Die Gedanken sind frei – außer man ist Künstler*in. Denn dann haben plötzlich Label, Manager & Produzent*innen ein Mitspracherecht bei den vielen Entscheidungen. Einer Person, bei der dieses Phänomen sogar für einige Schlagzeilen sorgte, ist Taylor Swift. Ihr ehemaliger Manager Scooter Braun verkaufte so ohne ihres Wissens die Rechte an ihren Alben – und da war dann auch schnell Schluss mit lustig. Swift machte etwas, was in dieser Größenordnung völlig neuartig ist: Sie nimmt kurzerhand ALLE Alben noch einmal neu auf. Dieses Mal mit Verträgen, die sie vollkommen kontrolliert. Bereits erschienen ist das 2018er Album “Fearless” – genau, das mit “Love Story” in der “Taylor’s Version”. Nun rückt “Red” nach und damit das Album, das Swift vom Country- endgültig zum Weltstar machte. Was danach kommt, ist Musikgeschichte. Vorhang auf für “Red” 2.0.
Nostalgie & Sentimentalität
Skeptiker*innen werden sich vielleicht denken: Trotzdem Geldmacherei. Aber Taylor Swift ist ja nicht umsonst für ihre Fannähe bekannt. Deswegen ist neben den Neuaufnahmen der ursprünglichen 16 Albumtracks auch noch Platz für 14 weitere Songs – und dazu auch noch die ein oder andere Überraschung. Doch zunächst zu den Re-Recordings: “Red (Taylor’s Version)” fühlt sich an wie eine Reise zurück in die Schulzeit, in den Kindergarten oder in die Studi-Zeit (Gen Y/Z/X) – schließlich eroberten die Songs vor knapp 9 Jahren die Erde. “We Are Never Getting Back Together”, “22”, “I Knew You Were Trouble” – you name it. Das ist Pop in Perfektion und klingt in neu aufgenommen noch etwas stärker, ohne zu große Soundeffekte einzubauen. Fans erkennen die Unterschiede, für alle anderen werden diese Versionen recht wenig Neues beinhalten. Das ist aber auch nicht weiter schlimm, schließlich ist an dieser Platte ohnhin nur wenig zu verbessern.
Fanservice at its best
Bei den Aufnahmen zu “Red” war Taylor Swift selbst noch 23 & hatte damit vor allem ein Thema auf dem Schirm: Liebe. Diese beleuchten die 30 Songs nun aus allen Perspektiven, die neuen Stücke fügen sich da ganz nahtlos ein. So weit also erstmal keine Überraschung, Dass nun auch endlich der Fanliebling und Gänsehaut-Track “Ronan”, der ursprünglich ein Charity-Song über einen mit drei Jahren verstorbenen Jungen war, Teil des Albums ist, stimmt sentimental. Mit “Better Man” gibt es dazu noch Country-Bombast, Beat lastigen Pop (“Message in a Bottle”) und einen schönen Weihnachtstrack (“Forever Winter”).
Als Sahnehäubchen dann drei (!) Features. Urig geht es mit Country-Größe Chris Stapleton zu, bei dem schöne Duett-vor-dem-Lagerfeuer-Vibes aufkommen. Mit ihrem besten Freund Ed Sheeran kommt gleich ein zweites Feature dazu – und “Run” klingt dabei wirklich wie die Schnittmenge der beiden größten Künstler*innen der 2010er. “Nothing New” wird hingegen von Indie-Liebling Phoebe Bridgers begleitet, deren Stimme im krassen Kontrast zu Taylor Swift steht – und deswegen catcht das Feature besonders. Sachte & dezent gegen Prunk und Größe; Einfach schön. Für Fans aber fraglos DAS Highlight: Die 10 Minuten-Version von “All Too Well”, diesem Storytelling-Meisterstreich.
Für Fans ist “Red (Taylor’s Version)” wegen all dieser liebevollen Kleinigkeiten und Überraschungen ein Pflichtkauf, aber auch für alle anderen ist spätestens diese Aufnahme ein Zeichen dafür, was für eine große Künstlerin aus Swift geworden ist. Da macht die Zeitreise gleich doppelt Spaß.
Das Album “Red (Taylor’s Version)” könnt ihr hier (Vinyl) kaufen. *
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Rechte am Albumcover liegen bei Universal.
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