Kennt ihr schon den Alternative-Geheimtipp Munky?

Munky

Viel mehr als nur eine weitere Rockband: Irland gilt aktuell als einer der spannendsten Herkunftsorte für zeitgemäße Gitarrenmusik – ob Post-Punk oder eben Alternative. Letzteren spielt das Quartett Munky mit Leidenschaft, gespickt von wichtigen Themen und mit einer großen Portion Selbstironie. Wir haben uns mit Zac über die Unangepasstheit der Band, sowie Haltung und Humor unterhalten.

minutenmusik: Es scheint, als wärt ihr nicht wirklich Fans von Labels oder Klischee-Stories, wenn man sich euer Profil anschaut, auf dem steht „geboren aus einem verrückten Unfall, bei dem eine Lieferung von Tesco-Lagerbier mit Chics Tourbus kollidiert ist.“ Was genau mögt ihr denn überhaupt nicht an der Musikindustrie? Und im Gegenzug: Was mögt ihr daran?

Zac: Haha, ich hatte ganz vergessen, dass das da immer noch steht. Als wir angefangen hatten, haben wir traditionelle Labels und Band Bios abgelehnt, weil wir dachten „Es gibt eine Millionen andere lokale Bands auf dieser Welt, die alle dasselbe sagen, können wir etwas anderes sagen?“. Es wirkte außerdem wie eine ziemlich perfekte Beschreibung, weil zwei von unseren größten Leidenschaften Chic und Tesco-Lagerbier sind, am besten sogar zusammen. Wir haben uns aber weiterentwickelt und trinken jetzt Tuborg wie die Wohlhabenden.

Oh wow, was für eine vielschichtige Frage. Was ich am wenigsten mag, ist all das Zeug, das man zwischen dem Songwriting und dem Performen erledigen muss. Politik, PR-Arbeit und Egos. Hier muss man deswegen auch anführen, dass wir glücklich sind, dass die Leute, mit denen wir arbeiten, korrekte Leute sind, die aus demselben Grund wie wir in dieser Branche arbeiten: Aus purer Liebe. Trotzdem stößt man auf einige Szenarien, bei denen man sich nur den Kopf kratzen kann.

minutenmusik: Inwiefern hat die Musikszene Dublins euren Stil beeinflusst?

„eine Unmittelbarkeit, eine Dringlichkeit, eine Energie“

Zac: Sehr. Als wir jünger waren, hinterließen lokale Bands wie Chewing on Tinfoil, Wounds und Otherkin großen Eindruck auf uns. Ihre Liveshows waren immer sehr spaßig für alle Anwesenden und Gott, waren die großartig. Nun genießt die Szene einen größeren internationalen Ruf als die „Dublin Szene“ (auch wenn es da noch mehr unglaubliche irische Künstler gibt, die nicht aus Dublin kommen. Schaut mal Post Punk Podge, HappyAlone, Larry, Craic Boi Mental aus, um nur ein paar zu nennen). Ich glaube, es ist fast unmöglich, dass der Lärm um dich herum nicht auch den Lärm, den du machst, beeinflusst, aber ich denke, wir haben unsere individuelle Stimme gefunden. Es gibt so eine große Varianz an Musik aus Irland, allesamt unglaublich inspirierend und es ist merkwürdig, wie alle als „irischer Post-Punk“ gelablet wird, aber einen roten Faden gibt es dennoch. Vielleicht ist es eine Unmittelbarkeit, eine Dringlichkeit, eine Energie, die all diese Künstler und ihre Ausdrücke durchzieht. Die letzte Bodensatz des Geistes der rebellischen Musik aufbereitet für Streaming-Dienste auf der ganzen Welt. Ich meine, wenn du darüber nachdenkst, ist „Rats“ von den Pillow Queens“ ein rebellischer Song. Einen Gruß an die Band Synk, deren Set im Knockanstockan mich dieses Jahr zum Weinen gebracht hat.

minutenmusik: Wenn ihr eure Hobbies mit „sich auf Fremde erbrechen, darüber diskutieren, welches Sex and The City-Girl ihr seid und eure Mums umarmen“ beschreibt, wie können wir uns euer Tourleben vorstellen? Mögt ihr es, unterwegs zu sein oder mögt ihr den Studio-Aufenthalt lieber?

Zac: Hahaha, oh Gott, das war weiteres Zeug, von dem wir vergessen hatten, dass es auf unserer Facebook-Seite ist. Man muss so verdammt viele Dinge ausfüllen, wenn man eine Facebook-Seite erstellen will und dann ist es 2019 und Facebook ist nicht mehr cool, das ist wie ein „Buy And Sell“, das man in seiner Tasche mit sich herumschleppt.

