Ulver – Flowers Of Evil

Cover von Ulvers "Flower Of Evil".

Was diese Band berührt, wird zu Gold. Sei es nun Black Metal, Industrial, Ambient, Post Rock, Neofolk oder sonst ein Nischengenre. Auf „Flowers Of Evil“ spielen sie  Synth Rock bis Pop, der etappenweise stark an ihr 2016 erschienenes Live-Experiment „ATGCLVLSSCAP“ erinnert. Zwischendurch gibt es Depeche-Mode-Querverweise, John-Carpenter-Momente und über das gesamte Werk erstrecken sich angenehme 80er-Vibes. Diese eklektische Herangehensweise ist sicherlich nichts Überraschendes für das norwegische Kollektiv, Reinhören lohnt sich trotzdem alle Male. Nicht zuletzt wegen der lebendigen Inszenierung der Musik und zahlreichen unerwarteten Wendungen. Ein absehbarer Schritt für die fünf Herren aus Oslo. Trotzdem haben sie wohl alle Erwartungen übertroffen und sich wiederholt neu erfunden. Anders kann das Quintett ja gar nicht.

Zwischen Synthiepop, John Carpenter und nordischer Kälte

„True Norwegian Synth-Pop“ heißt es in einem Kommentar unter dem Video zu „Russian Doll“ auf YouTube. Eine passende Bezeichnung für das, was Ulver auf „Flowers Of Evil“ spielen. Getragen wird das Album von einer durchweg kühlen Atmosphäre, typisch für Ulver. Eine Eigenschaft, welche sie sich aus ihren Anfangstagen in der norwegischen Black-Metal-Szene bewahrt haben und die ihr künstlerisches Schaffen wie einen roten Faden hindurchzieht. Im Kontrast zu der frostigen Grundstimmung, welche auf dem Album vorherrscht, hat es eine warme, dichte Produktion genossen. Zwei Gegensätze, die sich hier gekonnt ergänzen. Eine mal mehr, mal weniger schwere Indie-Schlagseite mit einbegriffen. Der Vollständigkeit halber sei hier noch erwähnt, dass es sich trotz einer spürbar kühlen Atmosphäre keineswegs um Dungeon Synth handelt. Dafür ist das Album zu ausgelassen und euphorisch.

Musikalisch kommt „Flowers Of Evil“ etappenweise sehr nah an die Depeche Mode der frühen 1990er Jahre heran, vor allem Kristoffer Ryggs Stimme erinnert dabei nahezu unheimlich an die von Dave Grahan. Vertrackte Perkussion treiben eindringliche Synthesizer voran. Immer wieder erstrecken sich in den Songs endlos erscheinende Synthwave-Passagen. Aber Ulver verarbeiten auf ihrem aktuellen Album nicht nur Elemente aus vergangenen Tagen, es lassen sich ebenso Ähnlichkeiten zu zeitgenössischen Werken finden. Der Opener, „One Last Dance“, klingt nach Foals aktuellen Geschwisteralben und „Apocalypse 1993“ kombiniert Synthesizer mit einer leicht punkigen Attitüde, wodurch es an Ceremonys 2019 erschienene Platte „In The Spirit World Now“ erinnert. „Machine Guns And Peacock Feathers“ kommt so einprägsam und energisch daher, dass es glatt aus der Feder von John Carpenter hätte stammen können.

Zukunftsgerichtet mit einem Fuß in der Vergangenheit

Andauernd werden zerbrechliche Klangwelten errichtet und niedergeschlagen. Gleichermaßen verarbeitet „Flowers Of Evil“ futuristische und retrospektiv gerichtete Elemente, wodurch Ulver KünstlerInnen wie Pertubator, Carpenter Brut oder eben einflussreichen FilmkomponistInnen in nichts nachstehen. Das tun sie so souverän, wie die wenigsten Gruppen in diesem immer mehr florierenden Genre. Auf welche musikalischen Reisen sich Ulver als nächstes begeben werden, bleibt abzuwarten. Dass es aber hörenswerte Abenteuer sein werden, ist sicher. Womöglich sind sie ja in der nächsten Staffel von Stranger Things zu hören, authentisch genug ist „Flowers Of Evil“ alle Male.

Das Album ist hier erhältlich.*

Und so hört sich das an:

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Die Rechte am Albumcover liegen bei House Of Mythology/Alive.

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