Unsere Newcomer für das Jahr 2020

Newcomer 2020 minutenmusik

Auch 2020 bietet genug Raum für Aufsteiger, Neuentdeckungen und Hypes. Wie jedes Jahr hat unsere Redaktion die Köpfe zusammengesteckt und kollektiv darüber gegrübelt, welche Acts wohl in 2020 so richtig durchstarten könnten. Zwölf verschiedene Künstlerinnen und Künstler, die von Indie über Rock hin zu Pop und Hip-Hop reichen, hat das minutenmusik-Orakel dabei ausgespuckt. Die folgenden Newcomer sind dabei rumgekommen:

Zu dem Newomer*innen-Beitrag für das Jahr 2021 geht es hier.

Ashnikko (#Rap/Hip-Hop)

Mit dem Ohrwurm „Stupid Boy“ sorgte die amerikanische Rapperin Ashnikko 2019 bereits für Aufsehen, als der Song bei TikTok viral ging. Mit ihrem ungewöhnlichen Style und den expliziten Lyrics („Stupid boy think that I need him. I know you think about me in the shower, PornHub in your browser. Fantasize about the pussy power, think about me with your hand down your trousers”) brachte die 23-Jährige die Hip-Hop-Szene in kollektive Aufruhr und gesellt sich dadurch ganz geschickt zu bereits etablierten Künstlerinnen wie Cardi B oder Lizzo. Ashnikko nimmt kein Blatt vor den Mund und rechnet in ihren Songs knallhart mit der Männerwelt ab. Ihre dritte EP „Hi, It’s Me“ überzeugte durch radiotaugliche Melodien und bescherte ihr im vergangenen Jahr einen UK Music Award als beste Newcomerin. Spätestens mit ihrem ersten Album, das hoffentlich 2020 erscheint, wird Ashnikko dann auch hierzulande durch die Decke gehen – da besteht kein Zweifel! (Yvonne)

Bloodhype (#Alternative/Indie)

Nicht zuletzt dank “Stranger Things” sind die 80er aktuell das wohl am meisten zitierte Jahrzehnt der Popkultur. Auch auf musikalischer Ebene ist die oftmals belächelte Dekade derzeit im klaren Aufschwung: viele deutsche Acts wie Drangsal und Alli Neumann verbergen ihre Vorliebe für die Neue Deutsche Welle gar nicht mehr, Synthesizer wurden dank den Editors oder den White Lies wieder cool und zuletzt haben auch die ganz Großen wie The Weeknd den Zeitsprung gewagt. Nur folgerichtig, dass auch der deutsche Indie infiltriert werden sollte. Dass das aber schon zu Beginn einer Bandkarriere mit so einem internationalen Flair klappen sollte wie bei Bloodhype, hat dann doch niemand erwartet. Einflüsse wie New Order oder Talk Talk sind zwar hörbar, den melancholischen Synthies werden aber gleichermaßen imposante wie modern-luftige Refrains zur Seite gestellt, was auch im Vorprogramm für Taking Back Sunday hervorragend funktionierte. Im Sommer ist es dann auch hier so weit: Das Debütalbum erscheint. Der nächste Hype des 80er Trends? (Julia)

Daufødt (#Metal / #Posthardcore/Hardcore/Metalcore)

