Ich muss zugeben: Ich hatte ein bisschen Angst vor diesem Jahresrückblick. In meinem Kopf war dieses Jahr musiktechnisch (und eigentlich auch in jeder anderen Hinsicht) eines, das man am liebsten einfach wieder vergessen würde. Den Grund dafür muss ich hier wahrscheinlich nicht noch einmal nennen. Aber als ich mich dann nochmal durch die Alben gehört habe, die dieses Jahr so erschienen sind, mir andere Jahresrückblicke durchgelesen habe und das Jahr nochmal im meinem Kopf habe Revue passieren lassen, ist mir aufgefallen: So scheiße war 2020 in musikalischer Hinsicht überhaupt nicht. Eher im Gegenteil: Es war ein Jahr mit richtig viel guter neuer Musik und tatsächlich auch ein Jahr, in dem ich endlich mal viel Zeit hatte, mir auch viele neue Künstler*innen und Bands anzuhören. Na klar: Was Konzerte angeht, hätte dieses Jahr für mich – wie wohl für alle anderen auch – eindeutig besser laufen können. Aber auch da gab es trotzdem hier und da ein paar Highlights. Los geht es jetzt aber erst einmal mit meinen liebsten Alben.
Meine Lieblingsalben 2020
In den vergangenen Jahren habe ich hier meistens eine Top 10 erstellt – das ist mir in diesem Jahr aber ziemlich schwergefallen. Zum einen, weil mir viele Alben einfach wahnsinnig gut gefallen haben und es kaum möglich ist, diese zu ranken; zum anderen, weil dann einfach zu viele tolle Alben außen vor bleiben würden. Dieses Jahr also mal anders:
Mein absolutes Album-Highlight und auch mein meistgehörtes Album 2020 ist zweifelsohne „Future Nostalgia“ von Dua Lipa. Was genau ich daran so toll finde und warum, habe ich schon ausführlich in dieser Doppel-Review mit Christopher aufgeschrieben, also mache ich es hier kurz: Dua Lipa bringt Pop für mich einfach auf ein ganz neues Level, ist innovativ, bringt trotzdem alte Elemente mit rein und schafft es dabei auch noch, das ausnahmslos jeder Song unglaublich catchy ist. Definitiv das beste (Pop-)Album des Jahres. Aber nicht nur Dua Lipa hat im Pop-Bereich ordentlich abgeliefert: Auch „Plastic Hearts“ von Miley Cyrushabe ich in den vergangenen Wochen sehr gerne gehört. Wer hätte gedacht, dass in meinem Jahresrückblick mal zwei Pop-Alben ganz vorne mit dabei sind.
Aber keine Sorge, ich bin dieses Jahr natürlich auch meinem Lieblings-Genre, dem Indie, treu geblieben. Und da fand ich dieses Jahr sogar deutlich erfolgreicher als die vergangenen Jahre: Ob The Naked and Famous mit „Recover“, My Ugly Clementine mit „Vitamin C“ oder Bombay Bicycle Club mit „Everything Else Has Gone Wrong“ – all das waren Alben, die ich dieses Jahr sehr gerne gehört habe. Die unangefochtene Nummer 1 im Indie bleibt aber wohl „Sad Happy“ von Circa Waves – ein wundervolles Indie-Pop Doppelalbum von dem gleich mehrere meiner Lieblingssongs dieses Jahres stammen.
