„Wir waren kurz davor, das Kapitel zu schließen“ – Interview mit Marathonmann

Marathonmann

Mit „Poltergeist“ melden sich Marathonmann nach einer intensiven Schaffenspause zurück  und schlagen dabei das vielleicht persönlichste Kapitel ihrer bisherigen Bandgeschichte auf. Entstanden zwischen Zweifel, Aufbruch und schwer greifbaren Dingen in der Luft, zeigt das Album eine Band, die sich neu gefunden hat, ohne sich zu verlieren. Wir sprachen mit Sänger/Bassist Michi Lettner und Schlagzeuger Jo Scheer über innere Geister, kreative Krisen, cineastische Einflüsse und den Mut, einfach weiterzumachen. Viel Spaß bei der Lektüre!

minutenmusik: Zum Einstieg gefragt: Beim Free & Easy Festival habt ihr das neue Album „Poltergeist“ verkündet. Wie war es für euch, als es endlich raus war? Der Moment, an dem ihr es endlich sagen konntet…

Michi Lettner: Das war krass. Wir haben ja schon länger und ziemlich stressig drauf hingearbeitet. Das dann zum ersten Mal offiziell anzukündigen und die Reaktion von den Leuten zu sehen, das ist immer ein großer Moment in einer Bandgeschichte. Definitiv, das war geil!

minutenmusik: Ihr habt es auf der Bühne verkündet und es steht auch in der Album-Info, dass ihr euch vor dem Album erst einmal gemeinsam auf eine Hütte begeben und ohne Instrumente alles auf den Prüfstand gestellt habt. Warum war dieser Schritt nötig?

Jo Scheer: Der Schritt war nötig, weil wir nach dem letzten Album „Maniac“ ziemlich ziellos waren. Wir hatten das Album gemacht, das kreativ ein komplettes Austoben war. Wir haben einfach gemacht, auf was wir Bock hatten, und haben uns dabei in ein anderes musikalisches Fahrwasser begeben. Das hat uns alles gefallen, das war alles geil, aber danach waren wir an dem Punkt, wo Fragen kamen wie „Was passiert jetzt? Was kommt jetzt?“. Wir hatten keine Ideen mehr und wussten nicht, wie Marathonmann klingen sollen, wer wir als Band und als Musiker sind. Wir hatten da eine richtige existenzielle Krise als Band, aber auch als Individuen. Wir haben uns gefragt, ob es auserzählt ist. Michi wusste gar nicht, über was er eigentlich singen soll… Das kann man auch nicht erzwingen. Entweder man fühlt es oder man fühlt es nicht. Musikalisch war es genauso.

Da haben wir uns die Frage gestellt: Ergibt das überhaupt einen Sinn? Sollen wir überhaupt noch weiter machen? Deswegen stand es tatsächlich im Raum, auch wenn wir es nicht ausgesprochen haben, aber im Nachhinein haben wir uns alle darin bestätigt, dass wir alle den Gedanken hatten, dass vielleicht der Moment da ist, an dem wir sagen: „Okay, wir sind kreativ am Ende“.

Deswegen kam uns die Idee, irgendwohin zu gehen, ohne Musik zu machen und zu viert Zeit zu verbringen, um zu schauen, wie die Energie und die Stimmung sind. Wir haben dabei auch sehr viel über die Historie gesprochen: was wir schon alles gemacht haben, was wir schon erlebt haben, mit wem wir schon alles gespielt haben, mit wem wir schon alles zusammenarbeiten durften. Dabei kam das Gefühl wieder, diese Euphorie. Deshalb war das für uns ganz wichtig. Ganz hart ausgedrückt: Wir standen kurz davor, das Kapitel zu schließen und zu sagen, das war es jetzt mit der Band.

Marathonmann im Backstage München

Michi Lettner: Das kann ich alles bestätigen. Auch was Jo gesagt hat: Dieses Zurückdenken an das, was man schon hat und dankbar für das zu sein, was man erlebt hat. Dass wir in dieser Situation sind, überhaupt touren zu können, Platten zu veröffentlichen – das ist eine ganz schön krasse Sache.

