Mit „Fotogena“ steht bereits Album Nr. 3 der Berliner Band Laing in den Startlöchern. Seit über fünf Jahren ist Laing eine der einzigen Bands mit reiner Frauenbesetzung – ok, ausgenommen dem Schlagzeuger auf Tour – und stets für kleine Indie-Pop-Hits zu haben (lest HIER nochmal unsere Kritik zum letzten Album). Wir haben Marisa, Nicola, Johanna und Josefine (auf dem Foto von links nach rechts) für euch in Köln vor ihrem letzten Gig (HIER unser Bericht zum Konzert) in 2018 getroffen – in einem kleinen, sehr warmen Backstageraum. Ungeschminkt, leicht gerädert vom Vortag, aber dennoch sehr herzlich. Dazwischen viele belegte Brötchen und Fingerfood und folgender Talk:
minutenmusik: 2013 erst „Paradies Naiv“, dann 2014 „Wechselt die Beleuchtung“, jetzt „Fotogena“ – was hat sich für euch seitdem an eurem Sound verändert? Wie hat es sich entwickelt?
Laing / Nicola: Wir haben gerade eine Pause hinter uns, die länger war als geplant. Aber nach sieben, acht Jahren intensivem Touren, Studio und Unterwegs-Sein wollte ich vor allem mal, um neue Musik zu machen, einen Schritt zurücktreten. Der ursprüngliche Plan war, alles mal zu hinterfragen und ein bisschen neu zu denken. Und lustigerweise habe ich mich im Tal der Möglichkeiten fast verlaufen. Je mehr Leute man fragt, desto mehr Meinungen bekommt man. Das Problem ist dann: was die einen unmöglich finden, finden die anderen genau richtig so! Irgendwann hatte ich so viele Meinungen, dass ich quasi auf Null stand und weder vor- noch zurückkam. Aber als dann die Deadline fürs Album kam, hatte ich so viel Druck drauf, dass ich alles nochmal angeguckt habe und zur ursprünglichen Idee und zum ursprünglichen Sound zurückgekehrt bin. Es ist trotzdem in meinen Augen ein bisschen anders, aber eine logische Fortführung von dem, wo wir herkommen und kein Bruch.
minutenmusik: Was war denn bei euch so los nach der letzten Tour?
Laing / Marisa: Wir waren ja beim Eurovision Song Contest-Vorentscheid, was ein ziemliches Highlight war. Außerdem zwei Gigs in Brüssel und New York, die fett waren. Sonst hat jeder auch mal ein bisschen sein Ding gemacht.
minutenmusik: ESC ist ein gutes Stichwort! Außerdem wart ihr bereits beim Bundesvision Song Contest von Stefan Raab! Seid ihr nun endgültig raus bei den Wettbewerben oder habt ihr da nochmal Bock drauf?
Laing / Marisa: Generell ist ein Wettbewerb nicht so das, was uns wirklich reizt. Beim Bundesvision waren wir gefühlt vorher eine relativ kleine, unbekannte Band und es war ein gutes Sprungbrett, um eine größere Aufmerksamkeit zu regenerieren. Und der ESC war eben was Besonderes, sodass man die Möglichkeit hatte, für Deutschland antreten zu dürfen im Bestfall. Im Nachhinein sind wir auf jeden Fall froh, dass wir nicht Letzte geworden sind. Es hat aber schon Spaß gemacht, das kann man sagen.
Laing / Nicola: Ich finde den ESC immer dann besonders interessant, wenn man das Selbstbewusstsein hat, auf der Landessprache zu performen. Englische Popmusik gibt es auf der ganzen Welt, was auch cool und super ist, aber dass letztes Jahr ein Portugiese auf seiner Sprache mit seiner eigenen Musik gewonnen hat, fand ich echt toll. Es war eben sein Ding und man konnte sich nach Portugal fühlen und das Landestypische erkennen. Generell sind aber solche Wettbewerbe für uns zu zweischneidig. Wir wurden für beide Wettbewerbe sogar danach nochmal angefragt, ob wir erneut mitmachen würden, allerdings ist die Situation so aufgeladen – man kann auf der einen Seite total katapultiert werden wie beim BuViSoCo. Wir waren der 2. Platz und es war wie so ein klassischer Durchbruch, auf einmal waren wir irgendwie da. Auf der anderen Seite gibt es aber auch immer die Letzten – wir standen zwar auf der triumphierenden Seite, haben aber auch die Leute gesehen, die mit gebrochenem Selbstbewusstsein am Rand standen und beschämt sind. Selbst als Gewinner ist es deswegen irgendwie unangenehm. Wenn wir es können, wollen wir es als Band also eher vermeiden.
minutenmusik: Dafür gab es etwas anderes Neues – ihr habt einen Soundtrack zum deutschen Film „Safari – Match Me If You Can“ gemacht! Wie kam es dazu?
Laing / Nicola: Tatsächlich durch unsere letzte Platte! Der Regisseur Rudi Gaul ist durch seine Frau auf Laing aufmerksam geworden und hat beim Drehbuch schreiben immer das letzte Album gehört, auf dem sich „Safari“ befindet. In dem Film gibt es ganz viele Beziehungskonstellationen, so wie es bei Laing-Songs häufig Beziehungskonstellationen gibt und es hat sich ein bisschen hin- und herbeflügelt. Eigentlich ging es ihm nur um den einen Song „Safari“, er hat dann aber doch angeboten, dass es einen kompletten Soundtrack geben soll. So habe ich letztendlich die gesamte Musik dazu gemacht.
minutenmusik: Wäre das was, wozu du wieder Lust hättest?