„Was für eine Zeit, der Bewegungsfreiheit beraubt zu werden!“

Wir lieben es, unterwegs zu sein, wir hatten diesen Sommer unsere erste Europa-Tour und es war die beste Erfahrung unseres Lebens. Du kannst es dir so vorstellen, dass wir in einer Stadt ankommen, jemanden nach dem stärksten Guiness der Stadt fragen, dann einen Trinkwettbewerb starten und es so einer Prüfung unterziehen. Abgesehen davon versuchen wir auf uns zu achten, indem wir uns gesund ernähren. Kannst du dir vorstellen, dass sie eine wunderbare Auswahl an Salaten in Tankstellen in der UK haben? Was für eine Zeit, der Bewegungsfreiheit beraubt zu werden! Wir lieben es unterwegs zu sein, wir haben eine Nintendo Switch für die langen Reisen, wo wir Mario Party hinten im Van spielen. Ich weiß nicht, ob wir das eine oder das andere bevorzugen. Wir lieben die Verbindung, die man mit den Leuten in einem Raum während einer Show spürt, aber auch dieses Gefühl, mit einem Song im Kopf und einem Demo auf dem Handy in ein Studio zu gehen, den Prozess des Aufnehmens und Zurücktretens, wenn alles geschafft ist und man kaum seinen eigenen Song erkennt – auf eine gute Art.

minutenmusik: Abgesehen davon, dsas ihr eine sehr sarkastische und lustige Band zu sein scheint, nehmen eure Songs auch Bezug auf so ernste Themen wie der #metoo-Bewegung in „One In Five“. Wie seht ihr euch als Band – fühlt ihr euch wie die lustigen Typen, die manchmal ernst werden oder eher andersherum? Denkst du, dass es für Musiker*innen wichtig ist, für Dinge einzustehen?

„Wir nehmen nur banale Dinge nicht so ernst“

Zac: Vor allem sind wir offene, tolerante und respektvolle Menschen. Abgesehen davon sind wir richtige Quatschköpfe. Wir sind boshaft und frech, so dass wir  auf die Idee kommen, ein bescheuertes, verspottendes Video zu drehen, um einen Gig zu promoten oder Spaß dabei haben, einen Pragraphen für Instagram auszudenken. Unsere Musik war aer schon immer zu 80% ernsthaft. Manchmal wird es vielleicht etwas surreal oder David-Byrne-mäßig, aber die meisten Songs sind ganz ernsthafte Ausdrücke. Wir nehmen nur banale Dinge nicht so ernst. Im Bezug auf die #metoo-Bewegung ist es eine der Dinge, von denen ich denke, dass jede*r sie mit Laib und Seele unterstützen sollte. Ich denke es ist generell wichtig, dass Leute für etwas einstehen, unabhängig von ihrem Job. Dennoch muss nicht jeder Song unglaublich politisch oder offen sein, es gibt auch Schönheit in einem dummen Song. Wir haben einige davon, sie aber bisher noch nicht aufgenommen. Für unsere Debüt-EP haben wir einfach alle ernsten Songs, die wir hatten auf eine CD gepresst.

minutenmusik: Für euren neuen Song „Megaton“ wurdet ihr von Schuldgefühlen, Bedauern, Fallout 3 und der globalen Klimakrise inspiriert. Denkst du, dass Musik eine gute Möglichkeit ist, sich mit den aufkommenden Problematiken der Welt auseinanderzusetzen? Können wir bald neue Musik von euch erwarten?

Zac: Ich denke, sie ist dafür genau so gut geeignet, wie jeder andere Weg. Klagelieder sind eine Möglichkeit in Zeiten von großer Traurigkeit, weil Singen ein Weg ist, sich körperlich mit der Trauer auseinanderzusetzen und diese in etwas Schönes zu verwandeln. „Megaton“ ist quasi eine Anklage aus der Zukunft, wo ein Leugner des Klima-Wandels die Überreste der Erde durchstreift und dabei von den Resten der eigenen Zerstörung umgeben ist.

Ihr könnt in einigen Monaten mit neuer Musik rechnen, wir haben eine neue Single. Diese ist etwas entspannter. Es ist wie der French-House-Klassiker „Lady, Hear Me Tonight“, nur dass er von einer 4-Personen starken Hochzeitskapelle um 2 Uhr nachts gespielt wurde, die alle von ihren Partner*innen gekorbt wurden.

Hört hier den brandneuen Song „Megaton“:

Und so hört sich das an:

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Far more than just another rockband: Ireland is getting more and more attention as a melting pot for currently influental guitar music – from Post-Punk to alternative. The four-piece Munky play their alternative rock with a huge amount of passion and connects important and serious topics with self-irony. We have talked with Zac about the nonconformism of the band and also about attitudes and humour.

Irland gilt aktuell als einer der spannendsten Herkunftsorte für zeitgemäße Gitarrenmusik – ob Post-Punk oder eben Alternative. Letzteren spielt das Quartett Munky mit Leidenschaft, gespickt von wichtigen Themen und mit einer großen Portion Selbstironie. Wir haben uns mit Zac über die Unangepasstheit der Band, sowie Haltung und Humor unterhalten.

minutenmusik: It seems as if you are not fans of labels or cliché stories if we look at your profile saying „born from a freak accident in which a shipment of Tesco lager cans collided with Chic’s tour bus.“ What do you dislike about the music industry the most? In contrast, what do you like about it?