Nachdem einer unserer Hauptsongwriter, der Leo, ausgestiegen ist und Kev neu dazukam, waren wir in genau der Situation, die Jo gerade geschildert hat: dass man sich viele Gedanken macht, ob es weiter geht ohne Leo. Ob wir uns neu erfinden können nach der „Maniac“-Platte. Eigentlich muss man immer einfach über alles reden. Das habe ich in letzter Zeit öfter festgestellt: Man muss sich aussprechen, man muss kommunizieren und ehrlich sein. Zu sich selbst und zu den anderen.

Jo Scheer: Für uns war dann ein wichtiger Schritt zu sagen, „wir machen das wieder wie früher.“ Als im Mindset alles gefühlt einfach war. Damals hat man einfach gesagt, „wir haben jetzt einen Song geschrieben, lass uns den mal releasen“. Danach gab es ein bisschen cooles Feedback, auch bei Shows. Diese Leichtigkeit hat uns gefehlt. Auch, was Michi gerade sagte: dass man wieder dankbar ist. Wir haben das alles, nicht vergessen, aber in dem Moment hat man nur noch die Schattenseiten gesehen. Wenn du vor einer Leere stehst und auch keine Songs hast, bei denen du denkst „das ist es jetzt wieder“, dann hast du nur den Stress und die Zeitintensität im Kopf und musst dich mit Dingen rumschlagen, die halt dazugehören, auf die du eigentlich keine Lust hast. Deswegen war dieses Zurückbesinnen auf die Anfänge ganz wichtig für uns: ohne Einflüsse von außen, einfach zu viert mit Kumpels Musik schreiben, ohne Druck.

minutenmusik: Ihr habt gerade davon gesprochen, dass es etwas von „sich neu erfinden“ hatte. War das eine Art „zweites Sich-neu-Erfinden“? Ihr meintet selbst, die „Maniac“ sei ein Ausreißer bei euch gewesen.

Michi Lettner: Wir versuchen, uns immer neu zu erfinden. Die „Maniac“ war natürlich ein sehr großes Neu-Erfinden und Ausprobieren, weil wir einfach 80s-Fans sind. Es hat wieder viel mit Filmen zu tun, und wir dachten, wir sind Künstler, haben vier Post-Punk-/Post-Hardcore-Platten gemacht, jetzt machen wir einfach mal etwas anderes. Das heißt nicht, dass wir komplett andere Menschen oder eine komplett andere Band sein wollten. Wir wollten uns musikalisch und kreativ mal in eine andere Richtung bewegen und mit „Poltergeist“ geht es nun wieder mehr Richtung Rock. Das heißt jetzt nicht, was sicher viele denken: „Die ‚Maniac‘ hat nicht funktioniert, also machen sie jetzt wieder Rockmusik“.

Zwischen der „Maniac“ und jetzt sind einige Jahre vergangen. Man entwickelt sich als Mensch, man erlebt mit den Jahren viele Sachen und darum wurde die Platte jetzt so, wie sie ist. Es hätte auch wieder eine Synthie-Platte werden können, es hätte eine Metal-Platte werden können, weil wir uns da selbst keine Grenzen setzen. „Poltergeist“ ist ganz ohne Druck und ohne großen Plan entstanden. Die Songs sind einfach so, wie wir sie in dem Moment gefühlt haben. Das ist finde ich das Schöne an der Kunst und am Kreativsein. Vielleicht werden wir uns bei der nächsten Platte noch einmal neu erfinden und andere Elemente einbauen. Das finden wir spannend und so haben wir schon immer funktioniert.

minutenmusik: Auf dem Album findet sich die Zeile „Ist das nicht schön, wenn Gewohnheit eine Falle wird?“ Ist das genau das, was ihr vermeiden wollt?

Michi Lettner: Ja, genau! Du kannst auch zehn Punkplatten schreiben und schon bei der fünften fühlst du dich eigentlich nicht mehr wohl damit, wie du eigentlich einen ganz anderen Musikgeschmack entwickelt hast. Aber du machst es irgendwie, weil es angenehm ist und du weißt, die Leute mögen die neue Platte auch. Der „Bad-Religion-Effekt“. Den wollen wir nicht. Dafür sind wir alle zu verschieden und haben zu viele Einflüsse. Sei es aus Filmen, aus anderen Musikrichtungen, durch das, was in unserem Umfeld passiert…

minutenmusik: Dann gucken wir doch mal ins Album rein. Als erstes geht der Blick auf den Titel. Warum „Poltergeist“?

