Flexibel muss man sein. Es fühlt sich wie gestern an, dass wir Bloodhype in unserer Liste der Newcomer des Jahres vorgestellt haben. Keine Frage, es standen ja auch große Schritte an: Für die ewig tourende Nachwuchsband sollte es mit dem Debütalbum so richtig losgehen. Doch dann kam die Corona-Pandemie und alles sieht plötzlich anders aus. Dabei bebt die Platte schon in den Vorab-Singles am Puls der Zeit. Wo die 80s aktuell sowohl in den satten Synthies der großen Weltstars als auch in der Ästhetik quer durch die Popkultur ein gigantisches Revival durchleben, dürfen sie auch im Pathos getränkten Sound des Berliner Quartetts mit auf die Bühne. Wobei diese aktuell vor allem eine digitale ist, was sich sogar beim traditionellen Promo-Kreislauf merkwürdig anfühlt, wie uns Gitarrist Erik Laser erzählt. Doch obwohl dieses Veröffentlichen in den leeren Raum hinein die direkte Interaktion mit den Fans überspringt, veröffentlichen Bloodhype ihre Songs wie zuletzt “Delicate Creature” weiterhin. Musik werde schließlich weiterin konsumiert und produziert – nur eben anders, so Laser.
Doch ganz so kompromisslos bleiben Bloodhype dann doch nicht bei ihren ursprünglichen Vorhaben. Ihr Debütalbum hat das Quartett nämlich kurzerhand ins nächste Jahr verschoben – und das, obwohl der Großteil bereits aufgenommen ist. Frontmann Elmar Weyland begründet dies vor allem damit, dass die Musik stets als Mittel zum Zweck ergo des Live Spielens fungiere. Und das fällt nun mal aus bekannten Gründen erstmal aus. In den kommenden Monaten bis zum Relase kann sich Weyland durchaus vorstellen, dass die Songs noch einmal abgewandelt werden. Als Geburtsstätte von einem Großteil des Albums diente dabei übrigens ein nicht unbekannter Ort, dem die Band auch im Video zum funkelnden Tanzflächen-Garant “Delicate Creature” Dankbarkeit zollt: Die legendären Hansa Studios. Diesen außergewöhnlichen Einfluss kann Weyland dabei gar nicht genug betonen:
Wie sich Musik anfühlt, wenn sie durch eine riesige Batterie von Mikrophonen des Hansa festgehalten wird, lässt einen den Vibe der legendären Tage mal wieder spüren. David Bowie, Brian Eno oder U2 haben alle ihre Spuren hinterlassen.
Doch auch trotz dieser Ehrfürchtigkeit wollen Bloodhype den momentanen Zustand immer noch nicht ganz realisieren – Liveshows, das Tourleben, die Festivals der Nation stellen eben die zentrale Motivation hinter ihrer Band dar, wie Laser feststellt. Ihrem eigenen Anspruch, trotz allem möglichst hochwertige Livemusik anbieten zu können, kommen Bloodhype daher aktuell mit ihrem umgebauten Proberaum nach, indem in naher Zukunft einige Live Sessions entstehen sollen. So ganz perfekt sei das zwar nicht, aber Laser ist zuversichtlich:
Ich denke wir lernen am besten auf dem Weg, was für uns funktioniert und was nicht.
Auch wenn das dieses Jahr für Bloodhype wohl doch nicht ganz so rasant ablaufen wird wie geplant, kann das Quartett mit seinen spannenden Songs die Spannung aufrecht erhalten. Und nächstes Jahr gibt es das Album dann eben im unverzichtbaren Paket mit den Live-Shows.
Und so hört sich das an:
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minutenmusik: Erst mal herzlichen Glückwunsch zur Veröffentlichung eures neuen Songs. Wie fühlt sich das an, inmitten der Pandemie neue Musik in die Welt zu lassen? Spürt ihr einen Unterschied zum Release der ersten Album-Singles?
