Schon seit einiger Zeit ist sie die große Hoffnung der alternativen deutschen Pop-Szene: Jasmin Stocker, besser bekannt als Mine. Nach ihrem Kollabo-Album mit Fatoni letztes Jahr, veröffentlichte die Sängern vor kurzem ihr bereits drittes Solo-Album mit dem wundervollen Titel “Klebstoff”. Wir haben uns mit ihr über die Bedeutung dieser Metapher, persönliche Songs und deren Bedeutung, Video-Inspirationen und die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern unterhalten.
minutenmusik: Freitag ist ja deine neue Platte „Klebstoff“ erschienen. Wie ist denn so die bisherige Resonanz?
Mine: Ich habe auf jeden Fall mehr Rückmeldungen bekommen als gedacht. Ich bin echt überrascht und auch ehrlich gesagt ein bisschen überfordert, weil so viel Rückmeldung kommt. Ich habe ganz viele Nachrichten bekommen, aber auch insgesamt viel Resonanz. Auch die Mädels von Pennywine, mit denen ich zusammenarbeite, sagen, dass die Zahlen total gut sind und vor allem viel besser als jemals zuvor. Die sind alle total happy, was bedeutet, dass ich es natürlich auch bin. Ich versuche mich aber gerade eher so weit rauszuziehen wie möglich, weil ich mich jetzt auf die Tour vorbereite und ein paar Instrumente lerne und so weiter. Und das möchte ich natürlich irgendwie gut machen. Also ich habe eher so ein Gefühl im Bauch, dass ich noch üben muss und auch echt abliefern muss. Denn die Tourtermine sind auch viel größer als sonst. Also ich freue mich natürlich wahnsinnig, aber ich bin auch sehr sehr aufgeregt. (lacht)
minutenmusik: Ich persönlich finde, dass „Klebstoff“ musikalisch in den meisten Songs etwas leichter zugänglich ist, als deine letzten Alben. War das bewusst, bzw. gewollt?
Mine: Das habe ich jetzt schon öfter gehört, aber bewusst war das nicht unbedingt. Ich gehe eigentlich nie so ran, dass ich denke, dass ich einen Schritt jetzt ganz aktiv gehe. Das entwickelt sich eher mit der Zeit, dass man sich einfach auch verändert. Dass man auch Dinge geil findet, die dann eben in den Geschmack mit einfließen. Ich habe auch sehr viel Musik gehört, die ein bisschen direkter war und habe dann auch bei der Platte mit Fatoni schon angefangen, so ein bisschen direkter zu schreiben. Also leichter zugänglich ist es dann finde ich vor allem vom Text her, wenn man etwas direkter schreibt und nicht so super kryptisch bleibt, sondern vielleicht auch so ein, zwei Sachen droppt, wo man eine klarere Vorstellung von hat. Und melodisch weiß ich gar nicht, ob das jetzt wirklich so viel zugänglich ist, aber das kann ich auch vielleicht gar nicht einschätzen, ob es poppiger ist oder nicht. Habe ich jetzt aber auch schon ein paar Mal gehört und ich glaube bei „90 Grad“ da fällt es mir auch selbst auf, dass das schon sehr viel poppiger ist. Aber ich finde ja auch Pop ziemlich geil, also ich höre ja auch viel Jessie J und Lady Gaga und so. Aber bisher war es noch nicht so, dass ich was geschrieben habe, was so in die Richtung ging. Ich finde, so etwas muss einfach automatisch passieren. Ich gehe da nicht vorher ran und denke mir: So, jetzt mache ich noch einen Lovesong und dann mache ich noch einen Hit. Das fände ich auch total einengend, so zu denken beim Schreiben. Das hat sich wahrscheinlich aus Versehen so ein bisschen da hin entwickelt, ohne dass ich es selbst gemerkt habe, was ich aber eigentlich ganz geil finde.
minutenmusik: Sowohl inhaltlich und textlich als auch musikalisch sind die Tracks auf dem Album ja auch sehr vielfältig. Ist dir das bewusst wichtig, Abwechslung in eine Platte zu bekommen oder ergibt sich das auch einfach so?
