Kurze Albumtitel scheinen einfach nicht ihr Ding zu sein: Nach ihrem zweiten Album mit dem wunderschön langen Titel „I Like It When You Sleep, for You Are So Beautiful Yet So Unaware of It“ veröffentlicht eine der wohl erfolgreichsten Indie-Bands der letzten Jahre nun ihre dritte Platte. Die Rede ist von The 1975 und der Name ihres neuen Werks lautet „A Brief Inquiry Into Online Relationships“. „Brief“ (also kurz) ist aber weder der Albumtitel noch die Spieldauer der Platte. Die kann sich mit 15 Songs auf knapp 60 Minuten nämlich eindeutig sehen lassen kann. Gerade in einer Zeit, in der kaum ein Longplayer noch mehr 13 Tracks zu bieten hat.
Klanglich erkennt man sofort den typischen The 1975-Indie-Sound: Mal sphärische, mal elektronische Elemente, untermalt von Synthesizern und E-Gitarren und gespickt mit Anleihen aus 80s- und 90s-Rock. Gerade Songs wie „It’s Not Living (If It’s Not With You)“, „Love It If We Made It“ oder auch die Ballade „I Couldn’t Be More In Love“ erinnern sofort an das Debütalbum der Band. Dabei klingen sie trotz sehr ähnlichem, klassischem Schema immer noch frisch und innovativ. Insgesamt bietet sich dem Hörer auf der Platte jedoch eine noch viel größere Bandbreite: Experimente mit Autotune in „I Like America & America Likes Me“, Klavier- und Bläserbegleitung in „Mine“ oder minimalistische Gitarrenstücke wie „Be My Mistake“ sind nur ein paar Beispiele dafür, was die Jungs aus Manchester sich bei ihrer neuen Platte so haben einfallen lassen.
Die Songs, die dabei entstanden sind, klingen bis auf wenige Ausnahmen auch alle echt gut und haben definitiv das Potenzial, auch von den Fans positiv aufgenommen zu werden. Jedoch stellt sich nach mehrmaligem Durchhören der Platte doch eine Frage: Haben die Bandmitglieder hier nicht ein bisschen den Fokus des Albums aus den Augen verloren und stattdessen einen zusammengewürfelten Haufen als Altbewährtem und Experimentellem fabriziert? Denn als Einheit will sich mir die Platte dann leider doch nicht so ganz erschließen.
Nichtsdestotrotz befinden sich auf „A Brief Inquiry Into Online Relationships“ einige wirklich tolle und eingängige Songs, die vielleicht sogar das Potenzial zu einem neuen Hit à la „Chocolate“ haben. Und dass die Band musikalisch sehr variabel ist, hat sie spätestens mit dieser Platte auch gezeigt. Da kann man über den fehlenden roten Faden auch ruhig mal hinweg sehen.
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Die Rechte für das Albumcover liegen bei Polydor (Universal Music).
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