SWMRS – Berkeley’s On Fire

Manche Bands hinterlassen große Fragezeichen. So erging es mir bei der ersten Platte, die ich von SWMRS in voller Länge hörte. „Drive North“ erschien 2016, war aber schon das dritte Album der jungen Band. In Presse-Texten und Interviews wurde nur am Rande erwähnt, dass es sich bei Drummer Joey Armstrong um den Sohn von Green Day-Frontmann Billy Joe handelte – obwohl dieser sogar mit der jungen Band im Studio arbeitete. Musikalisch erinnern SWMRS aber auch nicht wirklich an das erfolgreiche Trio, sondern gehen ganz eigene Wege. Irgendwo zwischen Pop-Punk, Alternative und Rock spielte sich das ab, was ich bisher von der Band kannte. Einige Songs packten mich direkt, viele wirkten aber auch irgendwie ziemlich öde, so dass ich die Band etwas aus den Augen verlor. Und dann das : Der Song „Berkeley’s On Fire“ schwappte per Spotify an meine Ohren – und begeisterte mich, bevor ich überhaupt über einen Interpreten nachdachte. Zitiert wird hier musikalisch klar eine der größten Bands aller Zeiten: The Clash. Ähnlich schwungvoll arbeitet der Song der SWMRS nämlich auch, der Retro-Vibe ist all umfassend, kühle Riffs treffen auf Straßen-Britisch – die SWMRS klingen frisch wie nie. Und ich habe ein klares Ausrufezeichen im Kopf! Die neue Platte muss ja wirklich umwerfend sein, wenn sie mit diesem eigenwilligen Stil arbeiten wollen!

Voller Enthusiasmus wird also in das neue Werk „Berkeley’s on Fire“ reingehört, das sogar mit meinem Lieblingssong beginnt. Doch was ist das? Schon der zweite Song „Too Much Coffee“ hat rein gar nichts mehr mit dem spaßigen Opener zu tun. Anstelle von dreckigen Riffs und rebellischem Retro-Sound erklingen nun Kopfstimme und sommerliche Beats -und die SWMRS klingen wie eine komplett andere Band. Die Enttäuschung meinerseits ist sehr groß, da die Band damit doch wieder sehr modern und auch austauschbar klingt. Etwas besser wird es dann aber mit „Trashbag Baby“, das eine nette kleine Zwei-Stimmen-Spielerei aufbaut. „Lose Lose Lose“ überzeugt dann wieder vollends. Ein Song, der zum Tanzen einlädt, eine dicke Schicht Verzerrung auf die Stimme von Cole Becker legt und dann noch einen kleinen Chor einbaut. Ich bin besänftigt und gespannt zugleich. Komplett anders klingt auch schon das nächste „April in Houston“, das mit einer Akkustik-Gitarre arbeitet und stark an „I Miss You“ von Blink 182 erinnert. „Lonely Ghosts“ ist eher im Alternative-Bereich angesiedelt, „IKEA Date“ setzt wieder auf hohes Stimmchen und schmutzige Gitarren, „Hellboy“ ist hingegen kühler (Post-)Punk mit einer Menge Gitarren und einem mitreißenden Schrei. „Berkeley’s On Fire“ endet mit „Steve Got Robbed“ und einer großen Portion Sprechgesang. Durch die wirklich sehr abwechslungsreichen Sound-Gegebenheiten und die wandelbare Stimme Beckers hat sich der Ritt kaum wie ein Album, sondern eher wie eine Compilation angefühlt. Häufig entsteht der Eindruck, die Band wolle ihre Vielseitigkeit präsentieren, wobei einige Songs begeistern, viele jedoch recht blass und kraftlos wirken. Am Ende bleibt ein Fragezeichen, denn so recht weiß ich wieder nicht, ob ich die Band nun interessant oder belanglos finde. Eins ist aber klar: Der Opener klingt vielversprechend und wer weiß, vielleicht werden die nächsten Alben auch in sich schlüssig für ähnliche Begeisterungsstürme sorgen. Ansonsten aber Hut ab für diese Kreativität, die sicherlich viele Fans glücklich machen und vor allen Dingen unterhalten wird!

Das Album „Berkeley’s On Fire“ kannst du hier kaufen.*

Und so hört sich das an:

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https://www.youtube.com/watch?v=b278Rr0ZgGk

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SWMRS live 2019:

  • 27.02.2019 Molotow Hamburg
  • 28.02.2019 Musik & Frieden Berlin
  • 04.03.2019 Strom München
  • 05.03.2019 Luxor Köln

Rechte am Albumcover liegen bei Fueled by Ramen.

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