In der vergangenen Dekade hat Norwegen zahlreiche Bands wie Kvelertak oder Sibiir hervorgebracht, die Punkrock, Black Metal und diverse andere Musikstile innovativ verbinden. Ganz in dieser Tradition stehen Daufødt, deren Name ins Deutsche übersetzt Tot geboren bedeutet. Das Quartett aus Oslo kombiniert energiegeladenen, melodieverliebten Hardcore Punk mit Extreme Metal. Stellenweise erinnern sie an die australischen Pagan. Besonderes Merkmal ihrer Musik ist Annika Linn Verdal Hommes brachiale Stimme, die immer wieder für Old-School-Death-Metal-Momente sorgt. Vergangenen Sommer unterschrieb die Band bei dem norwegischen Independent-Label Fysisk Format und veröffentlichte prompt ihre erste Single „Forbudte Frukter“. Bissig kritisieren sie in dem Song konservative Strukturen, die noch in weiten Teilen des ländlichen Skandinaviens den Ton in der Gesellschaft vorgeben. Am Nikolaustag des vergangenen Jahrs erschien mit „Nå rakner alt“ ihre zweite Veröffentlichung. Regelmäßig spielen sie Club-Shows mit Labelkollegen wie Honningbarna, Ende Januar stehen sie dann auf der Bühne des angesehenen Musik- und Kultur-Festivals Trondheim Calling. Was diese junge Gruppe noch alles hervorbringen wird ist zwar ungewiss, dafür steht aber fest, dass es mit Spannung erwartet wird. (Maximilian)

Des Rocs (#Rock)

Inspiriert von den Klassikern, aufbereitet für die Generation Spotify: Des Rocs katalysiert die Energie alter Helden wie Jimi Hendrix oder Elvis in knackige Drei-Minüter. Das eine Bein groovt in lässiger Blues-Manier, das andere bringt dem Modern Rock das Tanzen bei. Bisher scheint das Rezept aus unwiderstehlichen Hits und dynamischen Live-Shows aufzugehen: Noch ohne Debütalbum hat der junge New Yorker über eine Millionen monatliche Spotify-Hörer*innen erreicht, von den zehn bisher erschienenen Songs haben neun ebenfalls die Millionenmarke geknackt. Wabernd-treibende Bässe und das abgeklärt dunkle Timbre des Musikers schaffen jetzt schon einen Trademark-Sound, der auch außerhalb der Rockgemeinde für Ohrwürmer sorgen sollte. Album und eine ausgedehntere Europa-Tour sind da nur die logische Konsequenz für dieses Jahr, in dem der Durchstarter auch in Deutschland vom Geheimtipp zur kleinen Sensation avancieren könnte. (Julia)

Jeremias (#Alternative/Indie)

Die deutsche Indie-Szene wird immer bunter und eine junge Band sticht dabei besonders heraus: Jeremias. Mit funky Synthies und Gitarrensounds, catchy Melodien und minimalistischen deutschen Texte, die trotzdem berühren, starteten sie ihre Karriere im vergangenen Jahr, releasten ihre erste EP und haben auch für dieses Jahr so einiges vor. Mit ihrem eigenen Stil, einer Mischung aus Funk, Discosound, Indie, Wave und Pop erschaffen die vier Jungs eine ganz besondere Atmosphäre, die zum Tanzen animiert und die 70er und 80er Jahre in modernem Gewand wieder aufleben lässt. Damit gehen sie im Frühjahr auf ihre erste eigene Headliner-Tour – wir dürfen also gespannt sein, wie die Songs der Jungs live klingen und was uns sonst noch so im kommenden Jahr von ihnen erwartet. (Emilia)

Josh Savage (#Singer/Songwriter / #Pop)

Kid Dad (#Rock)

Die Liste der Bands, die diese vier jungen Musiker bislang auf Tour begleiten durften, ist lang: Taking Back Sunday, Razz, And So I Watch You From Afar, die Blackout Problems. Diese Aufzählung könnte man gut und gerne um eine weitere Handvoll Acts ergänzen, ein Fakt, der gerade vor dem Hintergrund der bislang nur spärlich gesäten Einzel-Veröffentlichung der Band aus Paderborn erstaunt: Gerade einmal eine EP und vier Single-Releases kann die Gruppe vorweisen. Das Jahr 2020 soll nun aber einen Schlussstrich unter die vielen Singles setzen und das erste große Album für Kid Dad bringen. Wie das klingt, lassen die intensiven Live-Konzerte und das bereits veröffentlichte Material erahnen: Feinfühlig arrangierter Grunge, Post-Rock-Atmosphäre, ein Sprenkel elektronische Elemente und viel Trauer. Das Ergebnis davon ist ein hochemotionales Gemisch, das zwar nicht das Mainstream-Radio erobern, gleichwohl in der entsprechenden Szene durchaus Wellen schlagen wird. Da haust wahnsinniges Potential. (Jonas)