Erik Laser: Der Song ist schon im letzten Jahr entstanden, insofern gibt es in der Musik keinen Bezug auf die Situation. Ansonsten fühlt es sich schon ein bisschen seltsam an, die üblichen Single Mechanismen anzustoßen und Promo und Marketing ‘wie immer’ zu machen. Aber natürlich hören die Menschen weiterhin Musik und Musiker machen weiterhin welche – insofern sollte das schon passen, denken wir.
minutenmusik: Das Video zu “Delicate Creature” entstand ebenfalls in den Hansa Studios, wo ihr auch einige Songs aufgenommen habt. Wie würdet ihr den Einfluss beschreiben, den dieser legendäre Aufnahmeort auf euren Sound hatte?
Elmar Weyland: Es war ein tolle Erfahrung, die Räume de Hansa Studios für unsere Zwecke gebrauchen zu können. Die meiste Zeit verbringt man im Produktionsprozess ja heutzutage eher vor dem Rechner in kleinen Räumen. Wie sich Musik anfühlt, wenn sie durch eine riesige Batterie von Mikrophonen des Hansa festgehalten wird, lässt einen den Vibe der legendären Tage mal wieder spüren. David Bowie, Brian Eno oder U2 haben alle ihre Spuren hinterlassen.
minutenmusik: Aufgrund der aktuellen Situation habt ihr euch dazu entschlossen, euer Album zu verschieben. Werdet ihr auch die außergewöhnlichen Erfahrungen der letzten Wochen und Monate in euer Album einfließen lassen oder habt ihr die Songwriting-Phase trotzdem schon abgeschlossen? Welche Gefühle überwiegen bei euch bezüglich der Verschiebung aktuell?
Elmar Weyland: Tatsächlich ist ein Großteil der Musik schon aufgenommen aber wie immer bei uns kann es auch in letzter Minute so sein, dass die Hälfte eines Songs beispielsweise ausgetauscht wird. Es macht zwar natürlich Spass Musik zu produzieren und sich diesem Prozess hinzugeben, trotzdem ist es für uns ein Vehikel um live spielen zu können. Das vorherrschende Gefühl ist somit Vorfreude auf die nächsten Konzerte.
minutenmusik: Auch ihr seid eine Band, die sich auch über die Live-Erfahrung einen Namen gemacht hat. Wie schwer fällt es euch jetzt, auf diese Möglichkeit zu verzichten? Inwiefern beeinflusst das Fehlen direkter Interaktion mit den Fans eure Pläne für dieses Jahr ansonsten noch?
Erik Laser: Das fehlen von Live Shows ändert tatsächlich alles. Normalerweise dreht sich alles um anstehende Touren oder Festivals. Das Unterwegssein und auf der Bühne stehen ist ein wichtiger Teil davon, dass wir das Ganze überhaupt machen. Es hat eine Weile gedauert, bis man realisiert hat, dass die Krise zu einer Art neuer Normalität geworden ist und dass man jetzt eine Aufgabenstellung hat, die es vorher in der Form nicht gab.
minutenmusik: Habt ihr für die kommende Zeit noch besondere Features geplant? Überlegt ihr, auch Open Air Konzerte anzubieten oder über Social Media neue Formate aufzunehmen?Vielen Dank euch erstmal und nur das Beste für die kommende Zeit!
Erik Laser: Wir haben unseren Proberaum umgebaut um dort jetzt Live Sessions aufnehmen zu können und werden das jetzt regelmäßig dort machen und auf den diversen Plattformen veröffentlichen. Uns ist wichtig, dass Bloodhype live für ein bestimmtes Gefühl stehen, dass wir sicherstellen eine gewisse Qualität zu liefern, zu der alle Details gehören. Deswegen bleibt es kompliziert mit der Situation umzugehen, aber ich denke wir lernen am besten auf dem Weg, was für uns funktioniert und was nicht. Dank dir für die guten Wünsche, ich denke alle zusammen stehen wir das durch.
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