Mine: Das ergibt sich eigentlich auch einfach so. Das kommt daher, dass ich auch einfach wahnsinnig viel verschiedene Musik höre. Und früher war das sogar so, dass die Leute das eher als Abturner empfunden haben. Bei den ersten Alben habe ich das nämlich auch schon gerne gemacht, dass ich mehrere Genres bedient habe, weil ich auch oft einfach nicht wusste, wo ich einen Song hinstecken soll. Das war dann auch so, dass oft gesagt wurde, dass man das nicht verkaufen kann, weil es sich nicht so richtig schubladisieren lässt. Jetzt finden die Leute das eher cool, dass es abwechslungsreich ist. Und ich fand es eigentlich schon immer gut, sich nicht nur in einem Genre aufzuhalten, einfach weil ich das auch als Konsumentin nicht mache. Ich gehe auf so viele unterschiedliche Konzerte und höre so viel unterschiedliche Musik. Und ich will mich da dann auch nicht einengen, indem ich dann sage, dass es für mein Projekt jetzt in diese bestimmte Richtung gehen muss. Stattdessen mache ich es dann einfach, wenn ich etwas geil finde und Bock darauf habe und meine Stimme hält das dann irgendwie zusammen. Aber ich glaube deswegen ist das dann auch immer etwas breiter gefächert.
minutenmusik: Du hast deine metaphorische Art zu texten ja gerade schon angesprochen. In dem Titelsong „Klebstoff“ benutzt du ja die schöne Metapher, dass alles an einem kleben bleibt, mit dem man in Berührung kommt. Was ist das für dich für ein Gefühl und wie genau bist du auf diese Formulierung, diese Metapher gekommen?
Mine: Das ist eine gute Frage, wann ich diese Idee hatte oder wodurch das gekommen ist. Ich weiß auf jeden Fall noch, dass ich den Song ursprünglich für das Juse Ju-Album als Hook geschrieben habe. Der Text war damals noch ein bisschen anders, aber es war schon diese Hook. Nur das Wort Klebstoff ist damals noch gar nicht gefallen, sondern nur diese „Alles muss raus was keine Miete zahlt“, also die Hook. Und ich denke eben voll oft in Bildern. Das wird auch viel beeinflusst von Judith Holofernes, die das auch oft gemacht hat. Für mich ist das einfach emotionaler und größer, ich stehe einfach auf so große Bilder. Und diese Vorstellung, dass man mit Klebstoff eingeschmiert durch die Straßen läuft, das finde ich einfach sehr plakativ. Das ist ein großes Bild, finde ich. Und ich musste immer an den Pirelli-Kalender denken. Mein Vater hat zu Hause so ein Pirelli-Katalog von den letzten 60 Jahren und auf dem Cover ist eine Frau, der Wachs vom Gesicht läuft. Und das sieht ein bisschen so aus als wären das Eiszapfen und das fand ich schon immer ziemlich cool. Daran musste ich da irgendwie auch denken, weil das eben auch so ein großes Bild ist.
minutenmusik: Ist so dann auch das Albumcover entstanden?
Mine: Genau, so ist das Cover entstanden. Das war dann eher die bildliche Idee dahinter. Die Textidee kam eher so daher, dass man eben durch’s Leben geht und gar keine Wahl hat im Alltag, wo man jetzt eintaucht und wo nicht.
minutenmusik: Zu „Klebstoff“ gibt es ja auch ein tolles Video. Da stehst du ganz in weiß an einer Straße mit einem Schild, auf dem du die Leute aufforderst, ihren Namen auf dich zu schreiben, wenn sie sich in der Aussage „Ich bin nicht mein bestes Ich“ wiederfinden. Woher kam die Idee oder Inspiration zu dieser tollen Aktion und dem Video?
