“Blow Up Your Radio”, fordert eine Berliner Formation auf ihrem im Frühjahr 2018 erschienen Album – und setzt auf handgemachten Rock, der keinen Trends folgen will.
Ingo, Helge, Tobias und Till, bekannt als “The Wake Woods”, haben sich mit ihrer seit 2010 aktiven Band eben einem Sound verschrieben, der an den „guten alten Rock der 60er und 70er“ erinnern soll. Inspirieren lassen sie sich von berühmten Vorbildern wie The Who, den Stones oder den Beatles. Dabei sind sie natürlich nicht die einzigen, die sich ehrlicher, handgemachter Rockmusik verschrieben haben. Durchaus nicht wenige kopieren und erweitern heutzutage Elemente, die sie im musikalischen Vermächtnis der vergangenen Jahrzehnte gefunden und für gut befunden haben. Warum also ist das zweite Album von The Wake Woods überhaupt relevant?
Vielleicht gar nicht einmal aufgrund großspuriger Nummern wie „You Won’t Kick Me out of the Ring“ oder wegen des Titeltracks, welche zwar durchaus Spaß machen können, aber dabei kaum innovativ klingen. Nun ist Innovation natürlich nicht immer der Weisheit letzter Schluss, aber während diese Songs einfach wenig Spannung aufkommen lassen, gibt es auf „Blow Up Your Radio“ immerhin noch eine ganze Menge an Songs, deren Arrangements doch etwas ausgeklügelter sind und somit einen gewissen Mehrwert bieten.
Da wäre zum Beispiel „Ships Ain’t Made for Sinking“, welches übrigens kaum überhörbar nach Oasis klingt, oder auch „Songs for a Living“. Schon beim ersten oder zweiten Hören weiß die ungeheure Eingängigkeit der Songs zu begeistern. Die Gitarrenarbeit ist hier wirklich nicht zu verachten, die Produktion überzeugt. „Bad Dreams“ beinhaltet einen wohlgefälligen Background-Gesang und verbreitet eine wesentlich lockerere Atmosphäre, als der Titel anzudeuten vermag. In „Out on the Sea“ hat die Band verschiedenste Stile gekonnt zu einem siebeneinhalbminütigen Werk verbunden. Der Song erinnert teilweise an AC/DC, dann wieder an die Foo Fighters, verwendet bei den Melodien mitunter Ideen, die sich auch bei den aktuell angesagten Amerikanern Greta Van Fleet wiederfinden. The Wake Woods kennen sich in der Geschichte der Rockmusik offensichtlich sehr gut aus.
Ihrem Anspruch, eingängige Songs zu schreiben, ohne dabei von der Absicht, kommerziellen Erfolg im Mainstream zu erzielen, geleitet zu werden, wird die Band auf „Blow Up Your Radio“ auf jeden Fall gerecht. Insbesondere mit den ausgefeilten Arrangements einiger Lieder erzeugen The Wake Woods dabei die notwendige Tiefe, die das Album neben den Geradeaus-Rockern einfach braucht. Was ihnen im Gegensatz zu manch anderer rein auf den Retro-Effekt bauenden Rockband gelingt, ist der Spagat zwischen Nachahmung und Eigenleistung. Natürlich wird das Rad hier nicht neu erfunden, aber darum geht es ja auch gar nicht. Es geht einfach um gute Musik und einen Beitrag zu ihrem Fortbestehen und ihrer Weiterentwicklung. Schon durch den Sound und die Produktion der Platte klingen The Wake Woods neu! Sie befördern die „gute alte Rockmusik“ ins Hier und Jetzt, verpassen ihr einen modernen Schliff, ohne dabei je besonders innovativ zu werden. Das ist durchaus eine ambitionierte Leistung und wir können uns gut vorstellen, dass die Live-Auftritte der Band ebenfalls sehr sehenswert sind!
So hört sich das an:
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The Wake Woods live 2018/2019:
12.10.2018 – Berlin, Admiralspalast
20.10.2018 – Thedinghausen, Rathausscheune
02.11.2018 – Lübeck, Rider’s Café
03.11.2018 – Twist, Heimathaus
17.11.2018 – Leipzig, Horns Erben
25.01.2019 – Soest, Kulturhaus Alter Schlachthof
Die Bildrechte liegen bei Henning Koestler (Bandfoto) und Jayfish Records (Albumcover).
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