Neben diesen ganzen internationalen Veröffentlichungen gab es in diesem Jahr aber natürlich auch wieder einige Bands und Künstler*innen aus Deutschland, die in meiner Spotify-Rotation hängen geblieben sind: Allen voran Blond mit „Martini Sprite“, die Dua Lipa fast schon die Führung streitig gemacht hätten und mich in diesem Jahr vor allem durch ihre großartige Live-Performance überzeugen konnten. Knapp dahinter folgt zwar kein Album, aber dafür die wahnsinnig gute „alma“-EP von Jeremias, die bei mir ebenfalls rauf und runter lief. Wieder im Indie angekommen konnten mich auf Shelter Boy mit seiner EP und die Giant Rooks mit ihrem langersehnten Debüt-Album von Anfang an überzeugen – anders als Provinz, von deren „Wir bauten uns Amerika“ ich mir zunächst etwas mehr erwartet hatte und mit dem ich erst ein bisschen warm werden musste. Ähnlich ging es mir bei dem spontanen Release „12“ von AnnenMayKantereit, das nun aber, gemeinsam mit Oehls „Über Nacht“, ebenfalls zu meinen liebsten deutschsprachigen Alben dieses Jahres gehört.
Ein weiteres absolutes Highlight des Jahres war natürlich auch „HELL“, das langersehnte Album der Ärzte, das die Vorfreude auf die auf nächstes Jahr verschobene Tour noch mehr steigern konnte. Aber neben diesen – für mich zugegebenermaßen relativ erwartbaren – Alben gab es auch die eine oder andere Überraschung. So gefielen mir zum Beispiel auch die beiden eher elektronisch angehauchten Alben von Hundreds und HONNE ziemlich gut. Enttäuscht war ich dafür leider von der The 1975 Platte, die mich bis auf ein oder zwei Songs leider gar nicht abgeholt hat.
Konzert-Highlights 2020
Diese Rubrik fällt in diesem Jahr aus bekannten Gründen leider sehr kurz aus, trotzdem möchte ich die wenigen tollen Konzert, die ich in diesem Jahr besucht habe, nicht unerwähnt lassen. Unangefochtener Spitzenreiter ist dabei wohl das Blond-Konzert im Februar im Kölner Gebäude 9. Die drei liefern einfach eine geile Show ab, machen gute Stimmung und sind dabei auch noch super sympathisch. Ein weiteres Highlight war aber auch mein letztes Konzert vor Corona, nämlich das K.I.Z.-Frauenkonzert Anfang März in Dortmund. Hätte ich damals gewusst, dass es das letzte normale Konzert für eine sehr lange Zeit werden würde, wäre ich wahrscheinlich noch mehr abgegangen als sowieso schon.
Aber auch im Sommer gab es dank Open-Air-Konzerten dann immerhin ein bisschen Live-Musik. Hier sind mir vor allem die beiden Konzerte von Thees Uhlmann und Faber bei den Juicy Beats Parksessions in Dortmund in Erinnerung geblieben.
Neuentdeckungen 2020
Wie schon gesagt, hatte ich dieses Jahr endlich mal wieder Zeit, mir viele neue Künstler*innen und Bands anzuhören – und das hat sich auf jeden Fall gelohnt. Vor allem ÄTNA mit ihrem Debütalbum „Made by Desire“ und Children mit ihren tollen deutschsprachigen Singles und dem Album „Hype“ haben es mir in den vergangenen Monaten sehr angetan. Aber auch Novaa, Drens, Sylvan Esso und Krakow Loves Adana sind mir an der Indie-Front immer wieder begegnet und schließlich auch in meinen Playlists geblieben. Und: Ein bisschen late to the party, aber auch das Machine Gun Kelly-Album fand ich zu meiner eigenen Überraschung wirklich gut.
Die Bildrechte für die Albumcover liegen bei Universal Music und Rough Trade. Die Rechte der Beitragsbildcover liegen bei Frisbee Records (Kytes), Beton Klunker Tonträger (Blond), Jkp (Antilopen Gang), Universal Music (Dua Lipa), Eklat Tonträger (K.I.Z), Bmg Rights Management (Dance Gavin Dance, Kvelertak), SO Recordings (Enter Shikari), Warner Music (Provinz, Hayley Williams), Smi Col (Bury Tomorrow), The Orchard (Hurts), No Sleep Records (Hot Mulligan), Epitaph (Touche Amore), Sony Music (Little Mix, Zugezogen Maskulin).
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