Michi Lettner: Der „Poltergeist“ ist ein Geist, der irgendwie da ist, der in den Wänden pocht. Auch, wenn wir den Film „Poltergeist“ dazunehmen. Da ist das komische Gefühl, dass da irgendetwas ist. Das muss gar keine Angst sein. Aber man weiß nicht genau, was es ist. Die ganze Platte zieht sich über Themen, die einen begleiten. Seien es böse oder gute Geister. Es geht nicht nur um die Geister, die das weiße Laken über sich haben und herumspuken, sondern um die inneren Geister und die inneren Dämonen. Wir finden, „Poltergeist“ ist einfach ein Wort, das ziemlich viel Aussage hat. Man kann viel reininterpretieren, es klingt schön und es ist eine gute Überschrift für die ganze Geschichte, die das Album erzählt.

Marathonmann im Backstage München

minutenmusik: Wie würdet ihr sagen, ist ein typischer Song auf der Platte entstanden? Entstanden sie zu gleichen Teilen, kommt als erstes ein Text oder wie lief das ab?

Jo Scheer: Tatsächlich waren die Text diesmal bis zum Schluss gar nicht vorhanden. Das war ein spannender Prozess. Es ist immer so, dass einer von uns mit einer Idee kommt, die meist schon ganz gut ausgearbeitet ist, aber eben auch sehr „basic“. Dabei bekommt man ein Gefühl dafür, was derjenige, der ihn bis dahin geschrieben hat, will, wie er klingt. Michi, Basti und Kev kommen da gleichermaßen mit Ideen. Ich kann zwar auch Gitarre spielen, aber die wirklichen Skills haben die anderen. Wir hören uns die Ideen zusammen an und es dann wird auch klar gesagt, wenn es jemandem nicht passt und gucken, ob wir die Idee fühlen und damit arbeiten. Dann ist es relativ ausgeglichen. Mal sagt einer mehr, mal hält sich einer zurück, da sagt keiner, er muss sich bei jedem Song zu einem Viertel inhaltlich beteiligt haben. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, manchmal ist es super viel, was jeder einbringt.

Für Michi ist es wichtig, dass die Songs schon einigermaßen weit sind. Er muss sie relativ klar vor sich haben, damit er einen Text dazu schreiben kann. Deswegen war es diesmal so, dass die Songs bereits ausproduziert waren und wir erst im Studio die Texte dazu hatten. Ich habe tatsächlich die Songs im Studio das erste Mal mit Text gehört, weil Michi sich da viel Zeit sich gelassen hat und auch relativ lang gebraucht hat, bis dieser „Klick“ kam. So war die Platte schon fast fertig, als die Vocals dazukamen. Im Studio kamen dann noch coole Ideen dazu.

Es war ein bisschen stressig und wir hatten etwas Druck, weil wir die Stücke nicht mehr umschmeißen konnten, aber gleichzeitig war es auch so, dass wir sagten, jetzt muss der Text da jeweils auch drauf passen. Wobei „Müssen“ nicht heißt, dass das Vorgehen anders besser wäre. Das war total positiv gemeint. Es war dieses Mal eine ganz andere Herangehensweise an die komplette Produktion und das Songwriting. Das ist genau das, wovon wir gesprochen haben: Wir wollen nicht nur, dass die Leute sagen „geil, ihr habt euch musikalisch neu erfunden“, sondern es geht darum, dass es für uns spannend bleibt. Daher gestalten wir diese Prozesse auch von Album zu Album immer anders machen. Daher klingen die Platten für mein Empfinden sehr unterschiedlich. Einerseits vom Sound her, andererseits auch musikalisch-inhaltlich. Weil wir sagen, dass wir nicht jedes Mal dasselbe Ding abspulen wollen und es für uns spannend bleiben soll.

