Alina eröffnet unsere neue Rubrik mit waschechtem Girliesound. Warum ihr das Album „The High Road“ von JoJo so am Herzen liegt, hat sie in den folgenden Zeilen probiert zu verdeutlichen – unser Kollege Luis ist allerdings nicht soooo der JoJo-Fan…
Alina sagt:
„I’m gonna keep climbing till I see the top. I’m gonna keep trying though I may get lost. Not gonna let you bring me down. I’ll take the high road.” Mit gerade einmal dreizehn Jahren wurde Joanna Levesque alias JoJo durch den Song “Leave (Get Out)” über Nacht berühmt. Nicht nur mit ihrer ersten Single, sondern auch mit ihrem Debütalbum „JoJo“ konnte sie dabei jegliche Rekorde brechen, die die Musikwelt so zu bieten hat. Knapp zwei Jahre später veröffentlichte JoJo im Jahr 2006 ihr nächstes Album mit dem Titel „The High Road“, das deutlich zeigt, wie sehr man an seinen Aufgaben und der Musik wachsen kann:
Auf vierzehn Songs in der Deluxeversion präsentiert JoJo ein weites Spektrum recht kommerzieller Pop-und R&B Songs. „The High Road“ stellt dabei neben dem Vorgängeralbum das einzige Album dar, an dem JoJo selber nicht der kreative Kopf hinter den Lyrics ist. Lediglich bei den Songs „How To Touch a Girl“ und „I Can Take You There“ hat JoJo auch beim Songwriting-Prozess mitgewirkt. Dies tut dem Album allerdings in keinem Falle einen Abbruch, da JoJo es schafft mit einer beachtlichen Portion an Harmonie zu überzeugen. Sie vermag es den Songs sowohl Leben einzuhauchen, als auch die Emotionen gekonnt einzubauen.
Im Vordergrund steht ihre gigantische Stimme, die sowohl in den hohen, als auch in den tiefen Tönen mehr als fantastisch klingt. Sie bringt in diese nicht nur die nötige Persönlichkeit mit hinein, sondern schafft es ebenfalls eine wahnsinnig gute Atmosphäre zu erschaffen. Dies wird vor allem bei Tracks wie „Too Little Too Late“ deutlich, die mehr als hinreißende Vocals beinhalten. JoJo setzt ihre Stimme dort so gekonnt ein, dass Gänsehaut absolut vorprogrammiert ist.
Sehr deutlich wird auf „The High Road“, das JoJo im Gegensatz zu ihrem Debütalbum erwachsener geworden ist. Sie weiß sowohl ihre Stimme, als auch ihre Akzentuierungen viel besser einzusetzen, wirkt dadurch um ein Hundertfaches ehrlicher und schafft es vollkommen sich in den Songs zu entfalten. Selbst wenn auf dem Album im Vergleich zu JoJos heutigen Gesangsqualitäten noch sehr viel Luft nach oben ist, weiß sie ihr Potenzial deutlich besser einzusetzen. Für gerade einmal fünfzehn Jahre zeigt sie ein außergewöhnliches Talent auf, von dem so manch ein Pop-Sternchen in den Dreißigern noch zu träumen mag.
Gerade durch die Vielfältigkeit der einzelnen Songs schafft JoJo auf „The High Road“ ein schönes, rundes Gesamtwerk, das sich thematisch abermals rund um die Liebe und alldem, was damit zusammenhängt, dreht. Für unerwartete Überraschungen sorgt sie zum einen beim Song „Anything“, der ein Teilstück aus Totos „Africa“ Featured oder der spanischen Version von „Too Little Too Late“. Was dem Album zudem zugutekommt, ist das Fehlen jeglicher Gastsänger. Ein ganz besonderes Highlight stellen aber immer noch Balladen wie „Exceptional“ dar, bei denen JoJo sich komplett und äußerst wunderbar entfalten kann. Up-Beat Nummern wie „The Way You Do Me“ fallen dabei ein wenig ab.
Mit ihrem zweiten Studioalbum zeigt JoJo, dass sie deutlich an ihrer Musik und ihrem Erfolg gewachsen ist. Sie beweist, dass „Leave (Get Out)“ viel mehr als ein One Hit Wonder war, was sich alleine schon durch ihre erste Singleauskopplung „Too Little Too Late“ zeigt. JoJo schafft es spielend leicht mit ihren Songs zu begeistern, kreiert etwas mitreißendes und entwickelt auf „The High Road“ eine bewundernswerte Dynamik aus Harmonie und Energie.
Und Luis Meinung dazu:
Ich finde das Album von JoJo nicht komplett scheiße, zu einer wirklich guten Platte fehlt jedoch so einiges. Der Gesang und die Melodien sind auf Backstreet Boys-Niveau, im langweiligen und wenig innovativen Sinne. Einen Radiohit kann man damit mal bringen, klar. Aber wer will das auf Albumlänge hören? Es zieht sich unheimlich, da einfach nichts passiert – keine großartige Variation, keine heraus stechende Hook, einfach nur runtergeleiert. Die Stimme erinnert mich teilweise an Christina Aguilera. Ich finde es ganz unangenehm wenn bestimmte Töne extrem langgezogen und gekrächzt werden, als wäre das ein Beweis dafür, dass man singen kann. Auch wenn es dafür schlimmere und extreme Beispiele als JoJo gibt. Die Beats sind Plastik, ein wirklich guter, beziehungsweise in irgendeiner Art besonderer, ist nicht dabei. Das “Africa”-Sample von Toto war zwar lustig, sorgte jedoch auch nicht für eine gute Neuschöpfung. Die Songs sind alle so austauschbar, es wirkt als hätte es den Songwriter beim Schreiben nicht einmal interessiert, für wen das jetzt gerade wieder ist. Wie JoJos Musik wirklich entsteht, weiß ich nicht, ich habe sie nie so verfolgt.
Das Alles gilt jedoch keineswegs nur für dieses Album. Es ist vielmehr eines von hunderten Beispielen, das die Pop-Welt über die Jahre hervorgebracht hat. Es wird in der Regel wohl einfach irgendein Mädchen das schonmal gesungen hat genommen, ihr 12 langweilige Songs geschrieben, von denen einer im Radio laufen könnte und die Single wird und wenn das floppt, schnappt man sich das nächste Mädchen und versucht es mit dem gleichen Konzept erneut. Der Künstler sagt mit diesem Album überhaupt nichts aus. Es wird nichts geschaffen, das es nicht schon gab. Keine Persönlichkeit ausgestrahlt oder sonst irgendwas. Pop wurde zu dieser Zeit so viel besser gemacht. Künstlerinnen wie Pink oder Gwen Stefani sorgten durch Innovation und Songwriter-Qualitäten für wirkliche Hits, die es auch noch in vielen Jahren sein werden. Man hört einfach, wenn hinter etwas mehr steckt als nur eine “schnelle Nummer der Industrie”. Das klingt alles sehr hart und gemein, so war es nicht gemeint.
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Mehr Plattenkrach: Hate it or love it – was für den einen ein lebensveränderndes Monumentalwerk ist, ist für die andere nur einen Stirnrunzler wert! Ein Album, zwei Autor*innen, ein Artikel, zwei Meinungen! Mehr Auseinandersetzungen findest du hier.
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