Platz 2 in den Albumcharts, nahezu ausverkaufte Arena-Tour und Headliner beim Juicy Beats Festival: Seit seinem Hit „Auf & Ab“ und spätestens seit seiner Teilnahme bei „Sing meinen Song“ kommt im deutschen Musikkosmos kaum jemand an Sänger und Rapper Montez vorbei. Erst vergangenen Oktober veröffentlichte der Musiker sein sechstes Studioalbum „Pass auf mein Herz auf“ und präsentierte damit ein wahnsinnig persönliches Werk, das nur so vor guten Momenten strotzte. Passend zum Sommer und zur Festivalzeit veröffentlichte der Sänger nun eine EP mit dem Titel „Sommerregen“, die in sieben Songs genau dieses Gefühl nach Freiheit, Unbeschwertheit und Sommer einfangen soll. Ob das gelingt?
Melodisch präsentiert sich bereits der Opener „4Life“, der vor allem einen schönen Wiedererkennungswert im Refrain hat. Textlich überzeugt der Song allerdings nur mäßig, bleibt inhaltlich blass und ist mit 1:56 Minuten der kürzeste Song der EP. Ganz anders sieht das beim tollen „Überfall“ aus, das catchy ist, ins Ohr geht und augenblicklich für gute Laune sorgt. Montez kreiert damit einen etwas anderen Liebessong, der genau deswegen so gut wirkt.
Deutlich weniger Wirkung entfalten leider die Songs „Versöhnungssex“ und „Im nächsten Leben“. Bei beiden Tracks hat Rapper Olson mitgeschrieben, der Funke will allerdings nicht so richtig überspringen. Gerade „Versöhnungssex“ wirkt so eintönig und trist, dass es vor allem so gar nichts mit irgendwelchen Sommergefühlen zu tun hat. Deutlich runder sind hingegen die Lieder „Weinen“ und „April“. An beiden hat Sängerin Esther Graf mitgearbeitet, auch Olson hat an „April“ mitgeschrieben. Während beide Songs nett zu hören sind, entfaltet sich allerdings nicht die sonst so begnadete Euphorie früherer Montez-Songs. Schlecht sind sie auf keinen Fall, aber sonst so deepe Gefühle oder Messages im Text fehlen leider vollkommen. Montez schwimmt darin etwas im Einheitsbrei, es fehlt an Tiefe.
Heraussticht ein Highlight: „Wir tanzen den Regen weg“. Eine Idee, die Montez, wie er selbst sagt, während des San Hejmo Festivals (Bericht dazu hier) gekommen ist und die etwas großartig Hymnenartiges hat. Sucht man auf den restlichen Tracks von „Sommerregen“ eben jene Leichtigkeit, ist es auf „Wir tanzen den Regen weg“ in zehnfacher Ausführung vorhanden. Grandios konzipiert und getextet ist das einer dieser Songs, zu denen man wirklich im Sommerregen tanzen möchte, die ein bisschen Unbeschwertheit mit sich bringen und von denen der Ohrwurm bis übermorgen andauert.
Insgesamt springt der Funke auf „Sommerregen“ nur mäßig über. Montez Alleinstellungsmerkmal sind gefühlvolle, tiefgehende Texte – diese findet man auf der EP eher weniger. Vielleicht war genau das sein Ziel: eine leicht verdauliche Sommerplatte, doch dafür fehlt es der EP an einer durchgehenden Handschrift. Schlecht sind die Tracks deswegen noch lange nicht, doch die Tiefe und Emotionalität früherer Montez-Songs fehlen. Einzig „Verstecken“ und „Wir tanzen den Regen weg“ bringen großes Hit-Potenzial mit und sind perfekt für die restlichen Tage des Sommers.
Und so hört sich das an:
Die Rechte des Covers liegen bei Vertigo Berlin (Universal Music).
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