Sport ist Mord, so heißt es. Doch manchmal kann Sport auch großes Glück bedeuten – so wie im Fall von Benson Boone, den ich persönlich nur dank eines Home-Workout Videos von und mit Fitness-Influencerin Pamela Reif auf YouTube entdeckt habe. Doch statt motivierender Up-Tempo-Pop-Hits oder anderen Fitness-typischen Genres ist der 21-jährige Sänger aus Washington vor allem für seine emotionsgeladenen Balladen bekannt. Am 26.05.2024 spielte Benson Boone sein erstes Konzert in Köln – und wir waren dabei.
Als Support gab es allerdings erst einmal das Wiedersehen mit einem alten Bekannten: Daniel Seavey dürfte vielen der anwesenden Musikfans noch als Bandmitglied der amerikanischen Boyband Why Don’t We ein Begriff sein. Diese macht seit 2016 gemeinsam Musik, befindet sich jedoch aufgrund eines Rechtsstreits mit ihrem ehemaligen Management seit 2022 in einer Bandpause. Dass Daniel Seavey auch solo unterwegs ist, war mir persönlich nicht bekannt – doch man merkte dem 25-jährigen Sänger seine Leidenschaft und Bühnenerfahrung direkt deutlich an. Energiegeladen performte er seine eigenen Lieder, spielte Gitarre, bediente Ed Sheeran-like eine eigene Loop Station, hüpfte ans Schlagzeug, ans Keyboard und zauberte am Ende sogar noch ein Cello hervor, das er spielte. Wow. Und damit nicht genug: natürlich durften auch Why Don’t We Songs in der Setlist nicht fehlen, sodass Daniel dem Kölner Publikum u.a. mit der Single Fallin‘ (Adrenaline) einheizte. Bevor er die Bühne verlies, machte Daniel deutlich, dass auch er sich sichtlich auf den Auftritt des Hauptacts freute. Auch auf Instagram hatte man bereits verfolgen können, dass zwischen den beiden Sängern eine rührselige Freundschaft entstanden war.
Schließlich trat gegen 21 Uhr Benson Boone auf die Bühne. Mit seinen wilden Locken, Schnurrbart und einer ärmellosen Jeansweste gekleidet setzte sich für sein Intro zunächst ans Keyboard. Schnell zeigte sich jedoch, dass uns hier kein gemütlicher Balladen-Abend erwartete. Der Sänger machte direkt klar, dass – entgegen seiner eher ruhigen Songs – eigentlich eine ziemlich verrückte und extrovertierte Persönlichkeit in ihm schlummert. Mit witzigen Ansagen führte der Benson durch den Abend, erzählte dem Publikum viel über die Entstehung der einzelnen Songs und flitzte während des Singens wie ein Rockstar über die Bühne. Mit so viel Personality hatte ich nicht gerechnet – immerhin hatte ich im Workout Video mit Pamela Reif gelernt, dass Benson Boone erst kürzlich den Weg zur Musik gefunden hatte, als er nur durch Zufall vor ein paar Jahren sein musikalisches Talent bei dem Bandwettbewerb seiner Schule entdeckt hatte. Kaum zu glauben, dass Benson Boone erst 21 Jahre alt sein soll, denn er wirkte an diesem Abend deutlich reifer und schon weitaus erfahrener auf der Bühne der ausverkauften Location.
Aber zurück zum eigentlichen Konzert – Benson spielte insgesamt 18 Songs, wobei die meisten von seinem Debütalbum „Fireworks & Rollerblades“ stammten, das vor nicht einmal zwei Monaten erschienen war. Neben seiner Bühnenpräsenz auch hierfür: Hut ab. Dass ein Konzert selbst mit mehr als nur einem veröffentlichten Album gerade einmal 60 Minuten dauert ist heutzutage leider keine Seltenheit mehr. Benson Boone hingegen powerte anderthalb Stunden voll durch! Unterstützt von einer großartigen Liveband wusste er sich und seine Songs dabei perfekt in Szene zu setzen und landete mit jedem einzelnen Ton genau an der richtigen Stelle. Das Publikum dankte es ihm nicht nur mit lautstarkem Jubel, sondern sang die selbstgeschriebenen Songs auch textsicher mit. Es war deutlich zu sehen, dass den Fans die Lyrics hierbei sehr viel zu bedeuten schienen. Von Trennungsliedern, Hasstiraden, bis hin zu einer Dankeshymne an seinen besten Freund Eric war alles dabei.
