Josh Savage, Blue Shell Köln, 03.10.2019

Josh Savage_Blue Shell Köln_ 03.10.2019

Weniger ist manchmal mehr. Wenn man sich die heutigen Konzertproduktionen ansieht, handelt es sich meistens um gigantische Shows, mit LED-Effekten, aufwändigen Bühnenbildern, Dutzenden von Kostümwechseln und gefühlt einem ganzen Orchester auf der Bühne. Deutlich mehr Magie versprühen aber die kleineren, nicht perfekt durchgeplanten Shows. Eben dies haben Josh Savage und sein Support Act Will Church am vergangenen Abend im Blue Shell in Köln anlässlich ihrer „Skinny Dipping“ Tour auf wunderbare Weise bewiesen.

Bereits Will Church schaffte es im Handumdrehen das Publikum für sich einzunehmen und bewies einmal mehr, dass Support Acts manchmal auch richtig gut sein können. Der Sound des Berliner Singer-Songwriters erinnerte an vielerlei Stellen an den Stil von niemand geringeres als Ed Sheeran. Auf eine sehr charismatische Art und Weise entführte Will Church in seine Welt, bewies große lyrische Kreativität und ebenso viel Talent. Seine Songs kamen sehr harmonisch und abwechslungsreich daher, was sich zu einem runden Gesamtbild fügte.

Ebenso harmonisch präsentierte auch Josh Savage seine Songs. Der Brite hat sich in der Vergangenheit eine große Fangemeinde durch Wohnzimmerkonzerte aufbauen können und ist mit seiner Musik praktisch einmal um die Welt gereist. An diesem Abend zeigte sich Josh Savage als absolut bodenständiger und sympathischer Musiker, der für die Musik lebt. Eben dies strahlen auch seine Songs aus, die live noch einmal viel besser zur Geltung kommen. Mit sehr viel Tiefsinnigkeit und Feingefühl hat Josh Savage im Handumdrehen einen Gänsehautmoment nach dem anderen geschaffen. Die Tatsache, dass er sich dabei nur mit seiner Gitarre begleitete, machte das Konzert wunderbar atmosphärisch, intim und persönlich. Zeitweise fühlte man sich eher wie bei einem netten Abend mit Freunden und weniger auf einem Konzert mit lauter Fremden.

Neben altbekannten Songs wie dem wunderschönen „Lost In Paris“, den Josh Savage inmitten des Publikums sang, stimmte der Sänger mit einigen neuen Songs auf sein in naher Zukunft erscheinendes Debütalbum ein. Er äußerte sich in diesem Sinne sehr kritisch gegenüber dem anstehenden Brexit, formulierte diese Kritik in wirklich ausgeklügelte Textzeilen um und verzauberte sogar mit Songtexten auf Französisch. Nebenbei erzählte Josh so einiges von seinen Reisen, ließ das Publikum an seinen Gedanken teilhaben, spielte ein fantastisches Stück über die Rose aus dem Buch „Der kleine Prinz“ und entführte vollkommen in seine eigene Welt. Seine Songs entpuppten sich dabei als so facettenreich und ausgeklügelt, dass man den sanften Klängen am liebsten auf ewig gelauscht hätte. Beim gemeinsamen Duett mit Will Church bewiesen beide noch einmal ihr Können, zeigten sich sehr nahbar und steckten einen förmlich mit ihrer Liebe zur Musik an.

Konzerte müssen nicht immer pompös sein, das hat Josh Savage bewiesen. Er schafft es alleine mit seiner Gitarre und seiner wunderbar einfühlsamen Stimme zu verzaubern und kreiert tolle Songs, die etwas bedeuten, die eine Geschichte erzählen und die viel Wahrheit mit sich tragen. Gerade die bodenständige Art des Sängers macht seine Auftritte rund und atmosphärisch. Genau wegen solchen Momenten macht es Spaß auf Konzerte zu gehen und wegen solchen Momenten macht es Spaß überhaupt über Musik zu schreiben. Sowohl Josh Savage als auch Will Church haben am gestrigen Abend ihre Liebe zur Musik zelebriert und mit dem Publikum geteilt – in diesem Sinn bleibt nur Danke zu sagen, für solch schöne musikalische Momente!

Und so hört sich das an:

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Die Bildrechte liegen bei Alina Hasky / minutenmusik.

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