Mine: Also ich habe die Idee selbst bei jemand anderem gesehen. Und zwar habe ich im Internet mal ein Video von einer Frau und Mutter von mehreren Kindern gesehen, die sich in Unterwäsche auf die Straße gestellt hat und auch ein Schild hatte, wo drauf stand „Schreib auf mich, was du an mir schön findest“. Das ist bestimmt schon fünf Jahre her oder so, aber das hat mich emotional einfach so krass weggebombt. Ich finde das einfach Wahnsinn, sich da so halbnackt hinzustellen und das quasi den Leuten zu überlassen, aktiv zu werden oder eben nicht. Und wir haben dann kurzfristig noch eine Video-Idee gebraucht, die auch in kurzer Zeit noch umsetzbar war und da musste ich dann direkt wieder an diese Frau denken. Denn ich dachte auch, das kann man ganz gut auf diese Klebstoff-Ebene ziehen, das fand ich irgendwie ganz passend. Also gerade dieses Outing, da weiter zu gehen und nicht nur auf die Äußerlichkeiten einzugehen, sondern auf das, was innen drin ist.
minutenmusik: Und was war dieser Dreh dann für eine Erfahrung? Du hast da ja bestimmt auch einige Zeit gestanden und bist mit vielen Menschen in Kontakt gekommen. Wie war das für dich?
Mine: Es war super aufregend aber in erster Linie auch arschkalt (lacht). Es waren wirklich Minusgrade und ich stand da sieben Stunden, da hatte ich hinterher sogar richtige Gefrierbrände im Gesicht. Aber es war auch sehr emotional und irgendwie war es gar nicht so schwer, das durchzuhalten, denn nach einer halben Stunde kamen schon die ersten Leute und haben angefangen, auf mich drauf zu schreiben. Und wir dachten eigentlich, wenn so 30 Leute mitmachen, dann ist das schon ein voller Erfolg und man kann damit videomäßig auf jeden Fall schon mal was anfangen. Aber dann war ich nach ein paar Stunden wirklich komplett vollgeschrieben und das waren wirklich hunderte Leute, die da drauf geschrieben haben. Manche kamen auch her und haben mich einfach umarmt, das war richtig krass und das hätte ich so auch nie erwartet. Also das war schon echt rührend irgendwie und ich bin auch ganz glückselig.
minutenmusik: Wo wir gerade schon beim Thema Emotionen sind: Auf der Platte sind ja auch sehr persönliche Tracks, wie zum Beispiel „Vater“. Wie ist es für dich, dich in Songs so sehr zu öffnen, fällt dir das eher schwer oder leicht?
Mine: Also bei „Vater“ habe ich mir auch lange Gedanken gemacht, ob ich das veröffentliche oder nicht und habe da auch meinen Vater gefragt. Weil das ist ja schon sehr persönlich. Und das Ding ist ja, dass das Schreiben und Rausbringen gar nicht das ist, wovor ich jetzt Angst habe. Das Schlimme ist dann eigentlich eher die Konfrontation mit den Leuten. Gerade jetzt im Interview zum Beispiel, denn das sprechen dann natürlich auch viele an. Und es schreiben mir auch ganz viele Leute Nachrichten, die sich dadurch irgendwie auch mir nahe fühlen oder einfach Bock haben, dann über Sachen zu reden, die in diese Richtung gehen. Und das finde ich dann eher schwierig. Aber das wusste ich ja auch schon vorher, dass das passieren wird. Oder anders gesagt: Wenn man sowas schreibt und veröffentlicht, dann muss man sich bewusst sein, dass so etwas passieren kann. Und ich habe mir da lange Gedanken gemacht, aber dann habe ich mich entschieden, das jetzt einfach zu machen. Und deswegen bin ich glaube ich auch nicht so überrannt, weil ich mir wirklich ausgiebig darüber Gedanken gemacht habe, ob ich das wirklich will und ob ich damit klarkomme. Denn es ist natürlich schon ein Outing. Aber auf der anderen Seite denke ich mir auch voll oft, dass wenn irgendjemand das hört und sich dadurch vielleicht weniger scheiße fühlt, dann finde ich das auch irgendwie schön. Also wenn mir nur ein Mensch schreibt, dass er sich deswegen weniger wie ein schlechter Mensch fühlt, dann finde ich das eigentlich eine sehr schöne Erfahrung.
minutenmusik: Also würdest du auch sagen, dass es für dich schön und wichtig ist, wenn du deine Songs nicht nur als Ventil für dich persönlich nutzen, sondern auch anderen Menschen vielleicht damit weiterhelfen kannst?
