasein fristet und von einer stark repressiven Regierung geführt wird. Perfekter Nährboden für sich aufbäumende Subkulturen, für Leute, die keine Lust auf dieses graue Vegetieren haben, für Leute, die sich wehren. Inmitten dieser Szene wurde auch die Stimme des jungen Quartetts Messed Up laut, die sich mit melodisch-räudigem Punk schnell als Geheimtipp etablierten. Nun erscheint ihr Debütalbum auf Audiolith – und zündet trotz der Sprachbarrieren direkt.

Der Nährboden, aus dem Punkträume geschaffen sind

Denn so viel ist klar: Je prekärer die Lebensumstände, umso wichtiger der Zusammenhalt. Wenn sich die Musiker*innen der alternativen Musikszene in Weißrussland vereinigen, gleichen die Strukturen vordergründig auch denen der anderen europäischen Länder. Doch dass sich die Strippenzieher*innen hier teils sogar auf illegale Wege begeben müssen, um weiterhin ihre Meinungen vertreten zu können, verdeutlicht, wie viel intensiver und beeindruckender die Umstände sind, unter denen auch Messed Up ihr erstes Album geschrieben haben. Nun also „Everything You Believe In“ – und woran glaubt das Quartett nun selbst? An die antifaschistischen Ideale und an eine offene Welt, in der Homophobie und Rassismus keinen Platz haben natürlich.

Bekannte Mittel, treffsichere Landung

Gar nicht lange drumherum schwafeln oder eine erzwungen mysteriöse Athmosphäre aufbauen, sondern direkt voll auf die 12: „Around Me“ gibt ab der ersten Sekunde den Ton für den Moshpit an, der sich über die gesamten Spielzeit aufrecht erhalten lässt. Sängerin Nastya versteht sich in der Rolle der Rudelführerin und kann dabei herrlich angepisst die Frust rausschreien („Someone’s Tears and Pain“), aber auch in schwelgerische Post-Arrangements überleiten, die „Have No Heart“ um einen interessanten Anschlag erweitern. Ansonsten baut das Quartett aber auf althergebrachte Werkzeuge, wie Call-And-Response-Spielereien („This Is My World“), krachende RIffs („Blind Faith“) oder natürlich wirbelnde Drums und breite Oh-Oh-Chöre („Everything You Believe In“).

Bei all dieser schlichten Besinnung auf den rohen Kern des (Proto-)Punk kommt neben klassischen Namen wie L7 oder den Distillers vor allem immer wieder ein Name in den Kopf, wenn das Album rasend schnell vorbeirauscht: Was Amyl and the Sniffers für Großbritannien sind, können Messed Up nun für Weißrussland sein. Als das Iggy-Pop-Cover „You Wanna Be My Dog“ das Album dann auch noch mit einer extra Prise Straßenköter abschließt, träumt man direkt von einer gemeinsamen Tour der beiden Naturgewalten – Wenn ich also jetzt an Weißrussland denke, dann auch an Messed Up und ihre emanzipatorische Subkultur. Und das ist doch mindestens genau so spannend wie malerische Urlaubsorte.

Das Album „Everything You Believe In“ kannst du hier kaufen.*

Und so hört sich das an:

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Messed Up live 2019:

  • 01.11. Crasspub, Chemnitz
  • 02.11. Project Schuldenberg, Plauen
  • 03.11. Project 31, Nürnberg
  • 04.11. VillaWuller, Trier
  • 05.11. Sabot, Wiesbaden
  • 06.11. Autonomes Zentrum, Köln
  • 07.11. T-Keller, Göttingen
  • 08.11. Köpi, Berlin
  • 09.11. Stortebecker, Hamburg
  • 10.11. KuZe, Potsdam

Rechte am Albumcover liegen bei Audiolith

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