Michi Lettner: Das ist ein guter Punkt, dass wir wirklich jede Platte anders aufnehmen. Viele Bands nehmen eine Platte bei Studio XY auf und gehen bei jeder Platte wieder mit demselben Produzenten und denselben Leuten dort hin. Wir haben unser Team immer um uns, aber wir machen es jedes Mal anders. Mal zwei Wochen in Duisburg mit Produzenten, mal nehmen wir zu Hause auf, mal geht es nach Leverkusen für eine Woche, dann sind wir wieder zu Hause, dann nehmen wir Vocals in einer Sauna auf… Dieser Prozess mit den Vocals im Studio war richtig spannend. Wie Jo schon sagte, hatte ich totale Textprobleme. Ich wusste überhaupt nicht, was ich sagen will und wie ich das ausdrücke. Ich will da jetzt nicht abheben, aber wenn man es auf die Platte bezieht, kann man sagen, „die bösen Geister haben mich daran gehindert“. Im Studio waren Jo und ich mit den Vocals zum ersten Mal drin und dann kam „der gute Geist“, der die Musik und die Texte zusammenbringt. Das meinte ich vorhin auch mit der Geisterthematik

Ich bin da nicht spirituell. Ich meine nur, man könnte es ganz gut auf die Platte projizieren. Deswegen ist sie auch sehr rund geworden. Auch, wenn wir viele Demos geschrieben und alles irgendwie erst zusammengestückelt haben und am Ende sehr schnell aufnehmen mussten, ist alles genau so passiert, wie es passieren musste.

Jo Scheer: Wenn ich auf die Alben zurückschaue, hat jedes Album wirklich die Zeit des Prozesses perfekt eingefangen. Das ist auch bei „Poltergeist“ so. Die Platte erfasst das Momentum der vergangenen Monate für mich. Die Platte klingt genau so, wie diese intensiven Monate waren.

Michi Lettner: Weil die Texte so knapp entstanden sind, finde ich es auch spannend, dass sie dadurch wirklich aktuell sind und sich auf die Zeit beziehen, in der die Platte entstanden ist und wie ich mich in der Zeit gefühlt habe. Das ist aktuell und authentisch und nicht so, wie wenn ich in einem Buch einen Text finde, den ich vor vier Jahren geschrieben habe und jetzt sage „den nehmen wir jetzt mal“.

Marathonmann im Backstage München

minutenmusik: Ihr habt vorhin den cineastischen Aspekt betont. An welcher Stelle im Prozess kamen die Zitate dazu? Ich dachte zum Beispiel gerade an das Rocky-Zitat in „Phenomena“.

Jo Scheer: Das Rocky-Zitat selbst kam, als wir in WhatsApp gebrainstormed haben. Wir suchten einen Monolog, der das Passende ausdrückt. Da wir sehr viele Filme im Kopf, weil wir sehr viel gesehen haben und wir das nicht so beiläufig schauen, sondern eben schon Film-Nerds sind, hatten wir im Kopf: „Rocky Balboa ist doch so ein Dude, der solche Ansprachen hält“. Dann haben wir ein bisschen geguckt, ob es eine Sequenz oder eine Szene gibt, wo er mal etwas in die Richtung sagt. Das Zitat hat für uns perfekt zusammengefasst, wo wir vor dem Album standen, als wir sagten: „Lassen wir es sein oder sollen wir es sein lassen?“ Dieses „es ist scheißegal, wie oft du hinfällst, es ist viel wichtiger, wie oft du wieder aufstehst“.

Das zieht sich bei Marathonmann durch die Diskografie und durch das Storytelling. Kein Rückzug, kein Aufgeben – „no retreat and no surrender“. Man muss weiter machen, das ist der Marathonlauf des Lebens. Es ist kein Sprint, es wird immer Höhen und Tiefen geben. Das Wichtigste ist, dass du immer wieder aufstehst. Solche Sachen entstehen meistens im WhatsApp-Brainstorming.

Michi Lettner: Wir schreiben nicht einfach aus „Zurück in die Zukunft“ die Zeile „Was zum Teufel ist ein Gigawatt?“ raus, sondern suchen nach Zitaten, die uns geprägt haben, die uns etwas bedeuten und die einen Zusammenhang mit Marathonmann haben, wie beispielsweise dieses Rocky-Zitat. Oder bei „Nightmare on Elm Street“ dieses „Das alles hat heute Nacht ein Ende“. Oder auch „Hören die Lämmer heute auf zu schreien?“ aus „Das Schweigen der Lämmer“.