Mine: Also ich benutze das für selbst auf jeden Fall auch als Therapie irgendwo. Ich mache mir aber in dem Augenblick ehrlicherweise keine Gedanken darüber, wie das andere Leute aufnehmen oder ob das irgendjemandem hilft. Ich würde auch nicht so weit gehen und sagen, dass das jemandem wirklich hilft. Es ist denke ich eher so ein Soundtrack, der nebenbei läuft. Denn so wichtig ist Musik dann denke ich doch nicht, dass sie Menschen ändert. Ich glaube eher, dass man das dann hört und selbst Dinge damit verbindet. Ich würde das nicht auf so eine krasse und wichtige Ebene heben, als dass das irgendwas in jemandem auslöst.
minutenmusik: Das heißt, du machst das in erster Linie für dich selbst, im Nachhinein ist es aber trotzdem ein schönes Gefühl, wenn sich auch andere damit identifizieren können?
Mine: Ja, klar ist das schön. Ich finde aber den Kontakt mit fremden Leuten dann trotzdem schwer, muss ich sagen. Ich denke dann schon, dass es cool ist, dass es den Leuten hilft, aber es ist auch manchmal echt schwer. Stell dir mal vor, jemand Fremdes kommt zu dir und sagt: „Hi, ich bin xy, mein Vater ist gestern gestorben und ich würde gerne mit dir darüber reden.“ Das ist halt schon sehr krass, weil du kennst die Leute ja nicht. Und ich kenne das ja auch selber, dass wenn ich Musiker höre und mich denen nahe fühle, dass ich auch das Bedürfnis habe, denen zu schreiben und mit denen zu reden. Ich versuche dann natürlich, so gut es geht zu reagieren, aber trotzdem noch den Abstand zu wahren. Also es freut mich schon auf der einen Seite, auf der anderen Seite bin ich aber auch manchmal ein bisschen überfordert.
minutenmusik: Wahrscheinlich belastet einen das ja sonst auch irgendwann selbst, wenn man so etwas immer an sich ranlässt, oder?
Mine: Ja, genau. Und auf der einen Seite will ich ja auf gar keinen Fall jemanden damit alleine lassen, wenn er sich mir gegenüber öffnet. Aber auf der anderen Seite weiß ich auch gar nicht was ich da sagen soll. Weil eigentlich bin ich ja in dem Augenblick auch gar nicht der richtige Ansprechpartner. Sondern man sollte da vielleicht mit jemandem drüber reden, der einem nahe ist. Und ich bin den Leuten vielleicht nahe, aber sie sind mir nicht nahe. Und ich weiß dann auch manchmal gar nicht, wie ich da reagieren soll. Und man will ja auch niemanden abwürgen, das kommt ja auch noch dazu. Aber wenn dann plötzlich 50 Leute schreiben, wie soll ich das noch unterkriegen? Ich meine, das klingt jetzt alles vielleicht ein bisschen gemein, aber ich bin eben auch ein sehr mitfühlender Mensch und das macht mich dann auch immer ein bisschen fertig. Und ich will dann ja auch irgendwie da sein, aber das geht auch nicht immer zu hundert Prozent.
minutenmusik: Auf der Platte hast du ja auch einige Feature-Gäste, wie zum Beispiel Giulia Becker, AB Syndrom, Großstadtgeflüster, Haller, Bartek von den Orsons oder Dissy. Wie kam es dazu, hast du mit den meisten von ihnen auch schon vorher zusammengearbeitet oder hat sich das jetzt erst für diese Platte ergeben?
