2009 war es, dieses „Wow“-Erlebnis mit den Decemberists. Während des „Urlaubs-Housekeepings“ bei den Eltern mit deren Auto unterwegs, habe ich Musik aus diversen Bemusterungen gehört und war dann plötzlich gebannt, als „The Hazards of Love“ von den Decemberists erklang. Und auch damals waren die Decemberists eigentlich gar nicht mehr so neu, sondern seit 2001 bereits unterwegs, weshalb ich nun hier fast mit „die ewigen Decemberists“ eingestiegen wäre, weil sie in meinem Gedächtnis in Sachen Indie irgendwie schon immer da waren. Passend dazu nun eben auch der Albumtitel „As It Ever Was, So It Will Be Again“, was man aber nicht als „okay, hab ich alles schon mal gehört“ missinterpretieren sollte. Stilistisch sind sich die Decemberists zwar treu geblieben, aber da dieser Stil schon immer vielseitig war und die Stücke neu sind, wäre dies ein Trugschluss.
Es sind eben die Decemberists, die hier zwischen Indie-Folk und Indie-Rock wandeln und nebenher auch fast schon mal in Country-Gefilde abdriften, ohne dass direkt Heuballen durchs Zimmer wehen würden. Munter poltern sie auf dem Album los und parken zudem in „Burial Ground“ ein bisschen Moll, Bläser erscheinen im Hintergrund und irgendwie macht dieser Opener auf entspannte Art und Weise Lust auf das, was da folgen wird. Beispielsweise das direkt danach auf dem Album untergebrachte „Oh No!“, das neben seinem Indie-Folk-Charakter eine erstaunliche Nähe zu Calexico aufweist, wohl auch Bläser-bedingt. Nicht unbedingt gewohnt von den Decemberists, aber auch nicht ungewöhnlich. So oder so: Der Start in dieses mit knapp 68 Minuten ausufernde Album ist geglückt!
Aber natürlich, der gewohnte Decemberists-Sound kommt absolut nicht zu kurz. Ein Stück wie „William Fitzwilliam“ zeigt den Indie-Folk der Band um Sänger und Gitarrist Colin Meloy sehr gut. Ruhige Klänge mit klaren und teils gezupften Gitarren, eingängigen Melodien und einem sehr harmonischen Charakter. Oder auch direkt danach „Don’t Go To The Woods“, das im Gegensatz zum vorherigen Stück diesen nachdenklichen Moll-Touch hat. Dieser Folk ist das eine, der Rock tritt aber auch gerne hervor. „Born To The Morning“ beispielsweise ist spürbar rauer, das Tempo höher und es geht straight nach vorne. Wie auch in „Never Satisfied“, das dabei allerdings etwas mehr ins Midtempo geht. Aber auch das: ziemlich typisch Decemberists.
Und dann? Ja, und dann ist da noch „Joan In The Garden“. Ein 19-minütiger Opus zum Schluss, durchweg Musik, nichts mit Hidden Track oder so. Es baut sich harmonisch auf, wird zunehmend dramatischer, eine gewisse Hektik macht sich breit, später begegnen Choräle und noisige Momente, um dann am Ende doch noch einmal zu einer druckvollen Rocknummer zurückzukehren. Und da ist es dann auf einmal wieder da: dieses „Wow“, was mich einst beim Hören der Decemberists überkam. Ein wirklich gelungenes Album nach sechs Jahren Pause!
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Und so hört sich das an:
Die Rechte am Album-Cover liegen bei Yabb Records – Thirty Tigers.
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