Puscifer – Existential Reckoning

Puscifer - Existential Reckoning

Fünf Jahre nach dem Erscheinen von “Money Shot” meldet sich das Neben-Nebenprojekt von Tool-Goldkehlchen Maynard James Keenan zurück: “Existential Reckoning” ist Puscifers fünftes reguläres Studioalbum und überrascht in erster Linie durch das für das Projekt unüblich detailverliebte Coverartwork. Immer wieder schlägt “Existential Reckoning” musikalische Kehrtwenden ein. Immer wieder geschieht das nicht vorhersehbare. Trotzdem schafft es die Platte kaum zu überraschen oder gar zu provozieren, denn 2020 ist das einzige Vorhersehbare, dass nichts vorhersehbar ist.

Fremd in der Welt und doch nicht so unbekannt

Insgesamt fällt das Album sehr abwechslungsreich aus und verarbeitet eine Vielzahl an Einflüssen, kann aber nicht auf ganzer Linie überzeugen. Musikalischer Ausgangspunkt von Puscifers aktuellem Werk ist nach wie vor ihre experimentierfreudige künstlerische Vision. “Bread And Circus” eröffnet die Platte mit einer eingängigen Synthesizer-Melodie, die stark an das aktuelle Werk der Math-Rock-Veteranen Battles, “Juice B Crypts”, erinnert, bevor sich Keenans Stimme und ein simpler Downbeat ins Klangbild drängen.

“Apocalyptical” atmet Tools aktuelles Werk “Fear Inoculum” und in “The Underwhelming” schimmern immer wieder New Order angenehm hindurch. “Theorem” treibt die Musik mit seinem verschachtelten, befremdlichen Beat in neue Dimensionen. “UPgrade” wiederrum besinnt sich gekonnt auf die Alternative-Metal-Klänge der 2000er Jahre. “Bullet Train To Iwo” schafft es Techno-Elemente elegant in Puscifers musikalisches Potpourri einzuarbeiten.

In sich ist “Existential Reckoning” ein stimmiges Kunstwerk. Bei der Betrachtung des Albums in einem größeren Kontext wird jedoch klar, dass es trotz progressiver Grundhaltung wenig Innovation bietet. Schon zu viele Tabus haben die US-Amerikaner gebrochen, um durch absurd anmutende Song-Konstrukte allein zu schocken.

In Symmetrie zur Realität

Mit “Existential Reckoning” haben Puscifer ein kreatives und anspruchsvolles Album hervorgebracht, aber keinen Meilenstein kreiert. Auch nach knapp 15 Jahren schafft es das Projekt immer noch ein faszinierendes Zusammenspiel technischer Versiertheit und kreativer Visionen zu kreieren. In 2020 reicht das aber nicht mehr für ein sehr gutes Album aus, sondern nur für ein gutes Album aus.

Dennoch dürften Puscifer-HörerrInnen ihren Spaß mit der Platte haben. Ebenso sei es Prog-, Math-Rock- und Electronica-Interessierten, wie auch Tool-Fans ans Herz gelegt. Ein interessantes Hörerlebnis ist “Existential Reckoning” alle Male. Durch zahlreiche musikalische Wendungen, die sich unerwartet ereignen, aber trotzdem nicht schockieren, schaffen Puscifer eine interessante musikalische Symmetrie zur Realität.

Das Album ist hier erhältlich.*

Und so hört sich das an:

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Die Rechte am Albumcover liegen bei Alchemy/Puscifer/BMG.

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