Das sind so Sachen, da spukt etwas im Kopf. Wir sammeln diese Zitate und wie Jo schon gesagt hat, spielen wir uns viel hin und her. Wir sind ja die Filmfreaks hier und das ist total super, wenn sich ein Filmzitat so einbettet, dass man erst vielleicht gar nicht weiß, dass das ein Filmzitat ist.

Jo Scheer: Es funktioniert auch, wenn man die Zitate nicht kennt. Das könnten auch Textzeilen von Michi sein, weil er schon durch seine Filmliebe Texte schreibt, die sehr cineastische Anleihen haben.

minutenmusik: Habt ihr mit dem Album eine Erwartungshaltung, wenn es draußen ist? Oder würdet ihr sagen, das Album rausgebracht zu haben, ist schon ein großer Erfolg?

Michi Lettner: Ich glaube ja. Unser Ziel war, dieses Album rauszubringen, weil es Zeiten gab, in denen Teile von uns es gar nicht rausbringen wollten, ich zum Beispiel. Irgendwie haben wir es nicht gefühlt. Aber jetzt haben wir es fertig und das Gefühl, es fertig zu haben und bald rauszubringen, ist das Beste. Erwartungen hat man natürlich, dass es hoffentlich einschlägt und gefällt, aber genau das wäre der Punkt, an dem wir vor dem Album standen: dieses Druckmachen, keinen Spaß haben und denken „hoffentlich verkaufen wir 500 Platten, weil es ja sonst doof ist“. Genau diesen Druck wollen wir nicht mehr.

Natürlich will man als Künstler, dass Musik und die Kunst ankommen, aber ich glaube, das ist bei diesem Album vielleicht nicht Nebensache, aber es gibt Wichtigeres. Wir sind super gespannt, aber wir machen uns nicht mehr diesen Druck, dass wir eine Chartsplatzierung brauchen oder so und so viele Einheiten verkaufen müssen. Das ist nicht der Sinn von diesem Album. Oder, Jo?

Marathonmann in der Münchner Muffathalle

Jo Scheer: Auch wenn das jetzt so klingt, als wenn es bei den anderen Alben der Sinn gewesen wäre. Auch da war es das natürlich nicht. Aber jetzt sind wir noch einmal mehr in diesem ganzen Mindset.

Michi Lettner: Bei der „Maniac“ hatten wir geschaut, dass wir zu einem Produzenten gehen, wir wollten musikalisch andere Wege gehen… Das war auch nicht der krasseste Druck, aber da haben wir schon mehr in die Richtung gedacht, dass wir vielleicht mal eine Tür in eine andere Musikrichtung aufstoßen, mit der und der Band auf Tour gehen oder so. Da gab es sehr viele Gedanken in diese Richtung. Jetzt wollen wir das Album rausbringen und wenn die Leute es geil finden, finden wir das cool.

Jo Scheer: Viele haben, weil „Maniac“ so anders klang, gedacht, Marathonmann sei jetzt für sie Geschichte. Ich würde mir wünschen, dass die Leute das jetzt hören, weil ich glaube, dass ihnen dieses Album wieder gefallen kann. Gar nicht, weil ich möchte, dass diese Leute wieder unsere Platten kaufen und zu unseren Konzerten kommen, sondern eher für sie, weil ich weiß, dass es ihnen wieder etwas geben kann. Das wäre mir wichtig, dass die Leute generell offener werden, was das angeht und sich nicht immer so schnell verschließen.

Michi Lettner: Da hast du voll recht und auch textlich würde ich mir wünschen, dass viele unserer alten Fans die Platte hören. Wir kennen da ein paar und wir wissen, das würde ihnen gefallen. Es ist aktuell, es sind Themen, die uns immer umgeben und da will man natürlich, dass es viele Leute mitbekommen und vielleicht für sich etwas da rausziehen können. Vielleicht können wir mit der Platte ein gutes Gefühl geben oder helfen, das will man natürlich auch immer.

Jo Scheer: Genau, das wollte ich damit sagen. Es geht eher darum, dass Leute für sich Energie rausziehen, als dass ich einen Mehrwert davon habe. Klar, wenn es mehr hören, haben wir eine größere Hörerschaft. Aber darum geht es mir gar nicht.

minutenmusik: Ihr habt vom Album eine besonders limitierte Version inklusive eines Unplugged-Konzerts rausgebracht. Woher kam die Idee?