Mine: Also bei Giulia hat es sich jetzt erst ergeben. Das war so, dass ich sie in einer Insta-Story verlinkt habe und dann hat sie mir geschrieben und meinte sie kennt mich und meine Musik und findet das auch gut. Und ich war dann total geflasht, weil ich schon sehr lange sehr großer Fan von ihr bin. Dann habe ich sie auch direkt angehauen, ob sie nicht Bock hat, einen Vers zu schreiben, da hatte ich sie direkt im Kopf und war dann auch sehr happy. Und die anderen kannte ich eigentlich alle schon vorher. Bartek kenne ich schon sehr lange, mit dem habe ich auch schon auf einem Orsons-Album zusammengearbeitet. Dissy habe ich mal nach einer Veranstaltung kennengelernt, dann sein Album gehört und dann haben wir uns auch ein paar mal getroffen. Haller war mal in meiner Band, also den kenne ich wirklich schon am längsten und ich schätze den auch total. Und AB Syndrom kenne ich auch schon länger, die haben mal Support gespielt in einem ganz kleinen Club und dann letztes Jahr auch ihr Album rausgebracht und das hat mich total geflasht. Da hab ich sie dann auch gefragt, ob sie nicht Bock haben und hatte „Spiegelbild“ auch schon eine Weile rumliegen. Ich war aber nicht so ganz glücklich mit dem Song, weil ich keine Hook gefunden habe, die mir wirklich gefällt. Ich habe ihnen den Song dann geschickt und sie haben mir die Hook dann so zurückgeschickt, wie sie jetzt auch auf dem Song ist und ich fand es super krass und wusste auch direkt, dass das als erstes rauskommen muss.
minutenmusik: Du hast aber ja bislang nicht nur Features mit anderen Künstlern gemacht, sondern letztes Jahr sogar ein ganzes Album zusammen mit Rapper Fatoni aufgenommen. Was war das für eine Erfahrung, so ein Kollabo-Album zu machen und was sind da vielleicht Vor- oder Nachteile gegenüber einem Soloalbum?
Mine: Vorteile sind glaube ich vor allem, dass man sehr viel schneller und flüssiger schreibt. Also rein textlich, weil man sich da dann auch so Bälle hin und her wirft und das einfach sehr viel schneller geht, wenn man zu zweit schreibt. Man wird einfach kreativ schneller getriggert, was ich sehr cool fand und was den Schreibprozess auch sehr unangestrengt gemacht hat. Der Nachteil war für mich glaube ich vor allem, dass man sich mehr committen muss und mehr Kompromisse eingehen muss, was mir auf künstlerischer Ebene wirklich manchmal schwer fällt. Denn wenn man ein gemeinsames Album macht, dann müssen beide Parteien ja wirklich mit jedem einzelnen Teil glücklich sein und das ist gar nicht so einfach. Dazu kommt auch, dass man verschiedene Arten hat, zu arbeiten. Also ich bin zum Beispiel sehr ungeduldig und arbeite immer gerne sehr früh voraus, weil es mir eine gewisse Ruhe gibt, dass ich nie irgendwas rausbringen muss, was ich nicht gut finde. Wenn zum Beispiel mal ein Videodreh daneben läuft und es gefällt mir nicht, dann möchte ich nicht gezwungen sein, das rauszubringen, sondern die Möglichkeit haben, das nochmal zu machen. Denn mir ist es schon sehr wichtig, was dann rauskommt. Die meisten Künstler arbeiten aber eben eher so ein bisschen kurzfristiger.
minutenmusik: Also war Fatoni da eher gelassener und du warst diejenige die gesagt hat: „Komm, wir müssen das jetzt machen“?
Mine: Ja, ich war auf jeden Fall auch nervig. Ich war immer schon drei Monate vorher so „Wir müssen das jetzt machen“ und er war dann eher so „Ach man, warum denn, das ist doch jetzt noch gar nicht relevant und nachher brauchen wir das gar nicht“. Das gab es auch, dass es sich dann anders ergeben hat und am Ende hat man umsonst Arbeit reingesteckt. Also das hat alles auch immer zwei Seiten. Aber mich macht das halt immer ganz unruhig, vor allem wenn man weiß, man geht irgendwann in die Promo-Phase, was halt wirklich die anstrengendste und stressigste Phase ist. Und deshalb finde ich es immer gut, wenn man vorher schon viel abarbeitet, was man eben vorher schon machen kann. Also ich glaube das war für uns beide nicht ganz einfach, aber wir haben es am Ende doch ganz gut hinbekommen. Klar haben wir uns ab und zu gestritten, aber das ist ja ganz normal, jeder streitet sich mal. Vor allem wenn man jeden Tag miteinander zu tun hat und gleichzeitig an so emotionalen Themen arbeitet, da kommt man gar nicht drum rum. Das wichtige ist nur, dass man gesund und fair streitet, finde ich.