Auch für mich gab es ein unerwartetes Highlight an diesem Abend. Vorab war der Song In The Stars für mich besonders herausgestochen. Eine emotionale Klavierballade, die sich mit dem Tod eines geliebten Menschen auseinandersetzt. Schon während Bensons Ansage konnte man im Publikum allerhand Schluchzen wahrnehmen. Genau hierfür wollte der Sänger Raum schaffen: obwohl er mit seinen gerade einmal 21 Jahren aus einem vollkommen handygeprägten Zeitalter stammt, bat er das Publikum, die Mobiltelefone für In The Stars beiseitezulegen und sich stattdessen auf den Text zu konzentrieren, dabei an einen verlorenen Menschen zu denken und den Gefühlen freien Lauf zu lassen. So traurig sich das anhört: solch einen handyfreien Moment habe ich auf Konzerten schon lange nicht mehr erlebt. Die emotionale Bandbreite war deutlich spürbar – Tränen rollten leise; andere weinten laut – das Publikum bestand für einen Moment aus mehr Seelen als den anwesenden. Ein unglaublich schöner und besonderer Moment.
Die Fans bedankten sich bei Benson u.a. mit einer Fanaktion, bei der sie während des Songs Forever And A Day liebevoll gedruckte Schilder in die Luft hielten. Auch sein Debütsong Ghost Town sorgte für einen besonderen Moment und einen wunderschönen Fan-Chor. Doch allzu emotional sollte es Dank der witzigen Art des Sängers nicht bleiben und so lockerte er die Stimmung schnell mit der nächsten Ansage wieder auf – wie zum Beispiel der Tatsache, dass jemand behauptet hatte, auf seinem Debütalbum seien keine Hits. Die 800 MILLIONEN Streams seines Erfolgssongs Beautiful Things belegen hier etwas deutlich anderes! Und mit eben diesem Song, der Benson Boone via Social Media zum Star gemacht hatte, verabschiedete sich der junge Sänger, ehe er mit einem Radschlag (?!?!?!) von der Bühne verschwand.
Doch dies bedeutete noch lange nicht, dass der Abend schon vorbei war. Auf Instagram hatten Benson und Daniel verkündet, dass sie bereit für eine Afterparty seien. Erwartungsvoll warteten viele Konzertbesucher*innen noch vor der Halle. Kurz nach 23 Uhr machte sich das Warten bezahlt: die Fans wurden zurück auf das Gelände der Location geführt, wo Benson Boone in Begleitung von Daniel Seavey an der Gitarre noch drei Akustiksongs performte: Yellow von Coldplay, der noch unveröffentlichte Song Pretty Slowly und die Hitsingle Beautiful Things. Auf lautstarken Wunsch gab es sogar noch einen Teil des Fanlieblings Work Of Art seiner EP zu hören. Gegen 23:45 Uhr endete der Konzertabend dann wirklich.
Unser Fazit: WOW.
Auch ohne das Konzert nach dem Konzert hätten wir an diesem Abend nichts zu kritisieren gehabt, außer – und da kann Benson Boone natürlich nichts für: in der ausverkauften Location war es unglaublich heiß und den Fans, die zum Teil Stunden vor der Halle gewartet hatten, machte die Hitze sichtlich zu schaffen. Als einige Fans um Wasser baten, wurde ihr Wunsch sowohl von den Securities, als auch den Sanitätskräften abgelehnt. Dies kann und sollte – insbesondere mit Blick auf die schwerwiegenden Ereignisse bei anderen Shows in der Vergangenheit – niemals der Fall sein!
Davon einmal abgesehen hat Benson Boone den Abend zu einem rundum gelungenen Erlebnis gemacht. Kein Wunder, dass er in diesem Jahr sogar als Support Act für Taylor Swift in London auftreten darf. Nicht viele Künstler*innen, die noch so frisch im Business sind, überzeugen mit solch einer Stimmgewalt, Bühnenpräsenz und Ausdauer wie Benson. Nur einen Bruchteil seiner Energie hätte ich dann gerne für mein nächstes Pamela Reif-Home-Workout… Danke!
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