Oehl (#Alternative/Indie /#Pop)

Wer ist dieses Duo, das uns nun schon seit eineinhalb immer wieder tolle Singles beschert? Das haben ich und mit Sicherheit auch noch einige andere sich in den letzten Monaten öfter gefragt, wenn wieder einmal ein neuer Song von Oehl aufploppte und sich wochenlang hartnäckig als Ohrwurm im Kopf und schließlich auch als fester Bestandteil der Playlist festgesetzt hatte. Tatsächlich arbeiten bei dem deutschsprachigen Projekt der Österreicher Ariel Oehl und der Isländer Hjörtur Hjörleifsson zusammen und das funktioniert unglaublich gut. Denn dabei entsteht leichter und sanfter deutscher Pop, der es trotzdem in sich hat, tiefgründig ist und vor allem ganz besonders und einzigartig ist. Im Januar erscheint nun nach mittlerweile fünf Singles mit „Über Nacht“ endlich das erste Album des Duos – und zwar bei dem Label von niemand geringerem als Herbert Grönemeyer höchstpersönlich. Wenn das also mal nichts Großes wird. (Emilia)

Pashanim & Symba (#Rap/Hip-Hop)

Zwei mal Berlin, zwei mal Kreuzberg: Die jungen Rapper, die nun vorgestellt werden sollen, machen zwar getrennt voneinander Musik, stammen jedoch beide aus dem hippen Viertel im Westen der Hauptstadt. Das spielt im Werdegang der beiden eine große Rolle und taucht in den Musikvideos und Texten auf. Obwohl Pashanim und Symba befreundet sind und aus demselben Dunstkreis kommen, unterscheidet sich die Musik der zwei grundlegend voneinander: Setzt Pashanim auf gechillte Deutschrap-Sounds und oldschoolige Hooks, so übersetzt Symba den amerikanischen New-School-Trap-Sound ins Deutsche und klingt dabei so gar nicht heimisch, sondern international (Hörprobe hier). Die Release-Strategie eint die Beiden wiederum: Nur wenige Singles haben die Künstler bislang rausgehauen. Die landeten auf Spotify flugs in den einschlägigen Playlists und konnten den beiden Untergrund-Rappern schon ordentliche Klickzahlen bescheren. Dass man in der jüngeren Vergangenheit immer häufiger von den zwei Rappern hörte, hat also seine Berechtigung. Wer die Zukunft des Deutschraps schon jetzt erahnen möchte, sollte Kreuzberg deshalb ganz genau im Auge behalten! (Jonas)

Provinz (#Alternative/Indie)

Eigentlich könnte man die nächste Band auch als Newcomer 2019 bezeichnen, denn das letzte Jahr war ein sehr spannendes für Provinz: Die erst 2017 gegründete Band veröffentlichte im vergangenen Mai ihre Debüt-EP „Reicht dir das” und erhielt daraufhin herausragende Kritiken, die sie bereits mit Szenegrößen wie AnnenMayKantereit oder Faber auf eine Ebene stellten. Kein Wunder, dass die erste eigene Headlinetour im Frühling 2020 binnen weniger Tage vollständig ausverkauft war und man wenig später Zusatztermine für den Herbst ankündigte, für die es ebenfalls nur noch wenige Tickets gibt. Das alles geschieht noch vor dem Release ihres ersten Albums „Wir bauten uns Amerika”, denn das erscheint erst am 17.04.2020. Schon jetzt überzeugen Provinz mit ihren gefühlvollen Indie-Pop-Songs, der unvergleichlichen Stimme von Sänger Vincent Waizenegger und den ehrlichen deutschen Texten, die bereits unzähligen Hörern aus der Seele sprechen. Von Provinz wird man in den kommenden zwölf Monaten noch einiges hören! (Yvonne)

Den Beitrag für 2021 gibt es hier.

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