Jake und Jamin Orrall sind JEFF The Brotherhood. Aus dem 2002 in Nashville, TN ins Leben gerufenen Projekt der Brüder sind mittlerweile zehn Studioalben hervorgegangen!
Vergangene Woche war die Band in Deutschland zu Gast und hat bei ihren Konzerten vor allem Songs aus ihrem neuesten Album „Zone“ vorgestellt.
Am Donnerstag ging es von Berlin nach Köln ins Blue Shell, wo am Abend der letzte Auftritt hierzulande anstand. Glücklicherweise erst um 21 Uhr, denn die Autobahnen waren voll und die Anreise länger als erwartet. Und dann hatte sich ja auch noch minutenmusik.de für ein Interview angekündigt…
JEFF The Brotherhood zeigten sich von der Verzögerung allerdings unbeeindruckt. Kurzerhand sparte man sich einen großen Soundcheck und Drummer Jamin spielte einfach auf dem Schlagzeug der Vorband „Bold Sun“ aus Aachen. Die ebenfalls als Duo agierenden Jungs passten auch perfekt zu JEFF und spielten ein kurzweiliges Set von 30 Minuten. „Für den Garten reicht’s!“, hieß es spaßeshalber aus dem Publikum. Dass es durchaus auch für die Bühne reichte, war aber jedem klar. Die Riffs und das Schlagzeugspiel waren echt ordentlich. Auch der Gesang konnte sich hören lassen. Zur Erhöhung des Spaßfaktors wurde noch eine Einwegkamera ins Publikum gegeben – ein bewährtes Gimmick der Band. Einige Fotos, die das Publikum bei vergangenen Konzerten gemacht hat, sind auf der Bandwebsite zu sehen.
Bald schon folgte der Auftritt von JEFF The Brotherhood. Das Publikum war gut gelaunt und sollte für etwas mehr als eine Stunde in den Genuss eines gewaltigen Gitarrenriff-Gewitters kommen.
Den Anfang machte der „Zone“-Titel „Roachin’“. Ein repetitives, ruhiges Riff, das eine ungeheure Spannung aufbaute, wechselte sich mit einer wuchtigen, verzerrten Gitarrenpassage ab. Gleich im Anschluss an das Eröffnungsstück folgte auch schon einer der bekanntesten Songs vom Album „Wasted on the Dream“ (2015). „Melting Place“ erinnerte instrumental stark an Black Sabbath. Wenig später erreichte das Konzert mit „Punishment“ einen ersten Höhepunkt, bevor der Hit „Hey Friend“ mit seinem originellen Text für Begeisterung sorgte.
Mit dem Titeltrack des neuen Albums „Zone“ setzten Jake und Jamin schonungslos um, was sie sich mit ihrem Musikprojekt zum Ziel gesetzt haben. Durch den ausschweifenden Einsatz von Gitarreneffekten kreierten sie eine völlig abgefahrene Atmosphäre – „ohne Regeln oder Grenzen“. Ein minutenlanges, durchaus abwechslungsreiches Zischen und Säuseln der Gitarre durchdrang den ganzen Raum.
Im späteren Verlauf des Konzertes folgte mit dem Song „You“ ein weiteres Highlight, das schon riffgewaltig begann, dann aber in einem wirklich langgezogenen Finale aus einem eigentlich sehr kurzen Riff – unzählige Male wiederholt – wirklich alles toppte. Das war zwar monoton, aber auch monumental.
Den Abschluss des Abends bildeten anschließend das ebenfalls neue „Portugal“ mit seinen nach all der Lautstärke wohltuend ruhigen Strophen und der schon ältere Song „Whatever I Want“, welcher von Jack White produziert wurde und über solch typisch griffige Textzeilen verfügt, wie man sie von JEFF The Brotherhood kennt:
My mom said I could be anything I wanna be. My dad said I can be whatever I wanna be. I wanna be a woman.
Kurz vor dem Konzert haben wir in lockerer Runde und bei ein paar Getränken noch ein kleines Interview mit JEFF The Brotherhood geführt.
minutenmusik: Hi, ihr spielt heute das letzte Konzert eurer Deutschland-Tour. Hat es euch bei uns gefallen?
Jake: Ja, auf jeden Fall! Wir genießen die Zeit in Deutschland jedes Mal. Heute saßen wir allerdings fast zehn Stunden lang im Auto, weil es auf dem Weg von Berlin nach Köln so viel Verkehr gab. Das war nicht so toll, aber ansonsten haben wir hier echt fantastische Erfahrungen gemacht.
minutenmusik: Ist es kompliziert, so eine Tour durch Europa zu organisieren?
Jake: Das machen wir nicht selbst. Da haben wir einen Booking-Agenten, der das regelt. Ich bin mir sicher, dass das kompliziert ist, zum Glück müssen wir das nicht machen.
minutenmusik: Geht ihr meistens nur zu zweit auf Tour oder spielt ihr manchmal auch mit weiteren Musikern?
Jake: Das kommt drauf an.
Jamin: Ja, das kommt drauf an. Manchmal spielen wir mit anderen, manchmal nicht.
minutenmusik: Mit dem Verkauf von CDs verdient man heute nicht mehr unbedingt das große Geld. Das wird oft auf Tour gemacht. Ihr habt schon über eintausend Konzerte gespielt…
Jake: Wir haben wohl tausende Konzerte gespielt. Wir touren seit zehn Jahren und spielen schon seit fast 15 Jahren Konzerte. In manchen Jahren spielen wir 200 bis 250 Shows. Wir haben schon viele, viele Auftritte gehabt…
minutenmusik: Verbringt ihr eure Zeit lieber im Studio oder unterwegs?