Zac: Haha I forgot that was still up there, when we started playing we rejected traditional labels and band bio stuff because we thought „There’s a million other local bands in the world, all saying the same thing, can we say something different?“. It also seemed an accurate description at the time because two of our big loves we’re Chic and Tesco cans, preferably together too. We’ve moved on up though in the world, drinking Tuborg like a bona-fide-big-buck.

Oh wow, what a loaded question. What I like the least is all the stuff you have to do that gets in between writing music and performing music. Politics, PR spinning and egos. That being said we’re lucky in that a lot of people we know and work with are decent people, who work in music for the same reason as us, the sheer love of it. Still you come across some scenarios that really leave your head scratching.

minutenmusik: In how far did the music scene in Dublin influence your own style?

Zac: Hugely. When we were younger, local bands such as Chewing on Tinfoil, Wounds, and Otherkin made huge impressions on us. Their live shows were always fun for all, and by god were they fun. Now the scene has got a much bigger international reputation as ‚the Dublin scene‘ (even though there is as many if not more incredible Irish artists not from Dublin, check Post Punk Podge, HappyAlone, Larry, Craic Boi Mental as a few examples). I guess its near impossible not to let the noise around you influence the noise you make, but I think we retain our own individual voice. There’s such a huge variety of music coming from Ireland, all of it tremendously inspiring and it’s weird to see it all being labeled as „Irish-post-punk“ but there is some thread in common. Maybe it’s an immediacy, an urgency, an energy that runs concurrent through each of these artists and their expressions. The last dregs of the spirit of rebel tunes distilled onto streaming services worldwide. I mean when you think about it ‚Rats‘ by Pillow Queens is a rebel tune. Shout out to the band Synk their set at Knockanstockan made me cry this year out of sheer beauty.

minutenmusik: When you conclude your hobbies as „vomiting on strangers, wondering which sex and the city girls you are and hugging your moms“, how can we imagine your tourlife? Do you enjoy being on the road together or do you prefer the studio part of being a musician?

Zac: Hahaha oh god, this was more stuff that we forgot was up on the Facebook page. There’s so many damn tabs to fill in when you make a Facebook page and then you get to 2019 and Facebook isn’t cool anymore, it’s the equivalent of a Buy and Sell you carry around in your pocket.

We love being on the road, we toured Europe for the first time this summer and think it’s safe to say it was the best experience of our lives. You can imagine that we arrive in a city, ask someone where we can find their mightiest pint of Guinness, challenge it to a round of glass-to-mouth combat and then asses it’s merits. Apart from that we actually look after ourselves pretty good, try to eat healthy. Would you believe they have the most stunning selection of salads in United Kingdom petrol stations, what a time to be denied freedom of movement! Love being on the road, we have a Nintendo Switch for the long journeys where we play Mario Party in the back of the van. I don’t know that we prefer one or the other as a whole. Love the connection you feel with a room of people playing a show, but also love the blank canvas that is walking into a studio with a song in your head and a demo on your phone, the process of tracking and standing back after it’s all done and barely recognising (in a good way) your song.

minutenmusik: Besides of having such a very sarcastic and funny image, your songs also take a look at very serious topics like the #metoo-movement in „One in five“. How do you see yourselves as a band – do you feel more like being the funny guys that from time to time get serious or is it the other way around? Do you think that it is important for musicians to stand up for such things?

Zac: Above all else we are open-minded, tolerant and respectful people. That said we are goofy messers. Like we’re mischievous and cheeky so sometimes we get an idea to make some silly tongue-in-cheek video to promote a gig, or we have fun writing a paragraph on Instagram to go with a photo. Our music has for the most part always been 80% serious songs from day one. We may get a bit surreal or David Byrne on it for some songs, but for the most part the songs have always been genuine expressions. We just don’t take some mundane stuff seriously. With regards to the #metoo movement it’s one of those things I think everyone should be heart on supporting. I think it’s just important for people to stand up, regardless of occupation. That said not every song has to be overtly political or direct, there is beauty in a simple silly song. We have a few of these, we just haven’t recorded them yet. For our debut EP we kinda stuck all the serious songs we had together on one CD.

minutenmusik: For your new song „Megaton“ you were inspired by guilt, regret, Fallout 3 and the global ecological crisis. Do you think music is a good way to cope with the upcoming difficulties of the world? Can we expect further new music soon?

Zac: I think it’s as good a way as any to cope. Laments are a thing because in times of great sadness singing is a way to physically process some of that sadness, and often times into something beautiful. Megaton is sort of a lament from the future where a climate change denier roams the remains of the Earth surrounded by reminders of their hand in the destruction.

You can expect new music in a few months, we’ll have another single. This one is a little bit more laid back. It’s like the seminal french house classic „Lady, Hear Me Tonight“ except played by a 4 piece wedding band at 2am who all just got dumped by their significant others.

Rechte am Beitragsbild liegen bei Gary Morris-Roe.

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