minutenmusik: Du hast ja bisher auch nicht nur mit anderen Künstlern zusammengearbeitet, sondern auch bereits zweimal schon Orchesterkonzerte mit Orchesterarrangements deiner Songs gespielt. Was ist für dich das Besondere daran und wie war die Zusammenarbeit da?
Mine: Das war weniger eine Zusammenarbeit, sondern ich habe die Arrangements selbst geschrieben und dann die Musiker angefragt und mir quasi selbst so ein Orchester zusammengestellt. Ich habe ja in Mainz studiert und da gibt es auch einen klassischen Studiengang, wo es auch viele Streicher gibt, die ich in dem Rahmen schon kennengelernt habe. Und die waren dann beim ersten Orchesterkonzert schon am Start und ich hab die dann auch nochmal für das zweite gefragt, weil ich das immer ganz cool finde, so langfristig mit Leuten zusammenzuarbeiten. Orchesterkonzerte sind auf jeden Fall, gerade wenn das Orchester noch nicht vorher besteht, ein unglaublicher Aufwand. Wir fangen da wirklich immer ein Jahr vorher an und sind dann aber auch jeden Tag damit beschäftigt. Da gibt es immer so viele Sachen, da bin ich echt froh dass ich da Leute habe die mir helfen, denn ich selbst würde wahrscheinlich die Hälfte vergessen. An was man da alles denken muss, wenn man so viele Leute auf und hinter der Bühne hat, alleine auf der Orga-Seite. Aber für mich persönlich ist es einfach die allergrößte kreative Freiheit. Ich habe mich dann auch hingesetzt und gedacht, wenn ich jetzt alle Musiker der Welt zur Auswahl hätte, welche Besetzung hätte ich dann gerne. Und dann habe ich quasi angefangen mit den Songs, die die größte Besetzung hatten und habe danach die Musiker angefragt. Und das ist halt geil, wenn man etwas schreibt und dann kann man es zum ersten Mal hören und es klingt plötzlich im Raum mit echten Instrumenten. Das ist für mich einfach das größte Geschenk und es macht so viel Spaß und gibt einem so viel Energie.
minutenmusik: Hast du denn vor, das in Zukunft nochmal zu wiederholen, vielleicht auch mit den neuen Songs?
Mine: Auf jeden Fall. Also ich muss das auch nochmal machen, weil ich noch nie richtig zufrieden war. Beim letzten Mal ging auch was schief und dann war ich auch echt ein bisschen down. Und deshalb kann ich das auf keinen Fall so stehen lassen, alleine für mich selber. Dann nehme ich natürlich auch neue Songs mit rein. Aber wann, das steht noch in den Sternen. Da muss man natürlich gucken, dass auch das Budget irgendwie zusammenkommt und dass man dafür einen geeigneten Rahmen findet. Aber ich werde das auf jeden Fall nochmal machen, ich bin ja auch erst 33, ich habe ja noch mein ganzes Leben vor mir.
Das Album “Klebstoff” kannst du dir hier kaufen.*
Und so hört sich das an:
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Mine live 2019:
03.05. – Mannheim, Alte Feuerwache
04.05. – Wiesbaden, Schlachthof
05.05. – Hannover, Musikzentrum
07.05. – Konstanz, Kulturladen
08.05. – Stuttgart, Clubcann
09.05. – Leipzig, Conne Island
10.05. – Berlin, Huxley’s
11.05. – Hamburg, Mojo
15.05. – Wien, Porgy & Bess
16.05. – Nürnberg, Hirsch
17.05. – München, Ampere
18.05. – Zürich, Dynamo Zürich
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