Jake: Im Studio! Im Studio kann man kreativ sein.
minutenmusik: 2015 habt ihr gleich zwei Alben veröffentlicht, dieses Jahr ein weiteres. Wann schreibt ihr die ganze Musik?
Jake: Das machen wir zu Hause. Wir haben das ganze Touren in letzter Zeit ein wenig gebremst, also verbringen wir mehr Zeit daheim. Das zweite Album, das wir letztes Jahr veröffentlicht haben, hatten wir aber schon einige Zeit früher aufgenommen, lange vor der Veröffentlichung. Das Problem war, dass „Wasted on the Dream“ beinahe zwei Jahre lang fertig war, bevor es rauskam, weil Warner Bros. es aufgehalten haben. Als wir abgesetzt wurden, waren wir in der Lage, den Prozess zu beschleunigen und es über unser eigenes Label herauszugeben.
Jamin (hat sich ein Weizenbier geholt): Wie heißt der Ort hier? Blue Shell?
Jake: Wie schmeckt dieses „Weizenbier“?
minutenmusik: Nicht schlecht, oder?
Jamin: Das ist gut.
Jake (probiert): Ja, das ist toll!
minutenmusik: Improvisiert ihr eigentlich viel, wenn ihr auf der Bühne seid?
Jake: Ja! Jede Show hat Elemente von Improvisation. Ich habe noch nie wirklich ein Gitarrensolo geschrieben, die sind jedes Mal anders. Wir haben Passagen, die wir sehr in die Länge ziehen. Wir wechseln in verschiedene Riffs und so weiter. Dabei halten wir auf eine bestimmte Weise Sichtkontakt. Das läuft einfach ganz natürlich ab.
minutenmusik: Schreibt ihr eine Setlist?
Jake: Ja. Früher haben wir das für sehr lange Zeit nicht gemacht, aber heutzutage sind unsere Touren etwas anders. Es ist leichter, eine Setlist zu schreiben. Es ist aber nicht immer gleich, manchmal ändert sich das ein bisschen…
minutenmusik: Spielt ihr lieber kleine Clubshows oder große Festivals?
Jake: Es ist für uns nicht wichtig, um was für einen Veranstaltungsort es sich handelt. Solange die Leute enthusiastisch und begeistert sind… Wenn sie glücklich sind, dass sie uns sehen können, ist es uns egal, wo wir spielen. Da haben wir wirklich keine Präferenzen.
minutenmusik: Was ist euch wichtig, wenn ihr selbst auf ein Konzert geht? Spielt die Bühnenshow für euch eine Rolle oder ist euch nur die Musik wichtig?
Jake: Ich denke, dass das auf die Musik ankommt. Das kommt auf die Band an.
Jamin (lächelt): Ich mag viele Tänzer auf der Bühne – und Lichter. Mir gefällt es, wenn eine große Show abgezogen wird.
Jake: Das kümmert mich nicht wirklich.
Jamin: Ich wünschte, wir könnten so etwas machen.
Jake (grinst): Ja, das würde ich mir auch wünschen.
minutenmusik: Jake, du benutzt eine Menge Gitarreneffekte. Welchen verwendest du besonders gerne?
Jake: Fuzz! Verwende ich die ganze Zeit…
Zeit für eine kleine Schnapsrunde.
minutenmusik: Wenn ich mir euren Song „Melting Place“ anhöre, klingt das sehr nach Black Sabbath. Hat die Band großen Einfluss auf euch?
Jake: Ja, absolut. Ich glaube, als wir das Lied schrieben, da waren wir aber eher von „Budgie“ beeinflusst. Hör dir die mal an. Daran haben wir uns im Grunde noch mehr orientiert, aber Black Sabbath ist auf jeden Fall ein riesiger Einfluss. Aber all diese Bands, Proto-Metalbands, heavy Bands aus den frühen 70ern…
minutenmusik: Gibt es noch Künstler, die ihr gerne mal treffen würdet?
Jake: Nicht wirklich. Das würde es entmystifizieren. Jede Frage an einen Musiker, von dem du wirklich beeinflusst bist… Das nimmt die Spannung weg.
Jamin: Ja, und was ist, wenn sie fies sind?!
Jake: Ja, was ist, wenn sie Schwachköpfe sind?
Jamin: Und dann mag man ihre Musik nicht mehr…
Jake: Wahrscheinlich sind die meisten so. Wir waren mit zwei Bands auf Tour, die zu unseren Lieblingsbands zählen. Wir sind mit Weezer und Pentagram getourt. Die sind beide superfreundlich. Das war gut.
minutenmusik: Ihr werdet oft mit Weezer verglichen.
Jake (lacht): Ja, wir lieben Weezer. Wir würden gerne genau wie Weezer klingen. Dann wären wir vielleicht erfolgreicher.
minutenmusik: Werdet ihr in zwanzig Jahren noch machen, was ihr jetzt macht? Oder habt ihr noch andere Pläne?
Jake: Wir haben andere Pläne. Wir werden das auf keinen Fall noch zwanzig Jahre lang machen. Hoffentlich nicht.
Jamin: Nein.
Jake: In wenigen Jahren kommen wir schon auf zwanzig Jahre. Das reicht.
Alle lachen.
minutenmusik: Auf jeden Fall noch viel Erfolg! Danke für das Interview.
Jake: Danke dir!
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