Laing / Nicola: Klar, auf jeden Fall. Es ist total schön, mal Musik zu machen, ohne sich einen Inhalt ausdenken zu müssen. Bei einer Filmszene gibt es schon das Gefühl, den Dialog und die Story – man muss nicht den Text schreiben.
minutenmusik: Josefine, du bist neu dabei! Wie ist das Gefühl für dich und wie kam es zu dem Glück?
Laing / Josefine: Nicola und ich haben gemeinsame Bekannte und so bin ich an diesen Posten gekommen. Wir haben uns mal getroffen, kennengelernt und direkt gut verstanden. Dann bin ich mal mit ins Studio und wir haben ein bisschen was probiert, sowohl alte als auch neue Songs. Letztendlich durfte ich noch die anderen Mädels kennenlernen und schon war ich dabei. Für mich ist das auf jeden Fall eine total schöne, neue Herausforderung. Ich hab‘ zwar vorher auch schon Musik gemacht, aber nicht in diesem Rahmen. Und eine Frauenband finde ich auch ziemlich cool. Die anderen Drei haben zwar schon wesentlich mehr Erfahrung – an der kann ich mich allerdings festhalten. Ich bin zwar der Newbie und brauche auch ein bisschen länger für die Choreos und…
Laing / Die Anderen: Sie übertreibt! (alle lachen)
minutenmusik: Aber es macht anscheinend Spaß! War dann das Konzert in Berlin dein erstes? (Anmerkung der Redaktion: erstes Konzert nach dem Albumrelease)
Laing / Josefine: Ja, das erste lange Konzert. Wir haben vorher schon kleinere Gigs zusammengespielt, das längste vorher war eine Stunde. Aber das war das erste größere nun mit unseren Songs und unseren Fans, die nur für uns da waren. Das war sehr schön.
minutenmusik: Ihr habt euch dazu entschieden erstmal zwei Konzerte in kleinen Clubs zu spielen – einmal Berlin, einmal Köln. Im Januar folgen dann größere Locations und die eigentliche Tour! Hatte das einen Grund, warum es in dem kleinen Rahmen losging?
Laing / Nicola: Wir hatten total Lust, dieses Jahr noch was zu machen. Außerdem sagt die Erfahrung, dass man als Zuhörer immer eine Weile braucht, um in ein Album richtig einzutauchen. Uns macht es zwar sehr viel Spaß, neue Songs zu spielen, aber wenn wir dann die Alten spielen, denken alle Fans immer „Jaaaaa, ich kenne den Text“. Deswegen haben wir die richtige Tour erst im Januar, damit seit dem Release ein halbes Jahr dazwischen liegt. Trotzdem wollten wir mit den beiden Gigs mal kurz „Hallo“ sagen und irgendwie warm werden.
minutenmusik: Zum Abschluss habe ich noch drei kurze Fragen an euch, auf die ihr so fix wie möglich antworten dürft! Nr. 1: Wenn ihr heute Abend spontan ein neues Cover spielen müsstet, welches würdet ihr wählen?
Laing (überlegen lange): Was haben wir denn heute im Auto gehört…? (überlegen erneut).
Laing / Marisa: „Ok Cool“ von Yung Hurn. Wir finden die Hook einfach so cool.
Laing / Nicola: Wir haben das vorher auch immer gesagt, also „Ok, cool“, aber wenn wir das jetzt sagen, denken wir immer „Ok, wir sind im Song“.
minutenmusik: Sehr geil! Nr. 2: Wer sollte mal mit euch einen Song machen oder wen würdet ihr gerne mal featuren?
Laing / Marisa: Es gab mal die Idee, dass Stromae ziemlich geil wäre.
minutenmusik: Kann ich mir gut vorstellen! Passt! Und zuletzt – auf welchem Konzert wart ihr denn zuletzt?
Laing / Marisa & Josefine: Bei uns war es Herbie Hancock in Berlin im Admiralspalast.
Laing / Nicola: Ich war auch im Admiralspalast, aber bei Burt Bacharach.
Laing / Johanna: Mir fällt nicht mehr der Name ein… (alle lachen) …es ist mega die bekannte Band… (überlegt ungefähr eine halbe Minute) Massive Attack!
minutenmusik: Die kennt man, da hast du Recht! Die sind nicht so unbekannt! Vielen Dank für eure Zeit & habt eine tolle Tour im Januar!
Laing: Wir danken dir!
Das Album “Fotogena” kannst du dir hier kaufen.*
Und so hört sich das an:
Website / Facebook / Instagram
Laing Tour 2019:
17.1. Köln, Club Bahnhof Ehrenfeld
18.1. Magdeburg, Moritzhof
19.1. Leipzig, Täubchental
20.1. Hamburg, Mojo
22.1. München, Ampere
23.1. Heidelberg, Halle02
25.1. Essen, Zeche Carl
26.1. Bremen, Lagerhaus
27.1. Osnabrück, Lagerhalle
29.1. Frankfurt, Zoom
30.1. Hannover, Musikzentrum
31.1. Berlin, Astra
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