Jo Scheer: Wir haben Fans, die uns über Jahre hinwegbegleiten. Die kommen zu unseren Shows und am Merch-Stand kommt das Thema „Leute, ich habe bald Geburtstag“ oder „Wie krass wäre das, wenn ihr mal bei mir zu Hause spielen würdet?“ Organisatorisch ist es so, dass wir uns nicht einfach zu viert in einen PKW mit unseren Instrumenten und dann irgendwo hinfahren und dort spielen können. Wir haben so viele Sachen dabei, viel Technik, sodass man einen großen Sprinter braucht. Dazu ist es mit viel Zeit und Kosten verbunden. Wir finden die Idee cool, bei jemandem zu Hause zu spielen, aber das ist einfach nicht machbar.

Jetzt haben wir gesagt, es würde sich perfekt ergeben. Wir gucken, was gut als Unplugged-Version funktioniert. Was die Leute immer lieben, ist, wenn wir uns mit zwei Akustik-Gitarren hinstellen und einfach unplugged unsere Songs spielen. Daher haben wir uns gedacht, dass das vielleicht jetzt die Gelegenheit ist, zu sagen, wir bieten den Leuten, die jahrelang danach fragen, das einmal an. Wir haben geschaut, ob es Zeitfenster gibt, wo wir so etwas on top realisieren können und haben entschieden, das jetzt zu machen, zu den Leuten nach Hause zu kommen. Wenn du allein vor uns sitzen willst, ist das okay, wenn du Leute zu einem Gartenfest einladen willst, ist das auch okay. Wir wollen so viel wie möglich zurückgeben.

Wichtig ist bei uns der enge Kontakt zu den Leuten, dass das wirklich ganz persönlich ist. Das schätzen wir total. Wir haben vor kurzem auf einem Festival gespielt und einer, der sich das Package geholt hat kam zu uns. Der war so dankbar und meinte „ihr erfüllt mir damit einen der größten Träume“. Der hat ein Tattoo von uns gehabt. Genau für diese Menschen machen wir das. Nicht für einen, der sagt „jetzt kommt da mal die Band“, sondern für die wirklich krassen Fans. Jetzt machen wir das mal und schauen, wie das wird. Das haben wir noch nie gemacht.

minutenmusik: Für die, die nicht das exklusive Package haben, kommt auch die normale Tour. Warum würdet ihr sagen, sollte man unbedingt bei euch auf Tour vorbeischauen?

Michi Lettner: Wir spielen ganz viel von „Poltergeist“, wir spielen alte Songs, wir spielen sehr viele Songs.

Jo Scheer: Es ist die längste Marathonmann-Setlist, die es bisher gab.

Michi Lettner: Wir spielen Songs aus allen Alben. Außerdem sollte man auch auf Tour kommen, wenn man die „Bloody Edition“ von der Vinyl kaufen möchte, die gibt es nämlich nur da. Die ist wunderschön. Neue Merch-Designs haben wir auch. Man sollte einfach kommen, weil wir richtig Bock haben, mit der Platte jetzt Konzerte zu spielen. Ich glaube, das werden coole Abende. Wir haben immer andere lokale Support-Acts dabei, das finden wir auch super. Wir haben alle richtig Lust, sind voller Energie und haben diese Platte im Gepäck. Wir sind jetzt einfach gespannt, was passiert.

Jo Scheer: Die Leute sollen einfach mehr auf Live-Konzerte gehen!

Und so hört sich das an:

Website / Facebook / Instagram

Marathonmann auf Tour:

16.10.2025 Wiesbaden, Schlachthof
17.10.2025 Kassel, Goldgrube
18.10.2025 Karlsruhe, Stadtmitte
31.10.2025 Berlin, Cassiopeia
01.11.2025 Hamburg, Bahnhof Pauli
06.11.2025 Saarbrücken, Garage
07.11.2025 Erlangen, E-Werk
08.11.2025 Leipzig, Naumanns
21.11.2025 Köln, Gebäude 9
22.11.2025 Hannover, Lux
05.12.2025 Winterthur, Gaswerk
06.12.2025 Aarau, KIFF

Die Rechte an den Bildern liegen bei Janis Hinz (Header) und Marius Meyer (Live-Bilder).

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